Unregelmäßigkeiten und Freistellung: Berliner Versorgungswerk nach Medienberichten unter Druck
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Seit längerem gibt es Medienberichte zu Unregelmäßigkeiten und auch bestätigten Fehlinvestments des Versorgungswerks der Zahnärztekammer Berlin VZB. Prominentes Beispiel: das Insurtech Element, das mittlerweile insolvent ist und an dem das Versorgungswerk laut des Element-Insolvenzverwalters wesentlich beteiligt war.
Nun gibt es weitere Neuigkeiten: Laut eines Medienberichts der „Wirtschaftswoche“ (Bezahlschranke) wurde Ralf Wohltmann, Direktor des Versorgungswerks und in dieser Position auch Aufsichtsratsmitglied bei diversen Beteiligungen, inzwischen freigestellt. Eine Anfrage dieser Redaktion zur Personalie und der Berichterstattung der „Wirtschaftswoche“ blieb unbeantwortet.
Medienberichte über mögliche InteressenskonflikteLaut des Medienberichts gibt es zudem bei einigen Investments des Versorgungswerks Hinweise auf mögliche Interessenskonflikte. So etwa bei einem Immobilienfonds, den Magna Asset Management für das Versorgungswerk managt. An Magna Asset Management – Tochter der VZB-Beteiligung Magna Real Estate – seien demnach zum Zeitpunkt des millionenschweren Kaufs eines Essener Bürogebäudes auch zwei Geschäftsleute mit jeweils 20 Prozent beteiligt gewesen. Die gleichen Geschäftsleute sollen einen Großteil des Gebäudes aber auch zuvor mittelbar besessen haben.
Das Duo tauche so „auf Verkäufer- und auch auf Käuferseite“ auf, heißt es in dem Bericht. Anwälte der Magna-Gesellschaften äußerten sich gegenüber der „Wirtschaftswoche“ und bestritten demnach, dass das Duo auf Käuferseite am Deal beteiligt gewesen sei. Das Magazin nennt aber noch weitere Beteiligungen wie etwa an der Engel & Völkers Digital Invest, bei dem es zu Auffälligkeiten gekommen sei. Außerdem gäbe es eine „Risikokonzentration, die Versorgungswerke eigentlich vermeiden sollten“.
Einsehbar sind die Geschäftsberichte der Versorgungskammer, in dem die Versorgungskammer für das Jahr 2022 Kapitalanlagen im Wert von fast 46 Millionen Euro abgeschrieben hat. Ein Jahr später und damit Ende 2023 waren es fast 65 Millionen Euro. Demgegenüber stand zum gleichen Zeitpunkt ein für die Berliner Zahnärzte verwaltetes Vermögen von knapp über 2 Milliarden Euro zur Buche – und eine Bruttoverzinsung von 3,6 Prozent. Netto blieb dann nur noch eine Verzinsung von 0,6 Prozent, die damit Ende 2023 deutlich unter dem Rechnungszinssatz von 3,0 Prozent lag. Auch im Vorjahr hatte das Versorgungswerk das Ziel verfehlt, erreichte einen Wert von gerundet 2,0 Prozent.
Drittes Jahr in Folge mit Nettoverzinsung unterm Rechnungszins drohtTeil der Wahrheit ist allerdings auch, dass das Versorgungswerk mit der Kapitalanlage in den Vorjahren teils deutlich über dem Rechnungszinssatz rangierte. In den zehn Jahren zwischen 2014 und 2023 übertraf das Versorgungswerk sechsmal den Rechnungszinssatz, viermal lag es darunter. Mit 2022 und 2023 war das nun zweimal in Folge der Fall, für 2024 könnte ein ähnliches Bild anstehen. Auf die Frage hin, ob 2024 besser als 2023 werden könnte, schreibt das Versorgungswerk im Geschäftsbericht: „Das muss man wohl mit einem klaren Nein beantworten.“
So liege der Transaktionsmarkt für Immobilien in 2024 „überwiegend weiter darnieder“. Bei den Beteiligungen werde zwar in Gesellschaften mit positivem Cash Flow investiert, das Versorgungswerk merkt aber an: „Unsere Beteiligungen sind überwiegend noch nicht in dem Entwicklungsstadium, sodass wir hier weiter gemeinsam mit unseren Partnern dran arbeiten müssen.“ Als eher langfristig ausgerichteter Investor wolle man sich öfter früher fragen, obein Verkauf sinnvoll und jemand anders als wir vielleicht besser für die Weiterentwicklung sei.
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