Wie erkennt man eine reife Melone?

Ralf Erhart hat Gartenbau studiert und ist im Prüfdienst der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung tätig. Er beschäftigt sich in der Münchner Außenstelle der Bundesanstalt mit Qualitätskontrollen und macht Marktanalysen auf dem Großmarkt:
»Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hat Normen speziell für Melonen. Das Reifekriterium dort ist der Zuckergehalt. Wobei das Mindestmaß an Zucker erstmal kein Geschmackserlebnis garantiert – und ohnehin kann ein Kunde oder eine Kundin das an der Obsttheke nicht feststellen. Also müssen wir uns auf unsere Sinnesorgane verlassen.
Bei manchen Melonenarten kann man auf die Schale schauen: Im unreifen Zustand ist sie grün und färbt sich dann beispielsweise gelb. Bei Galia-, Cantaloupe- und Netzmelonen ist ein süßlicher und aromatischer Geruch ein Anzeichen für Reife. Zuerst riechen sie am Blütenende – also gegenüber der Seite, wo sich der Stiel befindet. Obwohl es ein bisschen unappetitlich ist, sind herumschwirrende Fruchtfliegen ein Zeichen, dass es sich um reife aber – aufgepasst – auch überreife Melonen handelt. Auch sollte sich der Stiel leicht von der Frucht lösen lassen. Um den sternförmigen Stielansatz bilden sich Risse, sobald die Frucht reif ist. Die nennt man auch Zuckerrisse. Bei dieser Gruppe Melonen gibt die Schale in der Mitte – also, sozusagen am Äquator der Frucht – auf leichten Druck nach. Bei den genetzten und gefurchten Melonen wird das Muster je nach Reifegrad bei der Ernte intensiver. Auch darauf kann man achten.
Wintermelonen und Wassermelonen riechen hingegen nicht. Auch an der Schale herumzudrücken, hilft hier nicht weiter. Bei grünen Melonentypen färbt sich aber die Schale an der Stelle, an der die Frucht auf dem Boden lag, gelblich. Je heller diese Stelle ist, desto reifer ist die Melone. Allerdings gibt es mittlerweile verschiedene Anbaumethoden: Teilweise werden die Pflanzen hochgebunden, dann entsteht natürlich kein gelber Auflagefleck.
Für den klassischen Klopftest braucht man viel Erfahrung, um Unterschiede zu hören. Man kann aber sagen: Je heller die Frucht klingt, desto weniger ist sie reif. Wenn es dumpf klingt, ist es eher ein Zeichen für Reife. Wenn es aber sehr dumpf klingt, dann ist sie überreif, weil das Fruchtfleisch irgendwann rissig und mürbe wird. Der Klopftest funktioniert am ehesten noch bei Wassermelonen, bei allen anderen ist das schwierig. Am Gewicht kann man den Reifegrad eher nicht erkennen. Das ist eben sortentypisch, gerade bei Wassermelonen, die es ab einem Kilo bis hin zu 15 Kilogramm pro Frucht gibt.
Wenn man die perfekte Melone gefunden hat, sollte man sie eher nicht unten im Gemüsefach lagern. Wenn überhaupt im Kühlschrank, dann an der wärmsten Stelle, also im obersten Fach. Vor dem Genuss kann man sie dann kaltstellen. Bei der Lagerung bei Zimmertemperatur reifen sie allerdings schneller nach, das sollte man beachten.«
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