Kimmich sagt perfekten Satz zur Pleite - die eine Weltklasse-Erkenntnis birgt

„Wenn man sich die erste Hälfte anschaut, hatten die eigentlich gar kein Bock zu gewinnen“, sagte ein zerknirschter Joshua Kimmich und ergänzte den entscheidenden Halbsatz: „Und am Ende gewinnen sie trotzdem.“

Nach dem 1:2 am Mittwoch gegen Portugal wollte das DFB-Team im „Finale der Verlierer“ eine Reaktion zeigen. So ein Spiel sei nach so einer langen Saison und vor der Klub-WM „psychologisch kein Feuerwerk“, wie es Bundestrainer Julian Nagelsmann im Vorfeld formulierte. Ein solches zündete seine Elf dann aber auf dem Rasen der MHP-Arena.

Gleich zu Beginn hagelte es Chancen um Chancen, sodass Deutschland „nach sechs Minuten schon 3:0 führen“ müsse, wie Kimmich bei RTL analysierte. Dann ging das Heimteam aber „unglücklich mit 0:1 in die Pause“.

Auch Nagelsmann sagte klar: „Wenn du 4, 5 Hundertprozentige rausspielst, darfst du schon mal in Führung gehen.“ Der Bundestrainer kritisierte die „Abschlussqualität“ seiner Angreifer, Frankreich-Keeper Mike Maignan habe gar nicht viel für seine Paraden machen müssen.

Die Vielzahl an Möglichkeiten unterstreiche aber dennoch einen starken Auftritt der Mannschaft. „Was das Gefühl angeht, hat die Leistung gutgetan“, so Nagelsmann, aber: „Das Ergebnis nicht“. Man habe aber gezeigt, dass „wir trotz vieler Ausfälle gegen ein Topteam große Chancen ausspielen können.“

Die DFB-Team trat an diesem Final Four nicht gerade in Bestbesetzung auf. Jamal Musiala, Kai Havertz und Tim Kleindienst fehlten für die Offensive. Antonio Rüdiger, Nico Schlotterbeck und Yann Aurel Bisseck für die Defensive. Dazu Angelo Stiller im Mittelfeld. Nachrücker Jonathan Burkhardt und Nadiem Amiri mussten verletzungsbedingt aus dem Trainingslager abreisen. Keine einfachen Bedingungen.

So fand auch RTL-Experte Lothar Matthäus: „Wenn bei uns die erste Elf spielt, können wir bei jedem Gegner mithalten.“ Die Qualität in der zweiten Reihe fehle aber im Vergleich zu den Top-Nationen noch.

Auch habe Deutschland auf manchen Positionen – wie die Außenverteidiger – keinen Spieler auf internationalem Niveau. Kimmich, empfindet Matthäus, gehöre ins Zentrum.

Letztlich entscheidet die individuelle Qualität zugunsten Frankreichs. Die schlechtere Mannschaft gewinnt, aber die schlechtere Mannschaft hat eben Kylian Mbappé.

Der nutzte seine erste Chance im Spiel zum Schock vor der Pause. Kurz vor Schluss legte er dann zur Entscheidung für Bayerns Michael Olise auf – nach einem Bock des deutschen Innenverteidiger-Duos Robin Koch/Jonathan Tah.

Das Team habe in der zweiten Hälfte „zu schnell die Geduld verloren, zu früh die Struktur verloren“, erklärte Kimmich, und so „einen Konter nach dem nächsten gefangen.“ Für die Franzosen sei das dann ein „zu leichtes Spiel“.

Am Ende ist eine Niederlage eine Niederlage. Am Ende ist es nur Platz 4 beim Final Four. Am Ende ist es für Bundestrainer Julian Nagelsmann und sein DFB-Team ein enttäuschender Saisonabschluss – und ein Rückschritt in Richtung WM.

Wie schon beim EM-Aus gegen Spanien haben auch die Nations-League-Duelle gezeigt, dass Deutschland noch ein paar Schritte bis zur Weltspitze fehlen.

Die Spiele haben auch gezeigt: Weit abgehängt sind wir nicht!