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Die teuersten Uhren der Welt haben alle dieses eine einzigartige Merkmal gemeinsam.

Die teuersten Uhren der Welt haben alle dieses eine einzigartige Merkmal gemeinsam.
  • Von Richard Mille bis Patek Philippe – die teuersten Uhren der Welt sind allesamt Handaufzugsuhren und setzen auf menschliches Fingerspitzengefühl anstelle von automatischen Rotoren.
  • Handaufzugswerke werden wegen ihrer Reinheit, Präzision und emotionalen Bedeutung geschätzt, wodurch das tägliche Aufziehen zu einem Ritual der Absicht und nicht der Bequemlichkeit wird.
  • Die RM 56-02 von Richard Mille, die Grandmaster Chime von Patek Philippe und die Astronomia von Jacob & Co. beweisen, dass wahrer Luxus herrlich unpraktisch ist.

In einem Zeitalter, das von Automatisierung und dem unvermeidlichen, aber ebenso verheerenden langsamen Tod der Kunst besessen ist (wobei ich, für die Uhrenliebhaber unter den Anwesenden, die Haute Horlogerie durchaus als Kunst betrachte), ist es fast schon erfrischend zu sehen, dass die teuersten Uhren der Welt immer noch von Hand aufgezogen werden.

Die teuersten Kreationen von Richard Mille , Patek Philippe, Jacob & Co., Greubel Forsey und A. Lange & Söhne basieren allesamt auf der manuellen Drehung der Krone durch menschliche Finger und nicht auf einem Rotor, der sich bei jedem Schritt dreht. Das Ergebnis sind ausdrucksstarke Stücke, die ihren horrenden Preis stets rechtfertigen.

Richard Mille RM 56-02 Saphir-Tourbillon
Richard Mille RM 56-02 Saphir-Tourbillon: Ein 3,4 Millionen Dollar teures Saphir-Meisterwerk, das an Kabeln hängt und beweist, dass selbst die extremsten Uhren noch immer auf das Drehen einer Krone angewiesen sind. Bild: Richard Mille

Es ist eine der stillen Ironien der Uhrmacherkunst, dass der Fortschritt in dieser uralten Branche tatsächlich in etwas so Mechanischem, so Intimem und so trotzig Analogem verwurzelt ist; ein seltener Kontrast zu unserem unmittelbaren Marsch hin zu unseren wohlwollenden KI-Herrschern.

Deshalb gehören die größten Marken der Welt immer noch zu den begehrtesten. Richard Mille produziert 6.000 Stück pro Jahr, Jacob & Co. etwa die Hälfte. Diese Knappheit trägt zwar zur Faszination und Exklusivität dieser Marken bei, doch das Fehlen von Boutique-Modellen dient nicht nur dazu, die Kunden zu ködern; es liegt auch daran, dass das Aufziehen dieser Uhren extrem lange dauert. Was nicht immer schlecht sein muss.

Ein Handaufzugswerk ist genau das, wonach es klingt: eine Uhr, die nur läuft, wenn Sie sie aufziehen. Kein versteckter Rotor erledigt die Arbeit im Stillen, kein Algorithmus erfasst den Winkel Ihres Handgelenks. Nur eine kleine Krone, eine Spiralfeder und ein paar Umdrehungen, die das Uhrwerk in Gang setzen.

Detail des Uhrwerks RM 56-02: Ein Handaufzugskaliber schwebt im transparenten Saphirgehäuse und wird ausschließlich durch menschliche Kraft angetrieben. Bild: Richard Mille

Im Inneren funktioniert die Zugfeder wie eine Batterie, die ausschließlich durch Spannung angetrieben wird. Jede Drehung der Krone spannt sie weiter und speichert so potenzielle Energie, die sich langsam über ein komplexes System aus Zahnrädern, Hebeln und Unruhen freisetzt und so für präzise Zeitmessung sorgt. Sobald diese Spannung nachlässt, bleibt die Uhr stehen – und wartet geduldig auf Ihre Rückkehr. Klingt einfach, oder?

Anders als Automatikuhren, die sich beim Bewegen selbst aufziehen, erfordert eine Handaufzugsuhr aktives Zutun. Es ist ein Ritual, das die Besitzer von den Liebhabern unterscheidet. Jeden Morgen einen Moment Zeit, um sich mit dem kostbaren Zeitmesser auseinanderzusetzen – jenseits der Hunderte (Entschuldigung, Tausende) von Fotos, die man mit dem Handy davon gemacht hat.

Es ist ein seltener Moment, die Uhr für den Tag einzustellen. Ein bisschen wie das Bettenmachen. Man spürt den Widerstand und hört das leise Klicken des komplexen Uhrwerks im Inneren.

Patek Philippe Ref. 6300G Weißgold – Die moderne Schwester der Grandmaster Chime mit fünf Klangmodi und einem Wecker, der die aktuelle Uhrzeit ansagt. Bild: Patek Philippe

Sammler werden Ihnen natürlich bestätigen, dass genau das der Clou ist. Handaufzugsuhren sind flacher, eleganter und, wenn sie fachmännisch gefertigt sind, persönlicher als ihre automatischen oder gar Quarz-Pendants. In einer Welt, die von Bequemlichkeit besessen ist, wirkt das Aufziehen wie ein Protestakt. Doch dieser vermeintliche Akt der Rebellion hat unweigerlich seinen Preis.

Betrachten Sie die Richard Mille RM 56-02 Saphir-Tourbillon , die einen Wert von rund 2,2 Millionen US-Dollar (ca. 3,4 Millionen australische Dollar) hat. Sie ist eine Uhr für jeden Tag.

Das Gehäuse ist vollständig aus massivem Saphirglas gefertigt: drei Einzelteile, deren Bearbeitung, Polieren und Ausrichten mehr als einen Monat in Anspruch nimmt.

Im Inneren schwebt das gesamte Handaufzugswerk, aufgehängt an einem mikroskopisch kleinen Kabelsystem, das vom RM 27-01 Rafael Nadal inspiriert ist. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass das Kaliber buchstäblich an einem seidenen Faden hängt: einem 0,35 mm dünnen, geflochtenen Stahlseil, das wie ein Formel-1-Fahrwerk gespannt und justiert wird.

Diese vollständig aus massivem Saphir gefertigte und an Stahlseilen aufgehängte, 3,4 Millionen Dollar teure, handaufgezogene Meisteruhr verwandelt mechanische Reinheit in tragbare Kunst. Bild: Richard Mille

Ohne Rotor und Automatikaufzugsmodul ist das Uhrwerk leichter und vollständig im Inneren der Uhr sichtbar. Dies spiegelt die langjährige Philosophie von RM wider, unnötige Masse zu reduzieren – maßgeblich inspiriert von den unglaublichen Leistungen der Formel-1-Ingenieure.

Dasselbe gilt für die RM 27-03 Rafael Nadal Edition, die nur 20 Gramm wiegt, aber Stößen bis zu 10.000 G standhält. Auch sie wird nur durch Drehen der Krone bedient.

Dann gibt es noch die Patek Philippe Grandmaster Chime, eine 3 Millionen US-Dollar (~4,6 Millionen australische Dollar) teure Uhr, die so kompliziert ist, dass Ihr Handy dagegen wie ein Taschenrechner wirkt.

Die Grandmaster Chime Ref. 5175R, die ursprünglich 2014 zum 175-jährigen Jubiläum von Patek Philippe auf den Markt gebracht wurde, war das Meisterwerk der Marke: zwanzig Komplikationen, zwei Zifferblätter und ein handgraviertes Gehäuse, dessen Entwicklung mehr als 100.000 Arbeitsstunden in Anspruch nahm.

Zwanzig Komplikationen, zwei Zifferblätter und über 100.000 Arbeitsstunden machen die Patek Philippe Grandmaster Chime 5175R zu einer der komplexesten jemals gefertigten Uhren. Bild: Patek Philippe

Ein paar Jahre später präsentierte Patek die 6300G , ihr Schwestermodell aus Weißgold, angetrieben vom gleichen Handaufzugskaliber 300 GS AL 36-750 QIS FUS IRM.

Dieses Uhrwerk ist eine mechanische Symphonie mit fünf Klangmodi, darunter eine große und eine kleine Sonnerie, eine Minutenrepetition und sogar ein Wecker, der die aktuelle Zeit anschlägt. Jeder dieser Modi trägt zu einer Komposition bei, deren Perfektionierung fast ein Jahrzehnt in Anspruch nahm. Es ist ein gewagter Showeffekt von so absurder Komplexität, dass ihn wohl nur Patek Philippe wagen würde.

Zum Schluss möchte ich Jacob & Co. und deren Astronomia-Kollektion genauer unter die Lupe nehmen.

Der Luxusuhrenhersteller hat sich natürlich einen weltweiten Ruf für seine spektakulären Uhrwerke erworben und dabei aufwendige Komponenten wie mehrachsige Tourbillons, rotierende Miniaturplaneten und freiliegende Federhäuser eingeführt, die ausschließlich auf Handaufzugsenergie angewiesen sind, um die Show am Laufen zu halten.

Jacob & Co. Astronomia Tourbillon: Eine theatralische, handaufgezogene Kreation, bei der Erde, Mond und Tourbillon in ständiger Bewegung das Zifferblatt umkreisen. Bild: Jacob & Co.

Jede Astronomia ist um eine zentrale vertikale Achse herum konstruiert, an der sich vier Arme kontinuierlich drehen: Einer trägt das dreiachsige Tourbillon, ein anderer die Zeitanzeige, ein weiterer eine Miniatur-Erde und ein vierter einen handbemalten Magnesiumglobus oder einen rotierenden Diamanten, der den Mond darstellt. Die gesamte Einheit vollführt alle zehn Minuten eine vollständige Umdrehung – angetrieben durch die Kraft des Trägers.

Der Grund dafür ist, dass automatische Systeme die für solch dynamische Darstellungen erforderliche Kraft und Balance schlichtweg nicht liefern können. Aufgrund ihrer Funktionsweise kostet die Astronomia Revolution jedoch mehr als die meisten Ferraris und muss dennoch alle 36 Stunden von Hand aufgezogen werden.

Vergisst man, eine Handaufzugsuhr aufzuziehen, bleibt sie einfach stehen, was in einer Welt ungetrübten Komforts eigentlich unpraktisch erscheint. Aber genau das ist der Punkt.

In einer Welt, in der vom Auto bis zur Kaffeemaschine alles für uns denkt, ist das Aufziehen einer Uhr ein bewusster Verzicht auf Bequemlichkeit zugunsten von Sinn und Tatendrang. Jede einzelne Uhr wird mit größter Sorgfalt und Präzision gefertigt, um der Automatisierung zu trotzen. Diese Meisterwerke sind das moderne Gegenmittel: bewusst und durchdacht, und für mich der Inbegriff der Uhrmacherkunst. Deshalb gehören sie zu den besten der Welt. Und deshalb müsste man wohl eine Niere verkaufen, um sich eine leisten zu können.

dmarge

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