Sie kocht Hummer und bekommt Sozialhilfekürzungen: Eine Million Menschen in einem Video gefangen

Das Thema hat viele Internetnutzer verärgert. Am 4. Juli erzählte ein im sozialen Netzwerk TikTok veröffentlichtes Video die Geschichte einer Frau, der die französische Familienbeihilfenkasse CAF angeblich die RSA (Responsible Income Support) verweigert hatte. Der Grund? Sie soll sich beim Hummerkochen gefilmt und das Video in den sozialen Medien veröffentlicht haben. CAF-Inspektoren stießen daraufhin darauf und erklärten es angesichts ihrer Einkommensbescheinigung für unvereinbar mit dem Recht einer RSA-Empfängerin, Hummer zu kaufen.
Das Video der Geschichte verbreitete sich schnell. „Reclist“, der TikTok-Account, der die Geschichte veröffentlichte, erzielte innerhalb weniger Tage über 1,4 Millionen Aufrufe. Das ist eine außergewöhnliche Sichtbarkeit für diese Seite, die normalerweise etwa 100.000 bis 200.000 Aufrufe erzielt.

Ein Video mit ausschließlich illustrativen Bildern, einer KI-generierten Stimme, Tippfehlern im Text, einer angeblichen Sprachaufnahme einer gewissen Nadine aus Toulouse und keinerlei Berichterstattung über den Fall in der Presse … All diese Elemente sollten Fragen aufwerfen. Dies trifft auf viele TikTok-Nutzer nicht zu, die sich ohne mit der Wimper zu zucken in das Video gestürzt haben, aber das ist absolut nicht der Fall.
Denn diese Geschichte ist nichts weiter als eine riesige Falschmeldung. Wissentlich verbreitete Falschinformationen von „Reclist“ – dem Markenzeichen des Accounts. „Fake News – Klatsch – Gerüchte“ steht in der Beschreibung, und nur 46.000 Menschen folgen dieser Seite, deren Logo von CNews geklaut wurde. Ihr Slogan: „Auf TKT Kanal 16 (keine Sorge, Anm. d. Red.).“ Das mit 3,8 Millionen Aufrufen meistgesehene Video des Accounts beginnt mit einer von künstlicher Intelligenz generierten Sequenz, in der ein angeblicher Franzose einen riesigen Bildschirm am Times Square in New York zerstört und anschließend erklärt, dass der Mann im Fox River Prison inhaftiert war, einer der gefälschten Strafanstalten aus der legendären Serie „Prison Break“.
Reclist überrascht Internetnutzer also nicht. Recherche ist dennoch geboten. Die Kommentare wimmeln nur so von Nachrichten. „Ich verstehe nicht, heißt das, dass man mit RSA nur Leitungswasser trinken und Nudeln mit Butter essen kann?“, fragt ein Abonnent. Ein anderer findet das „normal“. Niemand scheint die Richtigkeit der Informationen anzuzweifeln.
Wie steht es mit den „echten“ Kontrollen der CAF? Es sei darauf hingewiesen, dass die CAF uneingeschränkt befugt ist, den Lebensstil der Leistungsempfänger zu überwachen, um sicherzustellen, dass sie keine unrechtmäßigen Sozialleistungen zahlt. Und die in den sozialen Medien gesammelten Beweise sind völlig legal! Auf Anfrage von Linternaute.com äußerte sich die CAF dennoch deutlich: „In sozialen Medien und anderen öffentlich zugänglichen Online-Quellen veröffentlichte Bilder reichen nicht aus, um eine Kontrolle und damit eine Sanktion auszulösen. Sie können jedoch eine gründliche Untersuchung der Inspektoren bestätigen.“ Die Behörde warnt: „Generell raten wir der Öffentlichkeit dringend davon ab, Informationen über Leistungen weiterzugeben“, insbesondere wenn diese aus ungeprüften Quellen oder obskuren Accounts stammen.
L'Internaute