Drogen: Acht Jahre Gefängnis für einen großen französischen Drogenhändler, der einen Rollstuhlfahrer anheuerte

Im geschäftigen Treiben der Korridore des Flughafens Orly (Val-de-Marne) bemerkt eine Mitarbeiterin der Behindertenbegleitung ihre Kundin schon von Weitem, begrüßt sie und eilt herbei, um sie in einen Rollstuhl zu setzen. Von diesem Moment an kann sich die Passagierin, die gerade aus Fort-de-France (Martinique) ausgestiegen ist, von ihrer aufmerksamen Begleitperson führen lassen. Diese banale Szene am 20. November 2021 nimmt eine neue Wendung, als Zollbeamte in den drei Koffern dieser westindischen Mutter, die mit ihrer dreijährigen Tochter reist, verdächtige Fracht entdecken.
50 kg Kokain waren im Gepäck der polizeiunbekannten Reisenden versteckt. Wie durch ein Wunder konnte sie sich problemlos selbstständig fortbewegen und wurde in Zollgewahrsam genommen: Ihre Betreuung durch ihren Schutzengel, der ebenfalls nicht vorbestraft war, war ein Täuschungsmanöver, um Durchsuchungen zu vermeiden. Laut ihren Vernehmungen und der Analyse ihrer Telefone standen die beiden im Dienst eines mysteriösen Sponsors namens „Nasa“.
Nach mehr als drei Jahren Ermittlungen, insbesondere zur Absicherung von Telefondaten aus Gesprächen über die Signal-App, erschien der mutmaßliche „Nasa“ am Donnerstag, dem 19. und Freitag, dem 20. Juni, persönlich vor dem Pariser Strafgericht zum Prozess in diesem Drogeneinfuhrfall. Der schlanke 38-Jährige mit ernster Miene und Pferdeschwanz ist Fachrichtern wohlbekannt. Firat Cinko wurde bereits zehnmal verurteilt. Er ist außerdem der entfernte Cousin der behinderten Assistentin im Pariser Flughafen Orly.
Während seiner Anhörungen vor dem Untersuchungsrichter sowie während der Anhörung selbst bestritt Herr Cinko, dieser berühmte „Nasa“ zu sein, und das trotz telefonischer Gegenprüfungen, Geolokalisierungen und Links zu anderen Nachrichten, in denen andere seiner Spitznamen – die behaupteten – wie etwa „Ralph“ oder „Rr“ auftauchen.
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lemonde