VW erklärt chinesischen Autos den Krieg: Ein Plan, der alles verändern wird

Angesichts der überwältigenden Konkurrenz chinesischer Elektroautos startet Volkswagen nun eine Gegenoffensive. Das Unternehmen plant, die Technologiekosten um 40 Prozent zu senken und die Entwicklungszeiten drastisch zu verkürzen. Damit will das Unternehmen die Spielregeln neu definieren.
Der Volkswagen-Konzern hat eine Crash-Strategie vorgestellt, um mit chinesischen Herstellern von Elektrofahrzeugen (BEV) zu konkurrieren und diese zu schlagen. Dies spiegelt die existenzielle Dringlichkeit der europäischen Automobilindustrie wider. Der Plan, der auf einer drastischen Kostensenkung von 40 Prozent für die neue Technologieplattform basiert, ist keine bloße Abwehrmaßnahme, sondern eine umfassende Offensive, die die gesamte Lieferkette des Kontinents umzugestalten droht.
Die Bedrohung ist offensichtlich und allgegenwärtig. Die Verkäufe von Elektrofahrzeugen von Volkswagen sind auf dem hart umkämpften chinesischen Markt stark eingebrochen, während neue Marktteilnehmer wie BYD planen, Autos mit fortschrittlicher autonomer Fahrfunktion für weniger als 20.000 Dollar auf den Markt zu bringen – ein Kostendruck, der für traditionelle europäische Serienmodelle untragbar ist.
Im Mittelpunkt der neuen Strategie von Volkswagen steht eine historische Partnerschaft mit dem israelischen Technologieriesen Mobileye und dem französischen Tier-1-Zulieferer Valeo. Gemeinsam werden sie eine skalierbare und kostengünstige Plattform für autonomes Fahren der Stufe 2+ entwickeln und einsetzen.
- Mobileye wird das Gehirn des Systems bereitstellen: seinen fortschrittlichen EyeQ6-Chip sowie seine Wahrnehmungs- und Entscheidungssoftware.
- Valeo liefert die Sinne: den kompletten Satz an Sensoren (Kameras, Radare) und ist für die Integration des Systems in die Fahrzeuge verantwortlich.
Durch diese Zusammenarbeit kann Volkswagen seine Großserienfahrzeuge der Marken VW, SEAT und Skoda bis 2027 mit der MQB-Plattform ausstatten. Ziel ist es, fortschrittliche Funktionen wie freihändiges Fahren auf der Autobahn und automatische Spurwechsel zu deutlich geringeren Kosten anzubieten.
Dieses Modell der engen Partnerschaft markiert das Ende einer Ära in der Branche. In der Vergangenheit kauften Automobilhersteller (OEMs) wie Volkswagen einzelne Komponenten von einer Vielzahl von Zulieferern: den Radar von einem Unternehmen, die Kameras von einem anderen, die Software von einem dritten. Das Ergebnis war ein fragmentiertes, teures und schwer zu aktualisierendes System.
Die neue Strategie basiert auf dem Konzept eines „softwaredefinierten Fahrzeugs“ (SDV) und zentralisiert die Rechenleistung in einem einzigen, leistungsstarken Controller. Dies reduziert nicht nur Komplexität und Kosten, sondern ermöglicht es Volkswagen auch, die Kontrolle über die Software, den wertvollsten Bestandteil eines modernen Fahrzeugs, zu behalten und Updates und neue Funktionen „over the air“ (OTA) anzubieten, genau wie bei einem Smartphone.
„Unser Ziel ist es, bis 2026 bei Einstiegsmodellen der Kompaktklasse Kostenparität mit lokalen Wettbewerbern zu erreichen. […] Die China Main Platform (CMP) soll die Kosten um 40 % senken.“ – Erklärung des Volkswagen Konzerns.
Für traditionelle Tier-1-Zulieferer, die ausschließlich Hardware herstellen, lautet die klare Botschaft: Anpassen oder untergehen. Um in der neuen Automobilindustrie zu überleben, müssen sich Unternehmen zu Software- und Integrations-Kompetenzzentren entwickeln, die in der Lage sind, in strategischen Allianzen zusammenzuarbeiten. Im europäischen Komponentensektor wird eine Welle der Konsolidierung und Disruption erwartet.
Der vielleicht aufschlussreichste Aspekt der Volkswagen-Strategie ist ihre strategische Bescheidenheit. Der deutsche Konzern übernimmt offen das chinesische Entwicklungsmodell, um wettbewerbsfähig zu bleiben. In Zusammenarbeit mit lokalen Partnern wie XPENG hat Volkswagen eine „China Core Platform“ (CMP) und eine „China Electric Architecture“ (CEA) entwickelt.
Ziel ist es, die Zeit bis zur Markteinführung neuer Produkte durch einen schnelleren, stärker lokal ausgerichteten Ansatz um 30 % zu verkürzen. Dies ist die implizite Erkenntnis, dass der traditionelle, sorgfältige deutsche Entwicklungszyklus zwar hochwertige Fahrzeuge hervorbringt, für das rasante Tempo des BEV-Marktes jedoch zu langsam und zu teuer ist.
Volkswagen kämpft nicht nur um Marktanteile, sondern um seine zukünftige Bedeutung. Die Offensive richtet sich nicht nur gegen die Konkurrenz, sondern auch gegen die eigene Vorgehensweise. Es ist eine aus der Not heraus erzwungene Neuerfindung, die den deutschen Riesen retten oder eine neue Ordnung in der globalen Automobilindustrie einläuten könnte.
La Verdad Yucatán