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Die erstaunliche Anstoß-Taktik von PSG

Die erstaunliche Anstoß-Taktik von PSG

Worauf Luis Enrique bei Paris Saint-Germain Wert legt, lässt sich schon beim Anstoß erkennen. Was steckt hinter der Routine, den Ball bewusst herzuschenken?

Macht ihr mal! Vitinha "schenkt" Liverpool im Achtelfinalrückspiel einen Einwurf - ganz bewusst. DAZN

Mit einer Quote von 93,8 Prozent gehört Vitinha zu den besten Passspielern dieser Champions-League-Saison. Bei Paris Saint-Germain steht unter den Stammkräften nur Marquinhos mit 94,7 vor ihm, doch der Kapitän und Abwehrchef hat auch einen entscheidenden Vorteil: Er hat mit den Anstößen seiner Mannschaft nichts zu tun.

Diese sind beim französischen Meister nämlich ein kurioses Kapitel für sich. Regelmäßig schenkt PSG unter Trainer Luis Enrique den Ball Sekunden nach dem Anstoß bewusst her, und das Schema ist immer das gleiche: Ein Angreifer spielt vom Anstoßpunkt zu Vitinha, und der eigentlich so passsichere Portugiese haut den Ball in hohem Bogen ins Seitenaus - je näher zur gegnerischen Eckfahne, desto besser.

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Abgesehen vom einseitigen Play-off-Duell mit Stade Brest (3:0/7:0) war diese Routine in allen K.-o.-Runden dieser Champions-League-Saison zu bestaunen, zuletzt in den Rückspielen gegen Arsenal (2:1) und Aston Villa (2:3), im hochklassigen Achtelfinale gegen den FC Liverpool (0:1/4:1 i. E.) sogar gleich zweimal. Auffällig: PSG scheint diese Form des Anstoßes lieber zu Spielbeginn oder nach Wiederanpfiff zu praktizieren als nach Gegentoren.

Was einen gegnerischen Einwurf attraktiv macht

Doch was steckt dahinter? Luis Enrique kombiniert in Paris seinen aus Barcelona bekannten Ballbesitzfußball mit hohem Pressing. "Damit zermürbt PSG seine Gegner, lässt sie kaum aus der eigenen Hälfte", analysierte Monaco-Profi Thilo Kehrer am Montag im kicker. Und zu diesem Vorhaben passt der kalkulierte Ballverlust nach dem Anstoß bestens.

Sofort kann die ganze Mannschaft nach vorne schieben und die gegnerische Hälfte besetzen, während der Kontrahent gleich mal unter Druck ist. Beim Einwurf ist jedes Team schließlich deutlich beschränkter als bei anderen Standardsituationen. Zu der Unterzahl auf dem Platz - der Einwerfer ist ja gebunden - kommt, dass ein Einwurf Nachteile bei Tempo und Reichweite hat und somit viel leichter zu verteidigen ist. Die Logik aus PSG-Sicht: Die Chance, Torgefahr zu erzeugen, ist mit einem Ballgewinn in der gegnerischen Hälfte größer als mit einem "normal" ausgeführten Anstoß.

Obwohl es davon im Schnitt rund 50 pro Spiel gibt, scheinen Einwürfe im Spitzenfußball erst langsam in den Fokus der Trainer zu rücken und immer noch unterschätzt zu werden - offensiv wie defensiv. Bevor der FC Liverpool 2018 Einwurftrainer Thomas Grönnemark engagierte, hatte die Mannschaft von Jürgen Klopp nach Einwürfen unter Druck nur rund 45 Prozent Ballbesitz. Auf ähnliche Nachlässigkeiten scheint auch PSG zu spekulieren.

Nun ist der angehende Triple-Sieger weder der erste Klub im Weltfußball, der auf diese erstaunliche Taktik zurückgreift, noch führt sie beständig zum Erfolg, also zu einem vielversprechenden Ballgewinn. Trotzdem gab es wohl noch nie eine Mannschaft in der Champions-League-Geschichte, die diese Idee so regelmäßig und konsequent verfolgt, dass es womöglich sogar im Finale gegen Inter Mailand am Samstag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) heißt: Macht ihr ruhig mal! An Vitinha wird es auch diesmal nicht scheitern.

kicker

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