Auf frischer Tat ertappt: Die besten Sicherheitskameras für drinnen und draußen

Sie möchten verreisen, aber Ihr geliebtes Zuhause vor Einbrechern schützen? Kein Problem! Wir haben vier verschiedene Überwachungskameras für Sie getestet.
Wer passt eigentlich auf Ihr Zuhause auf, wenn Sie im Urlaub sind? Während man früher am besten schon im Frühjahr nett zu den Nachbarn sein musste, damit diese im Sommer einen neugierig-prüfenden Blick auf die eigene Wohnung werfen, reicht es heute aus, eine Sicherheitskamera zu kaufen und diese mit dem WLAN zu verbinden. Schon können Sie von überall auf der Welt einen Blick ins heimische Wohnzimmer werfen.
Doch was kostet ein solcher WLAN-Wächter? Was braucht man, um ihn zuverlässig einzusetzen, und kann er tatsächlich für mehr Sicherheit sorgen? Wir haben in diesem Test vier Geräte ausprobiert und verraten, welches den besten Eindruck hinterlassen hat.
Einige Hinweise gelten allerdings für all unsere Testkandidaten. Da wäre zunächst einmal das Thema Datenschutz. Grundsätzlich dürfen die Kameras nur Aufnahmen von Privatgelände machen. Egal, ob es sich um die Wohnung oder den Garten handelt: Der Blick zum Nachbarn oder auf den Bürgersteig ist tabu! Außerdem müssen Besucher darauf aufmerksam gemacht werden, dass Bereiche mit einer Videokamera überwacht werden. Draußen bedarf es eines Warnschildes, drinnen genügt ein mündlicher Hinweis.
Außerdem wichtig: Beim Einsatz der Kameras sollten Nutzer tunlichst auf ihren eigenen Datenschutz achten. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik weist darauf hin, dass die Geräte zum Sicherheitsrisiko werden können, da sie Daten ins Internet übertragen. Die gesendeten Livestreams sind natürlich auch für Hacker interessant.
Die Behörde empfiehlt daher, für die Dienste starke Passwörter zu nutzen, den Kameras ein eigenes WLAN-Netzwerk einzurichten und sämtliche Geräte in diesem Netzwerk regelmäßig mit Updates zu versorgen. Nur so können die Sicherheitskameras tatsächlich für mehr Sicherheit sorgen.
1. Google Nest Cam (199 Euro)Die Nest Cam von Google kann sowohl drinnen als auch draußen eingesetzt werden. Dafür muss lediglich eine kleine Basis angeschraubt werden, an der die Kamera mithilfe eines Magneten befestigt wird. Der eingebaute Akku hält zwischen einem und sieben Monaten – je nachdem, wie oft die Kamera aktiv wird. Denn die Nest Cam erkennt mit künstlicher Intelligenz von selbst, wann sich etwas im Sucherbereich tut.
Die einfach zu bedienende App erlaubt dabei auch die Einschränkung des Sensorbereichs im Bild oder besondere Benachrichtigungen, etwa wenn Tiere oder ein Mensch mit einem Paket erkannt werden. Per Handy-App kann die Kamera auch direkt als Gegensprechanlage genutzt werden. Die Bild-Qualität der HD-Videoaufnahmen (1080p@30fps) ist sehr gut. Dank Infrarot-Modus liefert die Nest Cam auch nachts oder im Dunkeln sehr gute Ergebnisse.

Die Aufnahmen werden bei Google in der Cloud gespeichert und können somit überall auf der Welt abgerufen werden. Hier liegt jedoch auch der große Nachteil der Nest Cam: Standardmäßig werden die Filme nur drei Stunden lang gespeichert. Erst mit einem Nest-Aware-Abo (6 oder 12 Euro pro Monat) hat man 30 bzw. 60 Tage lang Zugriff auf die Aufnahmen. Kunden mit einem aktiven Abonnement können im System außerdem die Gesichter bekannter Personen hinterlegen und mit passenden Benachrichtigungen versehen. Zwar erlaubt Google die Nutzung beliebig vieler Kameras mit einem Abo – die monatlichen Extrakosten sind aber dennoch ärgerlich.
Insgesamt begeistert die Nest Cam mit guter Videoqualität, einfacher Bedienung und hervorragender Verarbeitung. Das System eignet sich vor allem für Anwender, die auf dem Handy einen Livestream sehen oder die ereignisbasierten Benachrichtigungen nutzen möchten.
2. Hue Secure Kamera Philips (140 Euro)Die Kamera von Philips ähnelt optisch der Nest Cam und theoretisch sollte sie auch ähnliche Funktionen liefern. Im Praxistest wurden dann aber doch einige Unterschiede sichtbar. Anbringung und Einrichtung der Kamera sind noch benutzerfreundlich – danach gibt es aber Probleme.
So ist die Bildqualität zwar in Ordnung, sie reicht aber nicht an den Detailreichtum der beiden anderen Konkurrenten heran. Vor allem im Dunkeln sind bei der Secure Kamera nicht mehr allzu viele Details auszumachen. Der Akku reichte im Test problemlos über mehrere Wochen, im Internet berichten Nutzer aber auch, dass ihre Hue-Kamera nur wenige Tage durchgehalten habe. Erkennt die Kamera Bewegungen, zeichnet sie diese auf und lädt den Videostream in eine Cloud hoch. Von dort kann der Nutzer seine Videos bequem abrufen.

Schade nur, dass Philips viele erweiterte Funktionen nur in Verbindung mit einem Abo anbietet. Das Videoarchiv liegt genauso hinter der Bezahlschranke wie die Erkennung von Tieren, Personen und Paketen sowie die Möglichkeit, den Sensorbereich individuell einzuschränken. Das Basic-Abo (30 Tage Videoarchiv) kostet 39 Euro im Jahr, kann nur mit einer Kamera genutzt werden. Das Plus-Abo (60 Tage Videospeicher) kostet 99 Euro, kann aber mit mehreren Kameras kombiniert werden.
Die größte Stärke der Secure Kamera ist, dass sie sich in das Hue-Beleuchtungssystem einbinden lässt. So kann die Kamera als Bewegungsmelder für Lampen benutzt werden oder im Fall eines Alarms Lichter einschalten. Insgesamt lohnt sich der Kauf der Philips-Kamera aber nur dann, wenn sie mit einem Hue-System kombiniert werden soll.
3. eufyCam S330 (199 Euro)Das Kamera-System von eufy geht einen anderen Weg als die Produkte von Google oder Philips: Die Filme werden hier beim Nutzer zu Hause auf einer Basisstation gespeichert. So wandern Daten nur dann ins Internet, wenn der Nutzer die Filme unterwegs über sein Handy anschauen möchte. Gleichzeitig begrenzt nur der Platz auf der lokalen Festplatte die maximale Speicherzeit der Aufnahmen. Der Nachteil: Die Basisstation muss erst angeschafft werden. Ein Set mit zwei Kameras und einem Terabyte Speicher (reicht für bis zu 30 Tage ununterbrochene Videoaufzeichnung) kostet 527 Euro.
Die eufyCam selbst ist technisch hervorragend ausgestattet. Ein kleines Solarpanel lädt den eingebauten Akku auf, sodass die Kamera praktisch nie geladen werden muss. Sie nimmt 4K-Videos auf, zeigt also viele Details. Die Nachtaufnahmen sind zwar etwas schlechter als bei der Nest Cam – reichen aber aus, um Inhalte gut erkennen zu können.

In der übersichtlichen App kann der Erkennungsbereich frei eingerichtet werden. Das System identifiziert Menschen, Tiere, Fahrzeuge und Pakete und kann entsprechende Benachrichtigungen verschicken. Selbst eine Erkennung einzelner Personen ist möglich. Einziger Schönheitsfehler: Filme und Bewegungsdaten können nur über die Handy-App abgerufen werden. In Smart-Home-Systeme wie Google Home oder Amazons Alexa können nur die Livebilder der Kameras eingebunden werden.
Dennoch begeistert das System mit guter Bildqualität, Endlos-Akku und vielen schlauen Zusatzfunktionen, die allesamt ohne zusätzliches Abo verfügbar sind.
4. Xiaomi CW500 Dual (80 Euro)Das Kamerasystem von Xiaomi kommt gleich mit zwei Kameras, die unabhängig voneinander positioniert werden können. Ein Sensor wird fest auf einen Zielkorridor gerichtet, die zweite Kamera kann sich frei drehen und neigen, deckt damit einen sehr weiten Blickwinkel ab. Beide Kameras liefern sowohl im Hellen als auch im Dunkeln brauchbare Bildqualität – die Farben wirken allerdings immer etwas zu blass. Spannend ist allerdings die Time-Lapse-Funktion, die vollautomatisch Zeitraffervideos erstellt.
Theoretisch sollte die Kamera einmal erkannte Personen automatisch verfolgen können. Das funktionierte im Praxistest allerdings nur, wenn sich diese Person langsam bewegte. Eine weitere Schwäche: Die Einrichtung von Erkennungszonen in der App war unnötig umständlich. Das klappte in den Apps von Google und Eufy deutlich besser.

Gespeichert werden die Videos auf einer SD-Karte im Gerät – oder man kann sie live über eine App einsehen. Die Einbindung in Google Home und Amazons Alexa-Umgebung ist zwar nichts für Laien – klappt grundsätzlich aber auch. Cloud-Funktionen wie Online-Speicherplatz und KI-basierte Erkennung von Personen gibt es nur gegen ein Abo, das monatlich ab 4,99 Euro kostet.
Da die Xiaomi-Kamera keinen Akku hat, braucht sie einen Stromanschluss in der Nähe. Wer mit dieser Einschränkung zurechtkommt, erhält zwar viel Kamera, aber leider auch nur wenig Bedienkomfort fürs Geld.
Berliner-zeitung