Burberry singt eine Hymne für die ängstliche Jugend
Umgangssprachlich gibt es keinen Begriff für das britische Äquivalent von Americana; modisch kam Daniel Lees Frühjahrskollektion 2026 für Burberry dem jedoch ziemlich nahe. Unter einem wolkenblauen Zelthimmel, an einem Ort, der eher einem Zirkus als einem Stadion ähnelte, fingen die Models, die über den Laufsteg stapften, die Angst ein, die unter der Oberfläche der Flower-Power-Generation brodelte – einer Generation, in der Folk auf klassischen Rock trifft.
Für Amerikaner ist es verlockend, dies durch die Brille der Cowboy-Ästhetik zu betrachten. Der Soundtrack von Black Sabbath und die gelben Regenjacken im „We all live in a submarine“-Stil verankerten die Kleidung jedoch fest in der Welt der britischen Gegenkulturjugend. Apropos: Ultradünne Krawatten in Seilbreite und klassische Zigarettenanzüge riefen sofort Bilder des historischen Auftritts der Beatles in der Ed Sullivan Show hervor. Heutzutage tragen DJs wie The Dare dieselbe Uniform – man kann zwar die Primetime gegen Late-Night-Auftritte eintauschen, aber manche Musikstile ändern sich nie wirklich.
Die Laufsteg-Interpretation dieser rebellischen Jugend wirkte definitiv etwas eleganter als die ihrer Vorbilder. Geprägt von Instagram-Algorithmen und einem bewussten Streben nach Luxus, fügten sich Flower-Power-Logo-T-Shirts, wenn auch ironischerweise, harmonisch neben eine luxuriöse türkisfarbene Lederjacke mit Fransen. Der Trenchcoat mit Tarotkarten-Print und der schmale Schal wirkten wie direkt aus der Hippie-Welt, ebenso wie die mit Spiegeln verzierten Häkelkleider, die Fransen-Umhängetaschen und die verwaschenen Jeansanzüge. Das charakteristische Burberry-Karomuster wurde zwar nicht unbedingt neu interpretiert, aber durch die leuchtend grüne, gelbe und pinke Farbpalette des Laufstegs neu definiert und auf karierten Kettenhemd-Minikleidern bequem verzerrt.
Es versteht sich von selbst, dass die Aura dieser Kollektion – wie so vieler anderer, die wir diesen Monat gesehen haben – auf der Konstruktion einer aufgesetzten Persönlichkeit beruht. Doch es ist vielleicht das erste Mal in Lees Amtszeit bei dem Modehaus, dass er das Konzept des Erbes zugunsten seiner eigenen, esoterischeren Interessen aufgab. Er sorgte dafür, dass der Rock 'n' Roll in seinem eigenen Design-Erbe weiterlebt.
Alexandra Hildreth ist Moderedakteurin bei ELLE. Sie ist fasziniert von Modetrends, Branchennachrichten, Umbrüchen und der Serie „The Real Housewives“ . Zuvor besuchte sie die University of St Andrews in Schottland. Nach ihrem Abschluss zog sie zurück nach New York City und arbeitete als freie Journalistin und Produzentin.
elle