Trump an die EU: „Zölle von 30 % ab 1. August.“ Die am stärksten betroffenen Branchen und Länder.

Ab dem 1. August drohen, falls bestätigt, neue US-Zölle in Höhe von 30 % auf europäische Produkte strategische Sektoren der EU-Wirtschaft zu treffen . Die von Donald Trump angekündigte Maßnahme zur Korrektur des Handelsungleichgewichts zu Lasten der USA könnte Exporte im Wert von Hunderten von Milliarden US-Dollar stark beeinträchtigen.
Die EU, die 2024 Waren und Dienstleistungen im Wert von 1,68 Billionen Euro mit den Vereinigten Staaten handelte, befürchtet systemische Auswirkungen und bereitet Gegenmaßnahmen vor. „Wir sind weiterhin bereit, bis zum 1. August auf eine Einigung hinzuarbeiten. Gleichzeitig werden wir alle notwendigen Maßnahmen zum Schutz der EU-Interessen ergreifen, einschließlich angemessener Gegenmaßnahmen, falls erforderlich“, erklärte die Europäische Kommission in einer Erklärung und nahm den Brief des US-Präsidenten zur Kenntnis.
Die Länder, die von den neuen Maßnahmen am stärksten betroffen sein werden
Die 30-prozentigen Zölle auf Importe von Produkten aus EU-Ländern in die USA sind identisch, doch die Belastung der einzelnen Länder ist unterschiedlich. Irland , ein Vorreiter der europäischen Pharmaindustrie dank Steuervorteilen für Investoren, die nur 15 Prozent Steuern zahlen müssen, verglichen mit den 21 Prozent in den USA, ist neben Deutschland, das Autos, Stahl und Maschinen in die USA verkauft, das am stärksten von den neuen Maßnahmen betroffene Land . Italien liegt laut einer AFP-Analyse wie Frankreich auf dem zweiten Platz .
Irland weist somit einen Handelsüberschuss mit den USA von 86,7 Milliarden Dollar auf (von einem Gesamtüberschuss der EU von 235,6 Milliarden Dollar), der genau durch die Produkte großer dort ansässiger amerikanischer Pharmakonzerne wie Pfizer, Eli Lilly und Johnson & Johnson sowie Technologieunternehmen wie Apple, Google und Meta generiert wird. Deutschland, die größte Volkswirtschaft der EU, steht aufgrund seiner Exportabhängigkeit mit einem Handelsüberschuss mit den USA von 84,8 Milliarden Dollar besonders unter Druck. Bundeskanzler Friedrich Merz hatte die Automobil-, Chemie-, Pharma-, Maschinenbau- und Stahlindustrie ausdrücklich als Sektoren genannt, die die EU in ihren Verhandlungen mit den USA schützen sollte.
Italien und Frankreich mit Handelsüberschüssen gegenüber den USA von 44 bzw. 16,4 Milliarden Dollar könnten ins Hintertreffen geraten. In beiden Ländern werden die Agrar- und Lebensmittelindustrie, der Weinbau sowie die Automobilindustrie betroffen sein. In Frankreich ist auch der Luftfahrtsektor – der ein Fünftel der Exporte in die USA ausmacht – betroffen, ebenso wie Luxusgüter, Weine und Cognac. Unter den europäischen Ländern weisen auch Österreich und Schweden Handelsüberschüsse von 13,1 bzw. 9,8 Milliarden Dollar auf.
Die von Trumps Maßnahmen am stärksten betroffenen SektorenPharmazeutika: Pharmazeutische Produkte stellen den größten europäischen Export in die USA dar und machten 2024 22,5 % der Gesamtexporte aus. Sie sind derzeit von den angekündigten Zöllen ausgenommen, doch der Sektor bleibt in höchster Alarmbereitschaft. Einige Unternehmen haben bereits begonnen, ihre Produktion auf amerikanischem Boden zu steigern und fordern die EU auf, die Vorschriften zu vereinfachen, um in einem zunehmend volatilen globalen Umfeld wettbewerbsfähig zu bleiben.
Automobilindustrie: Die europäische Automobilindustrie gehört zu den am stärksten betroffenen Branchen: Im Jahr 2024 exportierte die EU rund 750.000 Fahrzeuge im Wert von 38,5 Milliarden Euro in die USA. Deutsche Marken wie BMW, Mercedes, Porsche und Audi sind die Hauptexporteure. Der amerikanische Markt macht fast ein Viertel des Umsatzes von Mercedes aus, das dort auch SUVs für den Export produziert. Volkswagen verzeichnete nach den ersten Zollwellen bereits einen starken Rückgang seiner Lieferungen in die USA.
Luftfahrt: Die Branche unterliegt bereits 25 % Zöllen auf Stahl und Aluminium sowie 10 % auf Fertigprodukte wie Flugzeuge. Airbus und Boeing hatten auf der Luftfahrtmesse in Le Bourget im Juni den Abbau von Zöllen gefordert, um das globale Marktgleichgewicht zu wahren. Die neuen Beschränkungen bergen jedoch die Gefahr, die Produktionskosten zu erhöhen und transatlantische Bestellungen einzuschränken.
Kosmetik: Europäische Parfüms und Kosmetika, insbesondere französische und italienische, stehen ebenfalls im Fokus. L'Oréal erwirtschaftete 2024 38 % seines Umsatzes in den USA und importiert einen Großteil seiner Luxusprodukte (Lancôme, Armani, Yves Saint Laurent). Der Konzern erwägt, die lokale Produktion zu steigern, schließt aber Preiserhöhungen für Verbraucher zur Bewältigung der neuen Steuerbelastung nicht aus.
Luxus: Der Branche droht die Erosion eines wichtigen Marktes: LVMH erwirtschaftet ein Viertel seines Umsatzes in den USA, 34 Prozent davon mit Weinen und Spirituosen. Bernard Arnault plädierte für eine Verhandlungslösung und schlug sogar eine transatlantische Freihandelszone vor. Hermès hatte die bisherigen 10-prozentigen Zölle durch Preiserhöhungen aufgefangen, doch eine Erhöhung um 30 Prozent könnte seine Kultprodukte für einige amerikanische Kunden unerschwinglich machen.
Agrar- und Lebensmittelindustrie: Dieser Sektor könnte insgesamt am stärksten betroffen sein, insbesondere in Italien und Frankreich. Coldiretti spricht von einem „Schlag“ für „Made in Italy“: Mit den neuen Zöllen würden die Preise für Käse um 45 %, für Wein um 35 % und für Konfitüren und Marmeladen um 42 % steigen. Auch der französische Weinbau schlägt Alarm: Die USA sind mit Exporten im Wert von 3,8 Milliarden Euro im Jahr 2024 der größte Auslandsmarkt des Landes.
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