Stolberg im Harz: Eine der schönsten Mittelalter-Fachwerkstädte Deutschlands

Wer eine Reise in den Harz zwischen Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen plant, denkt oft zuerst an den Brocken, das Wahrzeichen des Mittelgebirges. Vielleicht auch an Bilderbuchstädte wie Wernigerode oder die Unesco-Welterbe-Stadt Quedlinburg mit ihren über 2000 Fachwerkhäusern. Doch der Harz hat noch viel mehr zu bieten, unter anderem weitere traumhafte Fachwerkstädte wie Stolberg. Bereits 1993 erhielt der Ort als erster in Deutschland die Auszeichnung „Historische Europastadt“.
Wir zeigen dir, warum du das Städtchen mit seinen rund 1500 Einwohnerinnen und Einwohnern bei deinem nächsten Urlaub oder Ausflug in den Harz unbedingt besuchen solltest. Unsere sechs Highlights sind:

Die Menschen in Stolberg haben allen Grund, stolz auf ihr Städtchen mit rund 900 Jahren Geschichte zu sein: Das Stadtbild konnte weder von Kriegen noch von Modernisierungswellen zerstört werden, denn selbst zu DDR-Zeiten stand das historische Zentrum unter Denkmalschutz. Deswegen fühlen sich Besucherinnen und Besucher in den Gassen oftmals wie auf einer Zeitreise in vergangene Epochen.
Das wunderschöne Fachwerkensemble von Stolberg mit etwa 400 Gebäuden erstreckt sich über vier enge Täler. Beim Bummel durch die Häuserreihen lohnt es sich, genau hinzuschauen, denn die Häuser erzählen viele Geschichten. Manche tragen kunstvolle Schnitzereien, andere bunte Bemalungen, verzierte Inschriften oder fromme Sprüche über den Fenstern. Viele stammen aus der Spätgotik oder der Renaissance.
Zu den Highlights der Stolberger Altstadt zählen die Rittergasse und das Kalte Tal mit ihren besonders alten Gebäuden – neben dem Marktplatz mit seinem Rathaus aus dem Jahr 1452. Dessen Stockwerke sind nur über Außentreppen erreichbar. Zudem kommst du immer wieder zu gemütlichen Plätzen, wo Restaurants und Cafés zum Verweilen einladen.

Hoch über den Dächern der Altstadt erhebt sich Schloss Stolberg, das Wahrzeichen des Städtchens und einer der geschichtsträchtigsten Orte im Harz. Was die meisten Reisenden vorab nicht wissen: Dort begann die Geschichte des niederländischen Königshauses! 1506 wurde auf dem Schloss Juliana von Stolberg geboren, die Mutter von Wilhelm von Oranien und die bis heute sogenannte „Ahnfrau“ des niederländischen Königshauses. Sie verbrachte ihre Kindheit in der Schlossanlage.
Die Ursprünge des Schlosses selbst reichen bis ins 13. Jahrhundert zurück. Aus der einstigen Burg entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte eine elegante Anlage mit Elementen von Renaissance und Barock. Spuren verschiedener Epochen sind bis heute sichtbar, ebenso wie das klassizistische Flair, das der Architekt Karl Friedrich Schinkel dem Gebäude im 19. Jahrhundert verlieh.
Nach dem Zweiten Weltkrieg diente Schloss Stolberg als Erholungsheim der DDR-Lehrergewerkschaft – erst 2002 ging es in den Besitz der Deutschen Stiftung Denkmalschutz über, die seither an seiner aufwendigen Restaurierung arbeitet. Heute kannst du Teile des Schlosses wieder besichtigen, darunter die Schlosskapelle, den Fürstenflügel mit dem „Haus des Gastes“ und den Südflügel.

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Besonders sehenswert sind die Gartenanlagen, die zu den „Gartenträumen – Historische Parks in Sachsen-Anhalt“ gehören. Der Spaziergang vorbei an barocken Terrassen, zur Hirschallee und zum Waldpark dient als kleine Auszeit im Grünen.
Ein weiterer Tipp ist eine geführte Tour durch das Schloss, die laut der Schloss-Website jeden Freitagabend um 20 Uhr stattfindet. Dabei kannst du mehr über Geschichte und Architektur des Prunkbaus lernen.

Wenn du die Niedergasse in Stolbergs Altstadt erreichst, wird dir ein Gebäude besonders auffallen: die Alte Münze, eines der eindrucksvollsten Häuser des Ortes. Das prächtige Fachwerkhaus mit dem markanten Erkertürmchen wurde 1535 erbaut – von Kilian Kessler, Münzmeister und einst Bürgermeister der Stadt. Noch heute trägt die Inschrift über dem Tor den Hinweis auf sein Werk: errichtet „mit Gottes Hilfe am Tage Kiliani“.
Im Inneren ist das geldgeschichtliche Museum von Stolberg angesiedelt, eine der spannendsten kulturhistorischen Ausstellungen des Harzes. In der historischen Münzwerkstatt erlebst du, wie früher Münzen geprägt wurden: mit Schmelzofen, Rändelmaschine und dem großen Balancier, der zu Schauprägungen regelmäßig wieder in Gang gesetzt wird. Dabei entstehen feine Medaillen aus Silber – ein echtes Stolberger Andenken zum Mitnehmen. Wer nicht zur rechten Zeit vor Ort ist, kann den Prozess im Museumskino nachverfolgen.
Neben der Münzprägung widmet sich das Museum auch der Geschichte des Geldes, dem Bergbau im Harz und den Menschen, die dort lebten und die Region prägten. Seit 2025 gehört außerdem eine neue Fachwerkausstellung im Nachbarhaus dazu, die die Entwicklung dieser Baukunst über sechs Jahrhunderte zeigt.
Am Marktplatz von Stolberg steht neben dem historischen Rathaus ein weiteres ganz besonderes Gebäude: das AndersWeltTheater. Dort verbindet das Schauspielerpaar Christiane und Mario Jantosch seit 2011 auf einzigartige Weise Theater, Kleinkunst und Kulinarik.
Im Erdgeschoss befindet sich das „märchenhafte Café“, das aussieht, als hätten die Brüder Grimm persönlich die Einrichtung entworfen. Zwischen alten Balken und liebevoll gestalteten Details wird zwischen Theatervorstellungen ein kreatives Drei-Gänge-Menü serviert, das die Jantoschs selbst zubereiten.
Eine Etage höher beginnt die eigentliche „AndersWelt“: eine kleine Bühne mit Platz für rund 40 Gästinnen und Gäste, auf der das Schauspielerpaar sein facettenreiches Repertoire zeigt – von Märchenabenden über literarische Programme mit Goethe, Heine oder Ringelnatz bis zu Grusel- und Candle-Light-Dinnern. Immer wieder ergänzen Gastkünstlerinnen und ‑künstler das Programm, das sich regelmäßig verändert.
Im Sommer geht das Theater unter freiem Himmel weiter: Dann laden die Stolberger Sommerfestspiele auf der Waldbühne zu Konzerten und Aufführungen inmitten der Natur ein.

Bei deinem Spaziergang durch Stolberg riechst du ihn schon von Weitem: den Duft frisch gebackener Kekse. Friwi-Backwaren sind eine Institution im Harz und stehen seit über 130 Jahren für feines Gebäck. Das Familienunternehmen, heute in vierter Generation, begann 1891 als kleine Konditorei, gegründet von Friedrich Wilhelm Witte.
Ob Zwieback, Lebkuchen, Printen oder Waffeln – vieles wird noch nach den alten Familienrezepten hergestellt. Im Fabrikverkauf kannst du den Bäckerinnen und Bäckern bei der Arbeit über die Schulter schauen, Pralinen aus der Schauwerkstatt probieren und dich durch das wachsende Sortiment kosten. Viele Produkte – wie der „Harzer Perle“-Keks, der „Sultanzwieback“ oder die „Walpurgis-Mischung“ – tragen das Qualitätssiegel „Typisch Harz“, das für regionale Spezialitäten steht.
Direkt neben der historischen Produktionsstätte gibt es im gemütlichen Friwi-Café in einem denkmalgeschützten Fachwerkhaus Kaffee zu den Leckereien.

Eines darf bei deinem Besuch Stolbergs nicht fehlen: der schönste Panoramablick über diesen Teil des Harzes! Den bekommst du auf dem gewaltigen Josephskreuz auf dem Großen Auerberg. Mit seinen 38 Metern ragt das imposante Stahlkreuz über die Baumwipfel des Südharzes hinaus. Es besteht aus rund 100.000 Nieten und gilt als größtes eisernes Doppelkreuz der Welt.
Die Geschichte des Josephskreuzes geht bis ins 17. Jahrhundert zurück, als auf dem Großen Auerberg ein hölzerner Aussichtsturm thronte. Später ließ Graf Joseph zu Stolberg vom preußischen Stararchitekten Karl Friedrich Schinkel einen neuen Turm errichten. Das hölzerne Doppelkreuz fiel jedoch 1880 einem Blitzschlag zum Opfer. Nur wenige Jahre später entstand an gleicher Stelle der heutige Eisenturm – ein technisches Meisterwerk, das 1896 eingeweiht wurde und seither zu den Wahrzeichen des Harzes zählt.
Das Josephskreuz ist jedoch nicht nur ein Denkmal, sondern auch ein beliebtes Wanderziel. Der Aufstieg führt unter anderem über den Lutherweg oder die Alte Auerbergstraße hinauf auf die Josephshöhe. Zur Aussichtsplattform gelangst du über 200 Stufen und wirst an klaren Tagen mit einem weiten Blick über die Berglandschaft belohnt, vom Brocken bis zum Kyffhäuser und mit etwas Glück sogar bis zum Thüringer Wald. Eine wohlverdiente Stärkung gibt es im Anschluss in dem gemütlichen Bergstüb’l, wo Hausmannskost, deftige Brotzeiten und kühle Getränke serviert werden.
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