«Dad-Modus» bei Pavianen: Wie eine gute Beziehung zum Vater das Leben der Töchter verlängert


Bei Säugetieren gibt es nur wenige Arten, bei denen sich Väter intensiv um die Kinder kümmern. Wenn sie es aber tun, kommt das dem Nachwuchs zugute. Das stellt eine am Mittwoch publizierte Studie aus Kenya fest. Sie zeigt, dass bei Pavianen die Qualität der Beziehung zwischen Vätern und Töchtern einen bedeutenden Einfluss auf die Lebensdauer der Weibchen hat.
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Während bei den Säugetieren die Bedeutung der Mutter auf die Entwicklung des Nachwuchses gut erforscht ist, weiss man über den Einfluss der Väter nur wenig. Beim Menschen wisse man, dass ein abwesender Vater in der Kindheit mit weniger Einkommen, schlechterer Gesundheit und höherer Mortalität einhergehe, halten die Forscher in der Studie fest.
Paviane im «Dad-Modus»Wie aber ist es im Tierreich? Das beleuchtet die in der Fachzeitschrift «Proceedings of the Royal Society B» publizierte Studie. Untersucht wurden 216 weibliche Paviane und ihre Väter im Amboseli-Nationalpark im Südwesten von Kenya. Ein Drittel der jungen Weibchen lebte mindestens drei Jahre lang in der gleichen sozialen Gruppe wie ihr Vater. Bei den anderen zwei Dritteln hat der Vater die Gruppe entweder früh verlassen oder ist in den ersten drei Lebensjahren des Weibchens gestorben.
Die Forscher untersuchten die Pflegerituale zwischen den jungen Weibchen und ihren Vätern. Damit wollten die Forscher um die Biologin Elizabeth Archie von der Universität Notre Dame die Stärke der Beziehung evaluieren. Die Studienautoren vergleichen die Fellpflege der Paviane dabei mit einem Kaffeekränzchen bei den Menschen.
Die Resultate sind eindrücklich: Pavian-Weibchen, die eine starke Beziehung zum Vater haben und für drei Jahre oder mehr mit ihm zusammengelebt haben, leben laut der Studie zwei bis vier Jahre länger als Weibchen mit einer schwachen Beziehung zum Vater.
«Männliche Paviane erreichen ihren grössten Reproduktionserfolg in der Regel, wenn sie junge Erwachsene sind», wird die Biologieprofessorin Archie auf der Website der Universität Notre Dame zitiert. «Aber wenn sie ein paar Kinder hatten und ihre Kondition nachlässt, wechseln sie in den ‹Dad-Modus›», sagt sie weiter. Der Druck, sich zu paaren, nehme ab. Die Väter seien weniger unterwegs und hätten mehr Zeit, sich mit den Kindern zu beschäftigen.
Kleiner Beitrag, grosser NutzenVater-Tochter-Paare, die länger gemeinsam leben, weisen laut der Studie eine starke Pflegebeziehung auf. Starke Beziehungen zwischen jungen Weibchen und anderen erwachsenen Männern in der Gruppe hatten hingegen nicht denselben Effekt. Der Grund könnte sein, dass Pavian-Väter bei Konflikten mit anderen Gruppenmitgliedern zugunsten ihres Nachwuchses – oder von deren Müttern – intervenieren.
Männchen erweiterten das soziale Netzwerk eines Kindes, heisst es in der Studie. Als beliebte Gruppenmitglieder würden viele Paviane mit ihnen interagieren. «Ein Kind, das sich in der Nähe eines Männchens aufhält, hat also vielfältigere soziale Interaktionen als ein Kind, das nur mit der Mutter zusammen ist», sagt Archie. Väter schüfen eine Art Sicherheitszone für ihre Töchter.
«Bei vielen Säugetieren haben die Väter den Ruf, nicht viel zur Pflege beizutragen», sagt Archie. Doch man wisse jetzt, dass auch scheinbar kleine Beiträge einen grossen Nutzen hätten, zumindest bei Pavianen. Archie ist überzeugt, dass die Studie Aufschluss über die evolutionären Wurzeln der menschlichen elterlichen Fürsorge geben könne.
nzz.ch