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Trumps Politik: Vom Unglauben zur Verleugnung

Trumps Politik: Vom Unglauben zur Verleugnung
Pflicht
Meinung

Text, in dem der Autor Ideen vertritt und Schlussfolgerungen auf der Grundlage seiner Interpretation von Fakten und Daten zieht

LKWs mit Containern im Hafen von Barcelona, 10. Juli
Lastwagen mit Containern im Hafen von Barcelona, 10. Juli. David Zorrakino (Europa Press)

Nach der anfänglichen Betäubung durch die US-Handelsoffensive befindet sich die Weltwirtschaft in einer seltsamen Phase der Entkopplung zwischen wahrgenommener Unsicherheit und Daten, die eine gewisse Widerstandsfähigkeit erkennen lassen. Auch in Spanien steht die anhaltend gesunde Wirtschaftsdynamik im Kontrast zu den zahlreichen externen Schocks und den Wechselfällen der nationalen Politik. Dieses Gefühl der Immunität wird jedoch nicht ewig anhalten.

Die Märkte zeigen sich derzeit optimistisch, da die Aktienmärkte ihre Verluste nach dem „Tag der Befreiung“ vollständig wettgemacht haben. Der Nasdaq ist in diesem Jahr bisher um fast 7 %, der Euro Stoxx 50 um 12 % und der Ibex 35 um beeindruckende 22 % gestiegen. Anders ausgedrückt: Die Sparer blicken skeptisch auf die aufrührerischen (und umkehrbaren) Aussagen von Präsident Donald Trump, wenn man bedenkt, dass die US-Wirtschaft sowohl 10 % Zölle als auch einen Anstieg der Staatsverschuldung um 25 % verkraften kann – genau das, was nach der Verabschiedung der „schönen“ Steuerreform der republikanischen Regierung erwartet wird. Die Märkte setzen zudem auf Zinssenkungen, insbesondere im Falle eines Wechsels an der Spitze der Federal Reserve. Und sie setzen auch darauf, dass die Auswirkungen des Handelskriegs diesseits des Atlantiks beherrschbar bleiben.

Diese Wahrnehmung wird auch durch die jüngsten makroökonomischen Daten gestützt, die laut GDPnow-Indikator ein BIP-Wachstum von 0,6 Prozent in den USA im zweiten Quartal und laut PMI-Indikator in der Eurozone sowie in Spanien (0,5 Prozent laut Funcas) belegen.

Angesichts dieser ermutigenden Zeichen sind zwei Faktoren wichtig, die die Situation verletzlich machen. Erstens werden sich die Zölle unmittelbar auf den internationalen Handel auswirken: Warenlagerhaltung der Unternehmen oder frühzeitige Lieferungen in die USA haben die Folgen der Handelsbeschränkungen abgemildert. Doch diese Praktiken bieten nur vorübergehende Abhilfe: Mit der Zeit wird der Handel unweigerlich unter dem Handelskrieg leiden, selbst im günstigen Szenario eines allgemeinen Preisaufschlags von höchstens 10 Prozent auf europäische Produkte – und etwas mehr bei Autos, Stahl, Aluminium und einigen Agrarprodukten.

Zweitens scheinen die Märkte die inhärente Inkonsistenz der US-Wirtschaftspolitik nicht verkraftet zu haben. Einerseits erzeugen Zölle Misstrauen bei Investoren, da Protektionismus die Produktionskosten erhöht, Lieferketten unterbricht und letztlich das Produktionspotenzial untergräbt. Andererseits brauchen die USA ebendiese Investoren, um ein bereits galoppierendes öffentliches Defizit zu finanzieren, das sich durch Steuersenkungen noch weiter verschärfen wird. Anders ausgedrückt: Trumps Wirtschaftspolitik schafft weitere Ungleichgewichte und untergräbt gleichzeitig die Anreize der Investoren, diese weiterhin zu finanzieren.

Die Aufwertung des Euro, einer Währung, die als sicherer Hafen fungiert, könnte diesem Widerspruch zum Opfer fallen. Zwar hat die Gemeinschaftswährung bereits an Wert gewonnen, doch angesichts protektionistischer Drohungen könnte die Korrektur noch größer ausfallen. Da viele andere Währungen, darunter auch der Yuan, tendenziell im Gleichschritt mit dem Dollar tendieren, wird die Euro-Aufwertung globale Auswirkungen haben und für Exporteure deutlich kostspieliger sein als die Zölle selbst.

Glücklicherweise ist die spanische Wirtschaft von der Zollerhöhung und den Folgen der Euro-Aufwertung gegenüber anderen Währungen relativ unbeeinflusst. Denn unser Handel fließt vor allem in die Eurozone, mit der wir einen soliden Überschuss erzielen. Trotz dieser zunächst günstigen Lage liegt das Hindernis jedoch im eingeschränkten wirtschaftspolitischen Handlungsspielraum. Die Haushalte werden auf unbestimmte Zeit verschoben, und wir sind kaum in der Lage, einen Konsens über bedeutende Reformen oder Maßnahmen zur Abfederung der internationalen Widrigkeiten zu erzielen.

Die europäische Gemeinschaftswährung notierte am Freitag bei rund 1,17 US-Dollar und damit 13 % höher als zu Jahresbeginn. Der Euro tendierte auch gegenüber anderen Währungen, wie dem chinesischen Yuan (10,5 %), zu einer Aufwertung, was die Wettbewerbsfähigkeit der Exporte beeinträchtigte. Die Aufwertung des Euro ist daher nahezu universell und spiegelt eine Anpassung der Kapitalbewegungen wider, insbesondere im Bereich der Portfolioinvestitionen, die sich nach der Verhängung von Handelsbeschränkungen durch die Trump-Regierung Anfang April beschleunigt hat.

EL PAÍS

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