Rinos langer heißer Sommer

Früher regnete es Stürmer, heute regnet es Tennisspieler. Bei der Weltmeisterschaft 2002 spielte Mittelfeldspieler Rino Gattuso den Ball zu Del Piero, Totti, Inzaghi, Vieri, Montella und Delvecchio. In Wimbledon schieden Caratti, Gaudenzi, Galvani und Sanguinetti allesamt in der ersten Runde aus. Heute, wo der weltweit beste Tennisspieler im Halbfinale in London steht, mangelt es Trainer Gattuso an Dichtern und Stürmern. Und einer (Retegui) wechselt sogar nach Arabien . Rino sah, wie die Azzurri von Inter und Juve die Weltmeisterschaft früh ausschieden und bewunderte die Angriffsstärke der anderen: Doué, Dembélé, Palmer, Gonzalo Garcia … Die Norweger haben uns nicht geschlagen, weil sie groß und stark waren, sondern weil sie besser spielen. Was kann Gattuso? Was er sein ganzes Leben lang getan hat: Kilometer zurücklegen und als Mannschaft arbeiten. Er wird nicht in der Sonne Marbellas bleiben. Am 25. Juli trifft er in Trigoria auf Gasperinis Nachwuchs, dann auf Milan und Inter. Rino ruft oft an; gestern rief er Frattesi an, frisch von der Operation , aber sich in die Augen zu sehen, ist etwas ganz Besonderes. Und Rinos Augen sprechen Bände. Ohne Sinner muss man das Beste aus den Carattis herausholen. Er wird sie genauso hart rannehmen wie die offensiven Mittelfeldspieler, um ihre Seele zu formen und ihre Spielweise zu antizipieren. Gattuso wiederholt es oft: „2006 waren wir nicht die Stärksten, aber wir waren die Besten.“ Dank der Gruppe. Das ist das Ziel des Sommermarathons des Trainers, der Premier-League-Spiele und den Supercup zwischen PSG und Tottenham, wo die Azzurri spielen, umfasst. Anfang August trifft er seinen Trainerstab in Coverciano, gefolgt von weiteren Vereinsbesuchen. In 56 Tagen, wenn er sein Debüt in der italienischen Nationalmannschaft gibt, werden ihm die Azzurri bereits unter die Haut gegangen sein und sein Herz färben.