Fernreisen: Hanoi, ein Hauch von Legende

Von farbenfrohem Streetfood bis hin zur mit Sternen besetzten Tafel eines charmanten Palastes: Ein köstlicher Gourmet-Spaziergang durch die Hauptstadt Vietnams, bei dem der Appetit schon beim Gehen kommt!
Im Herzen Hanois raucht, knistert und geschäftig die Straße. Sie liegt auf Oberschenkelhöhe, zwischen dem Duft einer klaren Brühe und dem Klappern der Plastikhocker. Vor Pho 10 Ly Quoc Su warten wir geduldig und ohne Eile auf eine Suppe. Gegenüber dasselbe Pho, dasselbe Glück, nur ohne Schlange. Weiter, im Bún cha Huong Liên, tunken wir gegrilltes Schweinefleisch in süß-saures Nuoc Mam. Die Wände wiederum bewahren die Erinnerung an Obama und Bourdain, die an einem Abend wie jedem anderen an einem Tisch saßen.
Denn Hanoi liest man nicht, man verschlingt es. Jede Gasse führt ins Leere. Wir passieren die St.-Josephs-Kathedrale, ein gotisches Pastiche, das wie zufällig dort platziert wurde, die halb geöffneten Fensterläden des Kolonialviertels, die Motorroller, die durch ein Ballett aus Schatten und Lärm gleiten. Weiter nördlich quellen die Hallen des Dong-Xuan-Marktes über von Koriander, Lotusblumen, lebenden Fischen und Weihrauch. Die Leute reden laut. Sie lachen herzlich. Sie verlieren sich dort glücklich.
Im Osten, am Ufer des Hoan-Kiem-Sees, treffen Badmintonspieler auf alte Damen, die rückwärtslaufen, um die Zeit zu vertreiben. Wir marschieren weiter zum Opernhaus von Hanoi, einem majestätischen strohgelben Gebäude, das vom Palais Garnier inspiriert ist. Hier wechseln sich klassische Konzerte mit dem Geschrei von Hupen ab. In der Nähe präsentiert das Museum der Schönen Künste seine Lackarbeiten und Buddha-Statuen in einer kühlen, kühlen Atmosphäre, ideal für den Nachmittag.
Auf dem Rückweg ist eine Gourmetpause im perfekt knusprigen Bánh Mi 25 unerlässlich. In diesem noch warmen Baguette sorgt die Kombination aus hausgemachter Pastete, Koriander, eingelegten Karotten und weißen Radieschen, garniert mit einem Schuss Chilisauce, für eine perfekte Balance. Fettig, säuerlich, würzig, knackig: ein echtes Streetfood. Man kann im Stehen oder auf dem Bürgersteig sitzend essen, umgeben von Aromen, zwischen geparkten Motorrollern und dem Gemurmel der umliegenden Küchen.
In einem Café im Obergeschoss bestellt man einen Eierkaffee, einen dichten, warmen Schaum, fast wie ein Flan. Dieses seltsame, cremige und süße Getränk ist ein Wunder: 1946 hatte ein Barkeeper im Sofitel Legend Metropole Hanoi die Idee, die Milch durch geschlagenes Eigelb zu ersetzen. Der Fehler wurde ikonisch. Die Geste verbreitete sich, sogar auf den Bürgersteigen.
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Das Métropole hingegen schweigt. Es beobachtet. Der erste Palast der Sofitel-Gruppe, gelegen im ältesten französischen Viertel der Stadt, bietet einen ruhigen Kontrapunkt zum geschäftigen Treiben draußen. Charlie Chaplin verbrachte hier 1936 seine Hochzeitsnacht mit Paulette Goddard. Auch Graham Greene, Somerset Maugham und Catherine Deneuve taten dies. Der 2024 renovierte alte Flügel hat seine Holzarbeiten, Teppichböden in den Fluren und legendären Suiten zurückerlangt.
Noch heute verweilen die Gäste auf der von Frangipani gesäumten Terrasse bei einem Wermut aus schwarzen Johannisbeeren, einem Getränk für Schriftsteller, in stiller Atmosphäre. Das neue Spa erstreckt sich über 400 m², doch Präzision wird im mit einem Michelin-Stern ausgezeichneten Beaulieu besonders genossen. Die Küche ist französisch in ihren Gesten, vietnamesisch inspiriert, inspiriert vom Morgenmarkt und ohne Pomp serviert. Im Speisesaal sind die Gesten gedämpft, die Stimmen sanft und die Teller ordentlich.
Tagsüber explodiert Hanoi. Nachts verblasst es. Und im diskreten Samt eines Palastes, der schon viel gesehen hat, wird weiterhin alles erzählt. Mit gedämpften Stimmen.
Sofitel Legend Metropole Hanoi (00.84.24.3826.6919; Sofitel.accor.com). Ab 265 € pro Nacht.
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