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Der unsichtbare Sponsor des Fußballs: das AKP-Regime

Der unsichtbare Sponsor des Fußballs: das AKP-Regime
Eren Tutel

In den letzten Jahren hat sich der türkische Fußballmarkt zu einem Transfermarkt entwickelt, der von der wirtschaftlichen Realität abgekoppelt ist. Die Ausgaben der großen Vereine, die wir kaum noch in Worte fassen können, zeichnen ein beeindruckendes Bild, insbesondere im europäischen Fußball. Besonders bemerkenswert ist jedoch, dass diese enorme Ausgabenbereitschaft ein Niveau erreicht hat, das fast mit dem saudi-arabischer Vereine konkurriert. Angesichts der aktuellen Wirtschaftskrise, der Währungskrisen und der hohen Inflation in der Türkei ist die Finanzierung dieser Ausgaben viel zu komplex, um sie allein durch den Druck der Fans erklären zu können.

Der Hauptgrund für die freie Hand der Fußballvereine bei Transfers sind die finanziellen und rechtlichen Vorteile, die ihnen die aktuelle politische Macht verschafft. Die AKP- Regierung betrachtet den Fußball seit Jahren nicht nur als Sportarena, sondern auch als Instrument sozialer Manipulation und Einflussnahme. Infolgedessen werden die Schulden der Vereine umstrukturiert, Bankzahlungen gestundet und neue Kreditlinien eröffnet. Sportvereine sind zu Kunden mit nahezu unbegrenztem Kreditvolumen staatlicher Banken und regierungsnaher privater Finanzinstitute geworden. Ziel ist es, die Einflussnahme des Fußballs auf die Spielregeln zu kontrollieren.

Die Einnahmen der Vereine stammen größtenteils aus diesen finanziellen Unterstützungen und nicht aus Sporteinnahmen wie Stadion- oder Rundfunkeinnahmen. Im Rahmen des „Bankenunionsabkommens“ werden die Schulden der Vereine durch öffentliche Mittel gedeckt, während die politischen Behörden indirekt in die Vereinsführung eingreifen können. Beispielsweise übernehmen in Wahlperioden Vereinspräsidenten, die der Regierungspartei nahestehen, die Führung, während Oppositionsführer marginalisiert werden. Der Fußball in der Türkei wird seit langem nicht von der Dynamik des freien Marktes, sondern von politischer Kontrolle geprägt. In Saudi-Arabien weisen Vereine, die durch direkte staatliche Intervention gegründet und mit massiven Mitteln unterstützt werden, eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit der Ausgabenstrategie des türkischen Fußballs auf. Der einzige Unterschied besteht darin, dass dieser Prozess in der Türkei nicht öffentlich ist, sondern hinter den Kulissen unter dem Deckmantel von „Schuldenumstrukturierung“ und „finanzieller Unterstützung“ weiterläuft.

ES IST IHNEN EGAL

Vereine, die scheinbar mit europäischen Giganten auf dem Transfermarkt konkurrieren, ertrinken in Wahrheit in Schulden. Solange sie jedoch bei den Wählern hoch bleiben, kümmert sich die Regierung nicht darum. Solange die Fans von den neuen Stars schwärmen, können die wirtschaftlichen Realitäten verborgen bleiben. Während die Wirtschaft in den Sommermonaten im Fußballfieber schwelgt, pumpt die Regierung still und leise öffentliche Gelder in die Vereinskassen. Internationale Kritik an den massiven Transfers der saudischen Vereine ist in der Türkei bisher nicht aufgekommen. Die Situation ähnelt sich jedoch zunehmend. Dieses System, bei dem öffentliche Gelder verwendet werden, um eine „Fußballillusion“ zu schaffen, könnte die Unabhängigkeit und Wettbewerbsfähigkeit des türkischen Fußballs langfristig weiter schwächen. Während die Vereine im Schuldensumpf stecken, manipuliert die Regierung weiterhin den Fußball.

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