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FC Bayern München: Robert Lewandowskis Fünferpack gegen den VfL Wolfsburg – Nine minutes, five goals

FC Bayern München: Robert Lewandowskis Fünferpack gegen den VfL Wolfsburg – Nine minutes, five goals

Foto: sportfotodienst / Team 2 / IMAGO

Heute vor zehn Jahren verewigte sich Robert Lewandowski in den Geschichtsbüchern. Mit seinen fünf Treffern in neun Minuten gegen Wolfsburg machte Lewandowski die Bayern endgültig ungbesiegbar.

Englische Woche, Flutlicht, Anpfiff 20 Uhr, Topspiel in der Bundesliga: Am 6. Spieltag empfing Bayern München als Tabellenzweiter – ja, so was gab es tatsächlich – den Tabellendritten und amtierenden Pokalsieger aus Wolfsburg in der heimischen Allianz Arena. Es war die erste richtige Standort-Bestimmung der noch jungen Saison. Pep Guardiola änderte seine Startelf im Vergleich zum Darmstadt-Spiel am Wochenende auf vier Positionen. Draußen blieb auch Robert Lewandowski, der es nach Sprunggelenksproblemen zumindest in den Kader geschafft hatte. Aber die Elf las sich trotzdem so gut, dass man ihn kaum vermisste und der Ruf, in wichtigen Spielen nicht zu treffen, hing ihm schon damals nach.

Ortswechsel: Los Angeles, Kalifornien, kurz vor 11 Uhr Pacific Time. Stimmt! Es ist ja gleich Bundesliga. „Who’s playing?“, fragte eine befreundete Amerikanerin. Ja, wer spielte? „Munich versus Wolfsburg“, antworteten mein Vater und ich unisono. „Let’s watch the game!“ Wolfsburg stieß dabei nur auf wenig Begeisterung. Also schwangen wir uns ohne sie an einem müden Dienstag aufs Sofa und schalteten das Spiel zwischen Meister und Pokalsieger ein. Endlich konnte ich mal wieder mit meinem Vater zusammen ein Spiel unserer Bayern anschauen. Die Aufstellungen bekamen wir nicht mehr mit, Anpfiff!

Schnell fiel auf, dass Wolfsburg nicht umsonst Pokalsieger geworden war, auch wenn Kevin De Bruyne danach den Verein gen Manchester verlassen hatte. Und Bayern erwischte nicht den besten Tag. Wolfsburg ging durch Daniel Caligiuri verdient in Führung und hätte vor der Pause sogar noch nachlegen können. Das hätte es im Urlaub nun wirklich nicht gebraucht, die Stimmung auf der Couch, knapp 10.000 Kilometer von der Allianz Arena entfernt, war ernüchtert. Kein Spiel, über das ich noch in Jahren mit meinem Vater in Erinnerungen schwelgen würde können. Zu wenig Spielfreude, zu wenig Kreativität, zu wenig Durchschlagskraft. Bei uns reifte in der Halbzeit die Überzeugung, dass ein treffsicherer Stürmer an allen Ecken und Enden fehlte.

Gerade das, was den Bayern in der vergangenen Saison in den entscheidenden Momenten gefehlt hatte. Im DFB-Pokal verpassten es die Münchner trotz dominanter Leistung und klarer Führung den Sack zuzumachen und schieden so doch noch gegen den BVB aus. Und in der Champions League war gegen den FC Barcelona Schluss. Auch hier wäre mehr möglich gewesen, doch die vorhandenen Chancen wurden erneut nicht genutzt. Guardiola sagte nach dem Spiel: „Es ist unmöglich, ihn zu stoppen. Keiner kann Messi kontrollieren.“ Indes: Die Hintermannschaft von Barcelona konnte Lewandowski damals kontrollieren. Der Unterschied-Spieler war Lionel Messi, nicht Lewandowski.

Doch jetzt, gegen Wolfsburg, wurde Lewandowski zu Wiederbeginn eingewechselt. Hinter dem Stoßstürmer konnten Vidal, Götze und Müller frei wirbeln, nach ein paar Minuten rutschte irgendwie der Ball zu Lewandowski: Tor! Ausgleich! Der amerikanische Sender übertrug noch ein, zwei, drei Wiederholungen, im Stadion war noch Stadionsprecher Stephan Lehmann zu hören. Da stand der Pole schon wieder mit Ball am Fuß an der Strafraumkante, zog ab und traf genau ins Eck. Warum nicht gleich so? Erleichterung und Freude ob der Führung machten sich breit. Der Tag nahm doch noch einen positiven Lauf. Anstoß. Wolfsburg schien aus dem Gegentreffer gelernt zu haben. Kurz durchgeschnauft, kurz den Ball hin und her geschoben. Dann begann Fußball wie am Reißbrett a la Pep. Neuer, Vidal, Alonso, Boateng, Vidal, Costa, Müller, Götze, Lewandowski, Pfosten, Lewandowski, Tor! Drei Tore in drei Minuten! So einfach, so schnell, und so schön!

Keine zwei Minuten später wurde Douglas Costa auf die Reise geschickt, seine Flanke wurde abgefälscht und landete vor den Füßen von, na klar, Robert Lewandowski, der in Bundesliga-Logo-Manier zum vierten Mal einnetzte. Was war denn hier los? Mein Vater kriegte sich vor Lachen nicht mehr ein, ich starrte mit offenem Mund auf den Fernseher. Nicht mal Lewandowski konnte es richtig fassen. Das Spiel war entschieden, Wolfsburg einer Aufgabe nahe und Bayern tatsächlich auch nicht mehr gewillt, ohne Bremse nach vorne zu spielen. Denkste! Dann flankte Götze und – weil einfach alles klappte – traf Lewandowski per Seitfallzieher. Ich blickte nun endgültig entgeistert drein. Passierte das alles gerade wirklich? Fünf Tore in neun Minuten? Sogar Pep Guardiola konnte es nicht fassen! Die Amerikanerin kam fragend zurück ins Zimmer und sah mich fassungslos dreinblicken und meinen Vater hysterisch lachen. „What happend?!“, fragte sie. Stille. „Nine minutes, five goals!“, gaben wir ungläubig von uns. Wir waren uns noch immer nicht sicher, ob wir nur bei einer Folge Die Geissens auf dem Sofa eingeschlafen waren und einfach Carmen permanent nach „Rooooooobeeeeert“ schreien hörten. Aber nein, es war Stephan Lehmann und gemeint war Robert Lewandowski.

Spätestens mit diesem Spiel war Lewandowski endgültig bei den Bayern angekommen und der FC Bayern nahe an der von Guardiola angestrebten Perfektion. Fortan spielte der Pole quasi immer. Die Krönung in dieser Saison blieb zwar aus, am Ende wurde es „nur“ das nationale Double. In der Champions League schieden die Bayern trotz zweier herausragender Spiele im Halbfinale gegen Atlético Madrid aus. Guardiola zog anschließend weiter, Lewandowski verewigte sich mit seinem Fünferpack in den Bayern- und Bundesliga-Geschichtsbüchern – und verlieh dem Klub ein Gefühl von Perfektion und Unbesiegbarkeit. In den zehn Jahren seit jenem 22. September 2015 verloren die Bayern lediglich elf Bundesliga-Heimspiele.

11freunde

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