Anleihenfonds mit fixem Ablaufdatum sind eine nützliche Innovation

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Die Finanzmärkte sind dieses Jahr besonders fiebrig. Und es könnte noch viel unruhiger werden. Denn auf dem Prüfstand steht nichts Geringeres als der Eckpfeiler des Finanzsystems, der Markt für Staatsanleihen.
Wegen der ungebremsten Schuldenmacherei vieler Länder gibt es ein wachsendes Überangebot bei diesen Bonds. Investoren beginnen deshalb höhere Renditen zu verlangen. Sie fragen sich sogar, ob sie Staatsanleihen noch als risikolose Anlagen einstufen können. Das hat auch mit Donald Trumps Zollkriegen zu tun und seiner noch viel gefährlicheren Idee, eine Art Nutzungsgebühr für US-Staatsanleihen einzuführen.
Wenn die Renditen steigen, kommen Neuinvestoren zwar in den Genuss von besseren Konditionen. All diejenigen, die bereits Anleihen halten, sind aber von Kursverlusten betroffen. (Wenn die Renditen steigen, dann fallen die Kurse – was etwas verwirrend ist.)
Betroffen von Kursverlusten sind derzeit vor allem die Besitzer von Staatsanleihen mit sehr langen Laufzeiten einer ganzen Reihe von Ländern von Japan über Frankreich und Grossbritannien bis zu den USA.
Alles kann so einfach seinDoch jetzt kommt eine gute Nachricht für Privatanleger. Dank einer Innovation auf dem Markt für ETF haben sie die Möglichkeit, mit einem einzigen Produkt ein diversifiziertes Portfolio an Anleihen mit einem festen Ablaufdatum zu kaufen. Aufgrund der von vornherein begrenzten Laufzeit können sie sich getrost um die Auswirkungen von Inflation, Renditen, Leitzinsen und sich verändernden Bonitäten von Schuldnern auf die Kurse foutieren.
Denn wenn sie einen ETF kaufen, der beispielsweise im März 2028 zurückbezahlt wird, wissen Anleger von Anfang an, wie viel Rendite sie über die ganze Laufzeit erzielen werden. Abgesehen vom Extremfall, dass Schuldner zahlungsunfähig werden, sind keine negativen Überraschungen möglich.
Bei einem normalen ETF oder Anlagefonds hingegen, bei dem dauernd Anleihen auslaufen und durch neue ersetzt werden müssen, haben Investoren diese Gewissheit nicht. Dort können ihnen Kursverluste einen Strich durch die Rechnung machen.
Wie früher, in den guten alten ZeitenEs ist ganz so wie in den guten alten Zeiten, als «Eidgenossen» oder die Bonds erstklassiger Schweizer Schuldner noch nennenswerte Renditen brachten – und Anleger solche Papiere ins Depot legen konnten und sich erst bei der Rückzahlung wieder mit dem Thema befassen mussten. Bei Laufzeiten-ETF geht man genau gleich vor, und eine breite Diversifikation ist gleich noch inklusive.
Um diese ETF aufstöbern zu können, muss man allerdings die Terminologie der verschiedenen Anbieter kennen. Es gibt leider ein babylonisches Wirrwarr an Begriffen: Bei Amundi heissen diese Produkte «Fixed Maturity», bei Invesco «Bullet Shares», bei iShares «iBonds» und bei Xtrackers «Target Maturity». Die Gebühren bewegen sich bei rund 0,1 Prozent und somit durchaus in einem vernünftigen Rahmen.
Der grosse Wermutstropfen aus Sicht von Schweizer Anlegern ist, dass die ETF-Währungen in aller Regel Dollar oder Euro sind. Man hat also ein Währungsrisiko, und eine starke Frankenaufwertung könnte die Renditen unter Umständen auffressen. Die steuerlichen Folgen müsste man in diesem Fall trotzdem tragen: Zinszahlungen unterliegen der Einkommenssteuer.
Unternehmens- statt StaatsanleihenVielleicht ist es unter diesen Umständen sinnvoll, ein kleines Zusatzrisiko einzugehen und anstatt auf Staatsanleihen auf Laufzeiten-ETF mit qualitativ guten Unternehmensanleihen zu setzen.
Ein konkretes Beispiel: Der iShares iBonds Dec 2034 Term € Corp UCITS ETF – solch schreckliche Wortschöpfungen sind normal – ist ein Produkt, das 111 Anleihen von Unternehmensschuldnern umfasst und im Dezember 2034 zurückbezahlt wird. Es wurde bereits im November lanciert, aber das Wesen von ETF ist ja gerade, dass man jederzeit kaufen und verkaufen kann. Auf der Website des Anbieters findet man die aktualisierten Renditezahlen für den Fall, dass man heute einsteigen will.
Die Abkürzung YTM steht dabei für Yield to Maturity oder Rendite bis zum Rückzahlungsdatum. Bei diesem Portfolio beträgt die Rendite per 5. Juni 2025 bis zum Endzeitpunkt im Jahr 2034 laut iShares 3,6 Prozent pro Jahr. Man findet auch alle anderen Angaben wie Gebühren (0,12 Prozent), Schweizer Börsenticker (IG34) oder die Zusammensetzung des Portfolios nach Branchen, Ländern oder Bonitäten auf der Webseite.
Höhere Renditen in Dollar-ETFNatürlich gibt es derzeit im Dollarraum höhere Renditen und das sogar bei weniger langen Laufzeiten. Auch hierfür ein Beispiel, der Invesco Bullet Shares 2030 USD Corporate Bond UCITS ETF. Hier gibt der Anbieter die Rendite bis zum Ende der Laufzeit mit 4,77 Prozent an. Kostenpunkt 0,1 Prozent, das Ticker für die Schweizer Börse ist BS30.
Besonders nutzerfreundlich sind die Websites der verschiedenen Anbieter nicht, das darf hier mal gesagt werden. Wer sich an zentraler Stelle über die Neukotierung von ETF an der Schweizer Börse informieren will, findet diese Informationen auf der Website der SIX. Man stösst auf die entsprechende Seite, indem man nach den Begriffen «SIX, ETF Explorer und Neukotierungen» sucht.
Ein Artikel aus der «NZZ am Sonntag»
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