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Warum die Reichen (fast) nie ihr Land verlassen

Warum die Reichen (fast) nie ihr Land verlassen

Die deutsche Tageszeitung „Die Zeit“ räumt mit dem Mythos vom großen Steuersünder auf. Selbst angesichts des wachsenden Steuerdrucks bleiben Milliardäre überwiegend dort verwurzelt, wo sie ihr Vermögen gemacht haben. Hier ist eine Erklärung.

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2 Minuten Lesezeit. Veröffentlicht am 2. Juli 2025 um 15:45 Uhr.
FOTO PUBLICDOMAINPICTURES/PIXABAY/CC

Donald Trump rollt den Reichen den roten Teppich aus. Mit seiner „Gold Card“, einem Sondervisum im Wert von fünf Millionen Dollar, verspricht der US-Präsident denjenigen, die ihr Vermögen nach Amerika bringen, privilegierte Einreise. Innerhalb einer Woche haben sich bereits fast 70.000 Menschen angemeldet. Das Ziel: Die USA zu einem Steuerparadies für die globale Elite zu machen. Doch dieses Versprechen eines goldenen Exils ist weit weniger verlockend, als man denken könnte.

Während die Kapitalmobilität real ist, bleibt die Mobilität der Milliardäre sehr relativ. Wie Die Zeit bemerkt Eine umfassende Studie zeigt, dass die Angst vor einer massenhaften Steuerflucht maßlos übertrieben ist. „Daher ist es wahrscheinlicher, dass ein Milliardär stirbt, als dass er auswandert“, stellt der amerikanische Soziologe Cristobal Young fest. Zwischen 2010 und 2015 wechselten nur 22 amerikanische Milliardäre ihren Wohnsitz, während 7 % von ihnen im gleichen Zeitraum starben.

Selbst in Ländern mit Steuererhöhungen fliehen die Reichen nicht in Massen. In Norwegen verließen nach der Vermögenssteuererhöhung 43 Großsteuerzahler das Land – zwar mit 34 Milliarden Kronen, doch die Steuereinnahmen stiegen innerhalb von drei Jahren von 18,4 auf 28,6 Milliarden. In Deutschland weckt das Gespenst einer Vermögenssteuer erneut die gleichen Abwanderungsdrohungen. Die Daten sprechen jedoch eine andere Sprache: Nur 16 der 170 deutschen Milliardäre leben im Ausland. Und diejenigen, die ausgewandert sind – oft in die Schweiz – haben ihr Vermögen meist geerbt.

Lesen Sie auch: Zahl des Tages: Reichenschwund in Deutschland

Lokale Verbundenheit ist wichtiger als Steueranreize. „Solche Unternehmer hängen nicht auf einer karibischen Insel herum. Sie interessieren sich für Umweltstandards in der Automobilbranche oder diskutieren über lokale Politik“, fasst die Zürcher Ökonomin Isabel Martínez zusammen. Tief verwurzeltes Sozialkapital – berufliche Netzwerke, politischer Einfluss, familiäre Wurzeln – wiegt oft schwerer als die Verlockung von Steueroasen.

Kurz gesagt: „Umziehen macht niemandem Spaß. Wohlhabende tun das weder freiwillig noch häufig“, sagt Cristobal Young. Selbst Jetset-Mitglieder wie Eduardo Saverin, der im Exil in Singapur lebende Facebook-Mitbegründer, bilden nicht die Mehrheit.

Steuern vertreiben zwar einige Privilegierte, verursachen aber keinen massiven Bevölkerungsverlust. Deutschland bleibt nach den USA und China das Land mit den drittgrößten Vermögenden. Daran werden weder ein Goldenes Visum noch die Aussicht auf eine Steueroase viel ändern. Die deutsche Tageszeitung schlussfolgert: „Kapital mag mobil sein, Menschen hingegen nicht.“

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Courrier International

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