Die Wahrheit im Poker um Maza
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Sein Vertrag in Berlin läuft bis 2027, seine Zukunft ist offen. Ibrahim Maza ist bei Hertha BSC vieles zugleich: Gesicht, Hoffnungsträger, Spielmacher - und Renditeobjekt.
Der Ball als Freund: Ibrahim Maza ist Herthas größtes Talent seit Jahren. IMAGO/Matthias Koch
Er schlug die Mütze vor sein Gesicht und musste die Tränen unterdrücken. Auf dem Platz versuchten seine Kollegen, die nächste Niederlage abzuwenden. Auf der Bank litt der kurz zuvor ausgewechselte Ibrahim Maza mit jeder Faser seiner Seele mit. Bilder wie jenes, das in der Schlussphase des Heimspiels gegen den 1. FC Kaiserslautern (0:1) vor etwas mehr als zwei Wochen zu besichtigen war, dokumentieren die Verbundenheit des 19-Jährigen zu seinem Verein.
Mit dem Herzen reagierte er auch am Ende der zurückliegenden Wintertransferperiode. Die AC Milan und der FC Porto machten kurz vor der Deadline ernst. Maza hatte zwei konkrete und höchst attraktive Offerten vorliegen - und sagte beiden Klubs ab. Milan, das massiv um Maza warb, holte am 3. Februar neben Stürmer Santiago Gimenez (Feyenoord Rotterdam) und Mittelfeldspieler Warren Bondo (AC Monza) auf Leihbasis Linksaußen Riccardo Sottil (AC Florenz) und Joao Felix (FC Chelsea).
Hertha bekam kein Milan-Angebot - Maza sagte zuvor abDie seitdem an manchen Stellen aufflammende Kritik, Hertha-Sportdirektor Benjamin Weber und Andreas "Zecke Neuendorf, der Direktor Akademie und Lizenspielerbereich, hätten sich gegen eine Einnahme von 20 Millionen Euro entschieden, läuft ins Leere. Nach Mazas Absage an Milan bekamen Herthas Sport-Bosse in jenen turbulenten Stunden auf der Zielgeraden der Transferperiode gar kein Angebot auf den Tisch, das zu prüfen gewesen wäre. Gut informierte Kreise siedeln die tatsächliche Höhe der geplanten Offerte des italienischen Top-Klubs zudem niedriger an. Für den Fall, dass Maza sein Go gegeben hätte, war offenbar ein Paket mit einer Sockelablöse von etwa 15 Millionen Euro plus Boni vorbereitet. In diesem Fall hätte der Hauptstadtklub, der im Sommer 2025 erneut einen Transferüberschuss in zweistelliger Millionenhöhe erzielen muss, vermutlich weder Nein sagen können noch Nein gesagt.
Der VfB Stuttgart lässt nicht lockerMilan als künftiger Arbeitgeber scheint auch für den Sommer noch nicht vom Tisch zu sein. Das Interesse des VfB Stuttgart, der Maza schon im Sommer 2024 verpflichten wollte und um die 6 Millionen Euro bot, ist ungebrochen, das Interesse von Meister Bayer Leverkusen hinterlegt. Inzwischen soll ein dritter Bundesligist in den Poker eingestiegen sein. Zudem werben seit Monaten Klubs aus Spanien (u.a. Atletico Madrid), England (u.a. Leicester, Newcastle, Nottingham, West Ham) und Italien intensiv um Herthas Eigengewächs. Eine kolportierte feste Ausstiegsklausel in Höhe von 9,5 Millionen Euro für den Sommer 2025 gibt es nach kicker-Informationen nicht.
Die Exit-Option im Vertrag ist komplexDie im Vertrag verankerte Exit-Option soll komplex sein und sehr detailliert für diverse Szenarien und Zeitpunkte der Unterschrift verschiedene Ablösemodelle vorsehen. Mazas Performance in der laufenden Saison spielt als Faktor dabei ebenso eine Rolle wie Herthas Abschneiden in der 2. Liga, das Heimatland des neuen Klubs und dessen aktuelle sportliche Flughöhe inklusive einer möglichen Europacup-Teilnahme 2025/26. Auch die Auswahlkarriere Mazas, der sich im vergangenen Herbst gegen den DFB entschied und im Oktober für die algerische A-Nationalmannschaft debütierte, ist ein Parameter.
Markt-Insider rechnen damit, dass die tatsächliche Ablöse - Herthas Klassenerhalt vorausgesetzt - am Ende im zweistelligen Millionenbereich liegen wird. Maza, der 2016 von den Reinickendorfer Füchsen in Herthas Akademie gewechselt war, soll einen Verbleib in Deutschland favorisieren. Noch allerdings hat Herthas Top-Talent, das im vergangenen August seinen Vertrag beim Zweitligisten um ein Jahr vorzeitig bis 2027 verlängert hatte, keine Entscheidung getroffen.
kicker