Wir arbeiten endlich wieder effizienter und das sind gute Nachrichten für uns


Die Produktivität der Arbeitnehmer ist in den letzten vier Quartalen plötzlich deutlich gestiegen. Und das, nachdem das Wachstum der Produktion pro Arbeitnehmer im Vergleich zu anderen Euroländern zuvor rund zehn Jahre lang hinterherhinkte.
Dies geht aus einer Studie der ING Bank hervor. Die Arbeitsproduktivität ist die Leistung eines Arbeitnehmers in einem bestimmten Zeitraum. Zwischen dem ersten Quartal 2024 und dem ersten Quartal 2025 stieg die Arbeitsproduktivität in unserem Land um 2,5 Prozent.
Das ist eine gute Nachricht, denn von 2015 bis 2019 ist die Arbeitsproduktivität überhaupt nicht gestiegen und während der Corona-Pandemie ist sie sogar gesunken.
Nach den Lockdowns stieg die Arbeitsproduktivität zwar, allerdings weniger stark als in anderen Ländern der Eurozone. Abgesehen von der Erholung nach der Coronakrise verzeichnet die Wirtschaft derzeit das stärkste Produktivitätswachstum seit 2014.
Mehr Wohlstand„Es ist wichtig, dass die Arbeitsproduktivität steigt, denn das ist einer der Faktoren, die unserer Wirtschaft weiteres Wachstum ermöglichen und uns somit mehr Geld zum Ausgeben geben“, sagt Bert Colijn, Chefvolkswirt der ING Bank.
Die Wirtschaft, also alles, was wir gemeinsam produzieren, kann auch durch die Schaffung zusätzlicher Arbeitskräfte wachsen. Doch aufgrund der alternden Bevölkerung wird die Zahl der Arbeitskräfte in den kommenden Jahrzehnten kaum wachsen können.
Das bedeutet, dass wir auf eine höhere Produktion pro Arbeitnehmer angewiesen sein werden, um das Wirtschaftswachstum zu steigern und so mehr Wohlstand zu schaffen, sagt Colijn.
Die Tatsache, dass die Arbeitsproduktivität nach Jahren nur geringen Wachstums nun wieder steigt, ist eine gute Nachricht für die Niederländer.
PersonalmangelLaut Colijn ist die Erholung des Produktivitätswachstums auf Personalmangel und hohe Lohnsteigerungen zurückzuführen. Infolgedessen haben Unternehmen begonnen, Arbeitsprozesse zu automatisieren und effizienter zu gestalten. Dadurch steigt die Produktion pro Mitarbeiter.
Hinzu komme, dass Unternehmen aufgrund des Personalmangels weniger Leute hätten, die sie zu diesem Zeitpunkt nicht unbedingt brauchten (und deshalb relativ wenig leisteten), so Colijn.
Mehr InsolvenzenEr sagt auch, dass es hilfreich sei, dass mehr Unternehmen in Konkurs gingen oder ihre Geschäftstätigkeit einstellten. Generell sei die Produktivität dieser Unternehmen unterdurchschnittlich, sonst könnten sie ihren Betrieb fortsetzen.
Die dort beschäftigten Mitarbeiter können dann in einem anderen Unternehmen arbeiten, wo die Arbeitsproduktivität höher ist, was unserer Wirtschaft zugutekommt. In Unternehmen mit höherem Produktivitätswachstum gibt es auch mehr Spielraum für Lohnerhöhungen, sagt Colijn.
Allerdings verzeichneten nicht alle Sektoren eine Steigerung der Arbeitsproduktivität. Starkes Wachstum war im verarbeitenden Gewerbe (wie beispielsweise beim Chipmaschinenhersteller ASML), im Baugewerbe sowie im Groß- und Einzelhandel zu verzeichnen.
Im IT- und Finanzsektor sei die Produktivität jedoch sogar gesunken, sagt Colijn. KI spiele dort vermutlich noch keine große Rolle. Die Branchen selbst glauben, dass KI das Potenzial hat, die Produktivität in Zukunft zu steigern.
„Wir müssen weiter investieren“Die Frage ist, inwieweit das hohe Produktivitätswachstum aufrechterhalten werden kann. Laut Colijn erfordert dies hohe Investitionen und Innovationen. „Aber das sehen wir in den Niederlanden derzeit nicht wirklich.“
Auch Bas Jacobs, Professor für Volkswirtschaftslehre und öffentliche Finanzen an der Vrije Universiteit in Amsterdam, äußert Zweifel: „Wer die Arbeitsproduktivität langfristig steigern will, sollte nicht an Investitionen, etwa in Bildung und Wissenschaft, sparen.“
Das kürzlich gestürzte Kabinett arbeitete an einem Produktivitätsprogramm, doch das werde sich nun verzögern, glaubt Colijn. „Die Frage ist, was das nächste Kabinett tun wird.“
Wer langfristiges Produktivitätswachstum anstrebt, sollte bei Investitionen, etwa im Bildungsbereich, nicht sparen, sagt Professor Bas Jacobs:
RTL Nieuws