Vor 100 Jahren sagten Wissenschaftler voraus, wie lange wir leben würden

1921 revolutionierte der kanadische Arzt Frederick Grant Banting den Verlauf von Diabetes, indem er entdeckte, wie man Insulin aus Tieren isoliert. Diese Entdeckung machte Banting, einen Veteranen des Ersten Weltkriegs und ehemaligen Bauernjungen, in die Medizingeschichte ein und machte die Krankheit, an der bis dahin 80 Prozent der vorpubertierenden Kinder mit Diabetes gestorben waren, beherrschbar.
Während diese Durchbrüche den Traum von der Verlängerung des menschlichen Lebens beflügelten, läutete die Entdeckung der Keimtheorie in den 1880er Jahren ein goldenes Zeitalter der Bakteriologie ein. Mit der Entdeckung von Vitaminen, der Entwicklung von Impfstoffen und der Transformation der Anästhesie in der Chirurgie begann eine neue Ära in der Medizin. So wurde die Idee der Unsterblichkeit zum Diskussionsthema.
John E. Lodge sagte in einem Interview mit der Zeitschrift Popular Science im Juli 1925:
„Dank der Wissenschaft steigt die Lebenserwartung jedes Jahr. Warum sollten wir das Leben nicht eines Tages in Jahrhunderten messen?“
Es wurde behauptet, dass der Tod durch veränderte Enzyme und Organtransplantationen überwunden werden könne.
HEUTIGE FORSCHUNGWährend Wissenschaftler auch heute noch daran arbeiten, den Alterungsprozess aufzuhalten oder sogar umzukehren, konnte in einer in Singapur durchgeführten Studie die Lebensspanne von Mäusen durch die Blockierung des IL-11-Proteins um 25 % erhöht werden.
An der Universität von Rochester wurden Langlebigkeitsgene von Nacktmullen auf normale Mäuse übertragen, wodurch diese länger und gesünder leben konnten.
Metformin, eine aus der Ziegenkrautpflanze gewonnene Verbindung, ist heute ein führendes Medikament zur Behandlung von Typ-2-Diabetes und wird derzeit auf sein Potenzial zur Verlangsamung altersbedingter Krankheiten untersucht.
100 JAHRE WISSEN ÜBER DAS ALTERNIm späten 19. Jahrhundert postulierte der Evolutionsbiologe August Weismann, dass sich Zellen nur begrenzt oft teilen können und dass es eine biologische Grundlage für das Altern gibt. Diese Theorie wurde in den 1960er Jahren bestätigt. In den 1980er Jahren entwickelten Forscher wie Shinya Yamanaka Reprogrammierungstechniken zur Zellverjüngung. Heute bilden diese Methoden die Grundlage für potenzielle Behandlungen, die den Alterungsprozess umkehren könnten.
WIE REALISTISCH IST ALSO EIN TAUSENDJÄHRIGES LEBEN?Zwar sind die wissenschaftlichen Fortschritte vielversprechend, doch die meisten waren bisher nur im Labor und bei kurzlebigen Tieren erfolgreich. Ihre Anwendung auf den Menschen scheint noch immer ein komplexer und langwieriger Prozess zu sein.
SÖZCÜ