So werdet ihr Gründer, ohne ein Startup gründen zu müssen: Tipps vom M&A-Profi zum Gründer-Buy-In

Christian Saxenhammer ist Gründer der M&A-Boutique Saxenhammer. Er hat über 400 Transaktionen erfolgreich beraten. Hier schreibt er über Gründer-Buy-Ins.
Start-ups prägen die öffentliche Wahrnehmung von Unternehmertum – dynamisch, risikofreudig, innovativ. Doch ein Trend aus den USA zeigt, dass immer mehr talentierte Gründer ihre Ambitionen anders erfüllen: durch den Kauf etablierter Unternehmen.
Statt auf einem weißen Blatt zu beginnen, übernehmen sie ein bestehendes Geschäftsmodell, optimieren und skalieren es. Dieses Modell nennt sich „Gründer-Buy-In“ oder Entrepreneurship Through Acquisition (ETA) – und gewinnt auch in Deutschland zunehmend an Bedeutung.
Ein Start-up zu gründen bedeutet, bei null anzufangen. Jedes Detail muss aufgebaut werden – Produktentwicklung, Team, Prozesse, Marktpositionierung. Der Großteil der jungen Unternehmen scheitert dabei innerhalb der ersten drei Jahre. Laut einer aktuellen Studie der KfW überleben weniger als 30 Prozent der Start-ups langfristig.
Anders der Gründer-Buy-In: Hier profitieren Gründer von etablierten Strukturen, vorhandenen Kundenbeziehungen und bewährten Geschäftsmodellen. Dadurch reduziert sich das unternehmerische Risiko erheblich. Doch warum nutzen nicht mehr Gründer diese Möglichkeit?
Ein häufiger Stolperstein für angehende Unternehmer ist die Finanzierung. Genau hier setzen sogenannte Search Funds an. Diese in den USA bereits etablierte Finanzierungsform erlaubt Gründern, zunächst Kapital von Investoren einzuwerben, um gezielt nach einem attraktiven Unternehmen zu suchen und dieses anschließend zu übernehmen.
In den USA sind Search Funds längst etabliert. Laut Stanford Business School haben Search Funds in den vergangenen 20 Jahren Renditen von durchschnittlich rund 35 Prozent jährlich erzielt – deutlich mehr als viele klassische Venture-Capital-Fonds.
Doch auch im DACH-Raum gewinnt das Modell zunehmend an Bedeutung. Inzwischen gibt es eine wachsende Zahl erfolgreicher Search Funds, die gezielt mittelständische Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz erwerben und skalieren. Einige dieser Funds haben bereits beeindruckende Erfolge erzielt und zeigen, dass das Modell auch hierzulande nachhaltig funktioniert.
Investoren und Gründer entdecken zunehmend die Chancen, die in der Übernahme gut geführter, aber nachfolgebedürftiger Unternehmen stecken. Der Markt im DACH-Raum ist geprägt von einem starken Mittelstand, der ideale Voraussetzungen für diese Form der Unternehmensnachfolge bietet.
Das Erfolgsrezept der amerikanischen Gründer-Buy-In-Szene basiert auf klaren Kriterien. Besonders gefragt sind profitable, mittelständische Unternehmen mit stabilem Umsatz zwischen 5 und 20 Millionen Euro, idealerweise mit einer gut ausgebauten zweiten Führungsebene.
Diese Unternehmen bieten ausreichend Wachstumspotenzial, aber sind zugleich oft zu klein, um für große Private-Equity-Fonds attraktiv zu sein – eine ideale Nische für Gründer-Buy-Ins.
Erfolgreiche US-Modelle zeigen: Nach einer Übergangsphase von 6 bis 12 Monaten gelingt es vielen Gründer-Käufern, das gekaufte Unternehmen deutlich zu skalieren – etwa durch Digitalisierung, Produktinnovationen oder gezielte Expansion.
businessinsider