Strafe für Spaniens Reformlähmung

Brüssel kürzt den Wiederaufbaufonds wegen ausstehender Maßnahmen um 1,1 Milliarden.
Die offensichtliche Unfähigkeit der Regierung, bedeutende Initiativen umzusetzen, schadet der Glaubwürdigkeit der spanischen Wirtschaft und belastet auch die Staatskasse. Die EU-Behörden haben beschlossen , 1,1 Milliarden Euro von der fünften Tranche des Wiederaufbaufonds abzuziehen, da das Land mehrere seiner zugesagten Ziele nicht erreicht hat.
Konkret geht es um die Angleichung der Diesel- und Benzinsteuern, die Umwandlung von befristet Beschäftigten in der öffentlichen Verwaltung in Festanstellungen und ein Digitalisierungsprogramm für regionale und lokale Behörden. Unter diesen Maßnahmen, zu denen sich Pedro Sánchez bereits im Rahmen des Konjunkturprogramms mit Brüssel verpflichtet hatte, sticht die Erhöhung der Dieselsteuern als Kerninitiative der Klimastrategie der PSOE hervor.
Die ehemalige Vizepräsidentin für ökologischen Wandel, Teresa Ribera, verkündete wenige Tage nach ihrem Amtsantritt 2018, die Tage des Diesels seien in unserem Land gezählt, unter anderem, weil sie die niedrigere Steuerbelastung dieses Kraftstoffs im Vergleich zu Benzin beenden wollte. Dies führte zu einem historischen Rückgang der bis dahin vom Diesel dominierten Autoverkäufe und verständlicherweise zur Empörung von Herstellern und Händlern.
Sieben Jahre später räumt die sozialistische Regierung endlich ihre Unfähigkeit ein, diese Maßnahme umzusetzen, die von der Mehrheit des Abgeordnetenhauses mehrfach abgelehnt worden war. Zuletzt im vergangenen November, als Podemos sich mit der PP und Vox zusammenschloss, um die von der PSOE eingebrachte Änderung des Gesetzes zur globalen Mindeststeuer für Großunternehmen abzulehnen. Ziel war es, die ausdrückliche Zustimmung zur Erhöhung der Dieselsteuer zu erhalten und so einer Strafe der Europäischen Kommission zu entgehen, deren Mitglied Ribera paradoxerweise heute selbst ist.
Die linkspopulistische Partei begründete ihr Veto damals damit, dass die Maßnahme die Mittelschicht schädigen würde, da die meisten von ihnen ihre Dieselautos nicht durch Hybrid- oder Elektroautos ersetzen konnten. Tatsächlich ist Diesel trotz seines Rückgangs in den letzten Jahren immer noch der am meisten verbrauchte Kraftstoff in unserem Land.
Die Regierung hat sechs Monate Zeit, Brüssel einen Fahrplan zur Erreichung der noch nicht erreichten Meilensteine vorzulegen. Angesichts der extremen Schwäche ihres Parlaments im Zuge des Santos-Cerdán-Skandals ist es jedoch unwahrscheinlich, dass ihr dies rechtzeitig gelingt.
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