Er macht fast alles besser: Der Sony WH-1000XM6 ist ein Kopfhörer zum Zunge schnalzen

Der Sony WH-1000XM6 in Blau, weitere Farben sind Schwarz und Silber.
(Foto: kwe)
Ein richtiger Schritt zurück, mehrere kleine Schritte nach vorn: Der Sony WH-1000XM6 macht fast alles besser als der Vorgänger und ist damit ein heißer Anwärter auf den Titel des besten aktuellen Bluetooth-Kopfhörers. Für den Ohrenschmaus muss man allerdings tief in die Tasche greifen.
Drei Jahre hat sich Sony Zeit gelassen, um einen neuen Kopfhörer der 1000X-Serie herauszubringen. Das Warten hat sich gelohnt, denn die Japaner haben beim WH-1000XM6 nicht nur die Kritik am Vorgänger beherzigt, sondern auch etliche weitere Detailverbesserungen vorgenommen. Das Ergebnis ist ein bequemer und kompakter Bluetooth-Kopfhörer mit hervorragendem Klang und ausgezeichneter aktiver Geräuschunterdrückung (ANC).
Der WH-1000XM5 wurde für seinen starren Bügel kritisiert, durch den sich das Gerät nicht mehr kompakt zusammenklappen ließ. Das neue Modell hat wieder Gelenke, die knapp über den Muscheln sitzen. Sie machen wie der gesamte Kopfhörer einen sehr stabilen Eindruck und verursachen weder Klapper- noch Knarzgeräusche.

Die Gelenke sind stabil, die Tasten gut platziert.
(Foto: kwe)
Außerdem ist der Neue bequemer. Zum einen haben die Muscheln jetzt etwas dickere Polster, wodurch die Ohren mehr Luft haben und der Kopfhörer besonders bequem aufliegt - auch für Brillenträger. Zusätzlich hat Sony so die passive Geräuschunterdrückung leicht verbessert. Eine weitere Komfortverbesserung ist ein breiteres und dickeres Polster am Bügel. Insgesamt sitzt der WH-1000XM6 so äußerst angenehm, aber auch sicher.
Zusammengeklappt passt der Kopfhörer in ein kompakteres Etui als beim starren Vorgänger und nimmt so im Gepäck deutlich weniger Platz weg. Die robuste, aber schicke Box gefällt obendrein durch einen praktischen Magnetverschluss und ein Extra-Fach für Lade- und Klinkenkabel.
Gelungene SteuerungDie Steuerung ist weitgehend unverändert geblieben. Auf der Außenseite der rechten Muschel befindet sich eine präzise reagierende Touch-Fläche, über die man durch Tipper und Wischbewegungen die Wiedergabe regelt. Bei Anrufen kommt die Touch-Fläche ebenfalls zum Einsatz. Gespräche kann man aber auf Wunsch auch durch Kopfnicken oder -schütteln an- oder ablehnen.

Der Kopfhörer in seiner Box.
(Foto: kwe)
An der Unterseite der linken Muscheln sitzen zwei für den Daumen einfach zu findende und zu unterscheidende Tasten. Eine dient zum Ein- und Ausschalten sowie zur Bluetooth-Kopplung. Über die andere wechselt man in erster Linie zwischen ANC und Transparenzmodus. Drückt man sie zwei- oder dreimal, kann man auf Wunsch auch die Streamingdienste Spotify oder Amazon Music sowie die Schlaf- und Entspannungsapp Endel aufrufen.
Eine weitere praktische Funktion ist die Spracherkennung: Wenn man zu sprechen beginnt, stoppt die Wiedergabe und der Transparenzmodus wird gestartet. Prima: Die Empfindlichkeit kann man in zwei Stufen regeln oder automatisch an die Umgebung anpassen lassen. Ebenso kann man festlegen, wie lange es dauert, bis der Modus beendet wird, wenn man schweigt.
Übersichtliche, aber enorm umfangreiche AppAlle Einstellungen nimmt man in der enorm umfangreichen, aber trotzdem übersichtlich gestalteten Sound-Connect-App vor. Hier gibt es auch die Option, bei bestimmten Aktivitäten automatisch eine Musikanwendung zu starten oder ANC an Tätigkeiten anzupassen.

Die Muschelpolster lassen sich einfach wechseln.
(Foto: kwe)
In Sound Connect findet man jetzt außerdem neben zahlreichen voreingestellten Modi einen noch detaillierteren Equalizer mit zehn statt wie bisher fünf regelbaren Frequenzbändern. Zusätzlich hat man die Optionen, bei komprimierten Audiodateien verlorene Details per KI in Echtzeit wiederherzustellen oder bei Videos Stereo-Sound in 3D-Klang zu verwandeln. Ansonsten ermöglicht der Kopfhörer High Resolution Audio und 3D-Sound über den Bluetooth-Codec LDAC oder Sonys 360 Reality Audio.
Noch besserer KlangDer Vorgänger hatte schon einen ausgezeichneten Klang, der WH-1000XM6 klingt mit einem verfeinerten Innenleben noch besser, eine Spur detailreicher, definierter und klarer. Sony scheint ebenso die Dynamik verbessert zu haben. Der Unterschied ist nicht groß, aber das Klangbild wirkt insgesamt stimmiger und präziser.
Ein Equalizer dürfte nur bei eingeschränktem Gehör oder in Spezialfällen nötig sein, denn der Kopfhörer liefert bei jedem Musikstil eine überzeugende Vorstellung. Ein solcher Spezialfall ist Gaming, für das es jetzt einen eigenen Modus mit verstärkten Schritt- und Schussgeräuschen gibt.
Für Spieler ist auch gut, dass der WH-1000XM6 Bluetooth LE Audio mit extrem niedrigen Latenzen unterstützt. Obendrein beherrscht er durch den Standard Auracast, womit man etwa in Museen bei Audio-Führungen den eigenen Kopfhörer nutzen kann.
Top ANC, klasse TransparenzmodusBeim ANC hat Sony ebenso eine Schippe draufgelegt. Genau genommen hat der Hersteller die dafür verwendete Anzahl der Mikrofone von acht auf zwölf erhöht. Damit unterdrückt der WH-1000XM6 störende Geräusche nicht nur etwas stärker als der Vorgänger, er passt sich vor allem noch besser an die Umgebung an.
So filtert die aktive Geräuschunterdrückung nicht nur zuverlässig das Rauschen an belebten Straßen, im Flugzeug oder der Bahn heraus. Er hat sich im Praxistest auch als sehr effizient bei Bürogeräuschen wie klappernde Tastaturen oder Gesprächen von Kollegen herausgestellt. Insgesamt dämpft der WH-1000XM6 mehr verschiedene Geräusche als die meisten Konkurrenten.
Erfreulich dabei ist, dass nicht nur das ANC-typische Eigenrauschen minimal ist, sondern auch der Klang durch die Funktion unbeeinflusst bleibt. Das gilt für den Transparenzmodus. Klasse ist bei ihm außerdem, dass man die Stärke des Effekts stufenlos anpassen oder dies einer Automatik überlassen kann. Zusätzlich hat man die Option, bei verwendetem ANC Stimmen durchzulassen.
Ungestörte Telefonate, gute AusdauerIm Praxistest war auch beeindruckend, wie gut sich der WH-1000XM6 bei Telefonaten in lauten Umgebungen anpasst. Mit sechs Mikrofonen und KI-Unterstützung erzeugt der Kopfhörer ein Beamforming-System, bei dem die Stimme exzellent aufgenommen wird und Umgebungsgeräusche effektiv unterdrückt werden. Bei einem Telefonat an einer belebten Kreuzung sagte ein Gesprächspartner, so gut wie nichts von der Umgebung zu hören. Lobenswert ist auch, wie souverän der WH-1000XM6 Windgeräusche unterdrückt.
Die Ausdauer des Kopfhörers ist nicht herausragend, aber trotzdem sehr gut. Sony gibt maximal 30 Stunden an. Der Testzeitraum ließ nicht zu, den Akku komplett zu entleeren, doch dass die Anzeige nach rund fünf Stunden bei 83 Prozent stand, bestätigt die Herstellerangabe ungefähr. Ist die Batterie leer, genügen drei Minuten an der Strippe, um etwa wieder drei Stunden Musik zu hören. Und im Gegensatz zum Vorgänger kann man den WH-1000XM6 beim Laden weiternutzen.
FazitWer den aktuell besten Bluetooth-Kopfhörer sucht, sollte definitiv dem WH-1000XM6 eine Chance geben. Sony hat die Designfehler des Vorgängers beseitigt und den Klang sowie die aktive Geräuschunterdrückung auf ein neues Level gehoben. Mit 450 Euro hat der Preis leider ebenso ein neues Niveau erreicht, aber der Kopfhörer hat dafür auch sehr viel zu bieten.
Quelle: ntv.de
n-tv.de