1. FC Köln: Jugendarbeit trägt Früchte, aber woanders

Der 1. FC Köln generiert mit den Verkäufen von Eigengewächsen hohe Ablösesummen. Das ist aber nicht ausschließlich positiv.
Bei Bundesliga-Aufsteiger Köln klingelt dieser Tage immer wieder die Kasse. Es verlassen Spieler den Verein, für die der FC keine Ablöse bezahlt hat, die aber Summen in Millionenhöhe einbringen. Kölner Eigengewächse sind national und international begehrt und verlassen die Domstadt im Akkord.
Den Anfang machte Torhüter Jonas Urbig bereits im Januar, als er für rund sieben Millionen Euro aus der Domstadt zu Rekordmeister Bayern München wechselte. Mit acht Jahren war der mittlerweile 21-Jährige zur FC-Jugend gestoßen, nach nur elf Einsätzen für die Profis war seine Zeit bei den Geißböcken bereits wieder vorbei.
Zur gleichen Zeit wurde auch der Abgang von Tim Lemperle (23, seit 2017 im Verein) zur TSG 1899 Hoffenheim eingeleitet. Weil der Vertrag des Angreifers im Sommer auslief und er eine Verlängerung ablehnte, wechselte er jedoch ablösefrei in den Kraichgau. Auch Mathias Olesen (24, seit 2018 im Verein) verließ die Kölner nach Ablauf der Saison ablösefrei in Richtung Fürth.
Urbig, Finkgräfe und Downs bringen hohe AblösenWesentlich lukrativer waren da die beiden jüngsten Abgänge von Kölner Eigengewächsen. Max Finkgräfe (21, seit 2021 im Verein) wechselte für vier Millionen Euro zu RB Leipzig, Damion Downs (21, seit 2021 im Verein) für etwa acht Millionen Euro zum englischen Zweitligisten FC Southampton.
Rein finanziell sind zumindest die Transfers von Urbig, Finkgräfe und Downs für den Aufsteiger als Erfolg zu werten. Knapp 20 Millionen Euro für Spieler, die zumindest die letzten Jahre ihrer Ausbildung in der FC-Jugend absolviert haben und entsprechend preiswert waren. Nimmt man noch Florian Wirtz hinzu, an dessen Rekordtransfer von Bayer Leverkusen zum FC Liverpool auch der FC als Ausbildungsverein mitverdiente, war das ein sehr guter Sommer für die Kölner Finanzen.
Spieler gehen auf eigenen WunschAllerdings wurden die Eigengewächse nicht aus Geldnöten abgegeben, sondern weil sie den Wunsch geäußert haben, den FC zu verlassen. "Max hat uns nach offenen und transparenten Gesprächen klar signalisiert, dass er seinen Vertrag beim 1. FC Köln nicht verlängern möchte", sagte Sportdirektor Thomas Kessler zu Finkgräfes Abgang.
Auch Downs habe sich gegen ein Kölner Angebot zur Vertragsverlängerung entschieden, obwohl man ihm eine "sowohl sportlich als auch wirtschaflich aus unserer Sicht sehr attraktive Perspektive beim 1. FC Köln aufgezeigt" habe, so Kessler. Lemperle und Urbig verließen den Verein ebenfalls auf eigenen Wunsch, trotz der sportlich durchaus positiven Entwicklung, die im Sommer in der Rückkehr in die Bundesliga gipfelte. Der 1. FC Köln kann also einerseits Talente zu Profis entwickeln wie kaum ein anderer Klub, hat aber auch große Schwierigkeiten, diesen Spielern eine Perspektive aufzuzeigen, die sie im Verein hält.
Neue Talente in StartpositionTrotz der zahlreichen Abgänge von Eigengewächsen gehen die Kölner aber nicht ganz ohne Spieler aus der eigenen Jugend in die kommende Bundesligasaison. Neben dem mittlerweile 23-jährigen Jan Thielmann (seit 2017 im Verein) stehen mit den Rückkehrern Said und Malek El Mala, Florian Dietz und Julian Pauli noch weitere junge Spieler aus der Nachwuchsabteilung im aktuellen Kader, die auf sich aufmerksam machen wollen.
Und aus der U19, im Mai gerade erst Deutscher A-Jugend-Meister geworden, drängen weitere Talente nach oben. Auch wenn mit Justin von der Hitz eine der größten Nachwuchshoffnungen im Sommer zum 1. FC Nürnberg wechselte. Der 18-Jährige entschied sich ebenfalls gegen einen Verbleib in Köln.
Kessler will Defensive verstärkenFür Sportdirektor Kessler geht es nun darum, die Abgänge zu ersetzen. Mit Isak Johannesson (Fortuna Düsseldorf) und Ragnar Ache (1. FC Kaiserslautern), die zusammen rund zehn Millionen Euro gekostet haben, kamen bereits gestandene Zweitligaprofis in die Domstadt. Für das Tor wurde der erfahrene Rob-Robert Zieler (36), einst selbst in Köln ausgebildet, verpflichtet. Auf Leihbasis wurden zudem Jakub Kaminski (VfL Wolfsburg) und Tom Krauß (1. FSV Mainz 05) geholt.
Einzig in der Defensive drückt bei den Kölnern noch der Schuh. "In der Abwehr für Verstärkung sorgen - das ist unsere nächste große Aufgabe", erklärt Kessler. In diesem Mannschaftsbereich sei es "wichtig, dass der Trainer die Mannschaft zusammen hat, um Abläufe einzustudieren". Dennoch wolle man nichts überstürzen: "Der schnellste Schuss ist nicht immer der Beste." Und vielleicht findet sich die gesuchte Verstärkung ja auch im eigenen Nachwuchs.
Unsere Quellen:
- Homepage des 1. FC Köln
- Transfermarkt.de
sportschau