Rezept für das Jägerschnitzel Made in DDR - ein klassisches Armeleuteessen

Was ist ein Jägerschnitzel? Die fleischgewordene Streitfrage spaltet Ost und West auch nach 34 Jahren Wiedervereinigung in mindestens zwei Lager. In den alten Bundesländern herrscht vornehmlich die Meinung, ein Jägerschnitzel ist Kalbs- oder Schweinefleisch, darüber paddeln Pilze in einer Cremesauce und ertrinken einen köstlichen Tod – für westdeutsche Gaumen.
Fragt man jemanden aus den gar nicht mehr neuen Bundesländern, erscheint die Antwort als rundes Panadebrikett im Spirellilwald und einer Feuerwehrsauce so rot wie die Leiterwagen der Lebensretter.

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Um es vorwegzunehmen: Keine der beiden Interpretationen in dieser Küchengeschichte ist falsch, auch die österreichische Version jenseits der Zugspitze, nackt und ohne Panade daherkommend, hat dieselbe Wertigkeit und alle Fans verdient. Schließlich gibt es auch bei anderen Rezepten regionale Unterschiede und manchmal auch ganz allgemein in der Sprache eine andere Auffassung, was unter einem Wort zu verstehen ist.
Der Sozialwissenschaftler Daniel Kubiak von der Humboldt-Universität Berlin fasste für den Mitteldeutschen Rundfunk Anfang November zusammen, was auch nach 34 Jahren Wiedervereinigung und Einheit ungleich ist. Er sagt: „Wenn man fragt ‚Was ist ein Jägerschnitzel?‘, und ein Westdeutscher nicht weiß, dass Jägerschnitzel in Ostdeutschland panierte Wurst mit Nudeln und Tomatensoße ist, dann kann er den Ostdeutschen gar nicht imitieren.“ Ostdeutsche hingegen wüssten durchaus, dass mit einem Jägerschnitzel im Westen ein Schnitzel mit Pilzrahmsoße auf den Teller kommt.
Der Hintergrund für die in Ostdeutschland so beliebte Variante des Jägerschnitzels dürfte wie so oft die Mangelwirtschaft in der Deutschen Demokratischen Republik gewesen sein. Denn Schweineschnitzel gab es bei weitem nicht immer – und Champignons zumindest nicht häufiger im Konsum zu kaufen. Nach der Wende geriet die Küche des Ostens zwar ein wenig ins Abseits, doch mit der Ostalgie kommt auch das Jägerschnitzel „made in DDR“ zurück.
Dieses Rezept soll deshalb vom Jägerschnitzel aus Jagdwurst handeln, einem leckeren Arme-Leute-Essen, das in der DDR in zig Fabrikkantinen, Mensen und Schulen beliebt war und bei vielen Menschen als Klassiker weiter auf dem Teller landet.
Wer das Jägerschnitzel zu Hause nachkochen möchte, hat vermutlich fast alle Zutaten beisammen, ohne im Supermarkt in den Feinkostgang einzuschwenken. Am besten startet das Rezept mit der Sauce, denn wenn die Jägerschnitzel gebraten werden, muss es relativ schnell gehen.
Für die Sauce 100 Gramm Butter schmelzen und darin zwei Esslöffel Tomatenmark gleichmäßig verrühren, dann zwei Esslöffel Mehl unterrühren. Danach 150 Milliliter Wasser, dann 250 Gramm Ketchup zufügen und die Sauce mit Zucker, Salz und Pfeffer abschmecken.
Die Jagdwurstscheiben (circa einen Zentimeter dick) erst in Mehl, dann in Ei und dann in Paniermehl rundherum wenden. In einer Pfanne Öl erhitzen und die Jägerschnitzel goldgelb braten. Dazu passen 250 Gramm Nudeln wie Spirelli, aber auch Pommes oder Kartoffeln sind eine leckere und passende Beilage.
rnd