Waldbrand in Sachsen und Thüringen: Warum sind wir immer noch nicht vorbereitet? – Ein Kommentar

Es ist erschreckend, dass wir jeden Sommer vor der gleichen Misere stehen. Hektarweise Wald steht in Flammen, Ortschaften müssen evakuiert werden, Dutzende Menschen ihre Häuser verlassen, während Hunderte Feuerwehrleute versuchen, das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Das ist es, was jetzt in der Gohrischheide an der Landesgrenze von Sachsen und Brandenburg wieder passiert. Jedes Mal riskieren die (oftmals ehrenamtlichen!) Einsatzkräfte bei diesen Bränden ihr Leben, jedes Mal sind die Löscharbeiten für sie eine immense Herausforderung.
Denn: Obwohl jedes Jahr aufs Neue Waldbrände in Deutschland ausbrechen, sind wir darauf noch immer nicht ausreichend vorbereitet. Es fehle an Schutzkleidung sowie robusten, geländegängigen Fahrzeugen, sagt Waldbrandexperte und Feuerwehrmann Ulrich Cimolino. Auch seien viele Einsatzkräfte gar nicht darin geschult, wie man sich bei einem Waldbrand richtig verhält, wie man zum Beispiel in Wäldern Schläuche verlegt.
Diese strukturellen Defizite sind nach jahrzehntelanger Waldbranderfahrung absolut inakzeptabel und – um im Bilde zu bleiben – brandgefährlich. Denn das Waldbrandrisiko steigt, angefacht auch durch die Klimakrise. Wärmere Frühjahre führen dazu, dass die Vegetation früher austrocknet und die Brandgefahr früher im Jahr einsetzt – so wie dieses Jahr. Durch längere, heißere Sommer hat sich die Brandsaison in Deutschland zudem verlängert.
Unter diesen Umständen ist zu befürchten, dass die Feuerwehren künftig häufiger zu Waldbränden ausrücken müssen. Sie nicht besser zu schulen und auszurüsten bedeutet, den Verlust von Menschenleben in Kauf zu nehmen.
Doch die Waldbrandprävention beginnt schon bei jedem Einzelnen. Noch immer unterschätzen viele Menschen die Gefahr, wenn sie etwa unachtsam ihre noch glühende Zigarette im Wald wegwerfen oder ihr Auto auf einer trockenen Wiese parken, wo heiße Fahrzeugteile ein Feuer entzünden können. Denn Hitze und Trockenheit allein lösen noch keinen Waldbrand aus. Der Brandstifter ist in den meisten Fällen der Mensch.
Sich auf den gesunden Menschenverstand zu verlassen, wird nicht ausreichen, um künftige Brände zu verhindern. Es muss zusätzlich die Brandschutzerziehung verstärkt werden – zum Beispiel durch vermehrte Aufklärungsarbeit in Schulen oder regelmäßige Informationskampagnen mit Plakaten, Online-Angeboten oder im Fernsehen.
Denn ein Waldbrand ist nicht nur ein wirtschaftlicher Schaden, indem Nutzholz verloren geht oder Infrastrukturen wie Forststraßen beschädigt werden. Es entsteht immer auch ein ökologischer Schaden. Lebensräume für Tiere und Pflanzen gehen verloren, die Bodenfruchtbarkeit leidet, klimaschädliche Treibhausgase wie Kohlenstoffdioxid werden freigesetzt, was zur Erderwärmung beiträgt. Mehr Erderwärmung kann wiederum mehr Waldbrände bedeuten. Aus diesem Teufelskreis auszubrechen, muss für uns noch mehr Priorität haben.
rnd