Hitze: Acht Grafiken, die Sie kennen sollten

Es wird wieder heiß in Deutschland – sehr heiß. Temperaturen bis zu 39 Grad erwartet der Deutsche Wetterdienst in den kommenden Tagen. Auch in den Nächten bleibt es dabei teilweise bei Temperaturen über der 20-Grad-Marke. Temperaturen, die hoch sind – aber keine Seltenheit mehr.
Besonders warm zeigt sich im Rückblick das vergangene Jahr. Gleich um 2,7 Grad Celsius wich die Lufttemperatur gerechnet auf Gesamtdeutschland 2024 vom langjährigen Durchschnitt der Jahre 1961 bis 1990 ab, 2018 und 2022 sowie 2023 lagen mit Werten von 2,3 bzw. 2,4 Grad nur knapp dahinter.
Der bisher heißteste Tag: Der 25. Juli 2019. Gleich an zwei Stationen – in Duisburg und in Tönisvorst bei Krefeld – hatte der Deutsche Wetterdienst (DWD) dort eine Rekordtemperatur von 41,2 Grad Celsius gemessen. Dieser wird in dieser Woche wohl nicht eingestellt. 2025 liegt der Rekordwert bisher bei 36,2 Grad, gemessen an einer Messstation in Saarbrücken-Burbach.
Allerdings werden in Deutschland immer öfter sogenannte Hitzetage gemessen. Davon ist die Rede, wenn das Thermometer die 30-Grad-Marke knackt. Bei mehr als 25 Grad ordnen Meteorologen und Meteorologinnen einen Tag als Sommertag ein. Davon gab es allein im Rekordsommer 2022 ganze 75, gleich an 20 Tagen lag die Temperatur bei über 30 Grad.
Sommer mit heißen Tagen? Dass es das nicht „früher so auch schon“ gab, zeigt ein Blick auf die durchschnittliche Anzahl von Hitzetagen. Zwischen 1951 und 1960 gab es pro Jahr etwa 3,5 Tage, an denen die Temperaturen weit nach oben kletterten. Zwischen 1971 und 1980 war es gut ein Tag mehr. Im vergangenen Jahrzehnt zwischen 2011 und 2020 ist der Wert noch einmal deutlich angestiegen: Auf gut elf Tage pro Jahr.
Auch das aktuelle Jahrzehnt setzt den Trend fort: Zwischen 2021 und 2024 lag die Anzahl der durchschnittlichen Hitzetage pro Jahr bei 11,4, also noch einmal über dem Wert der vergangenen Dekade.
2025 könnte sich einreihen. Denn auch der diesjährige Juni war laut DWD zu warm. Das Temperaturmittel lag demnach bei 18,5 Grad und damit um 3,1 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 (15,4 Grad). Selbst im Vergleich mit der aktuellen und wärmeren Periode 1991 bis 2020 (16,4 Grad) ergab sich noch ein deutliches Plus von 2,1 Grad.
Sonne und Hitze ließen allerdings den Regen zu kurz kommen. Mit gerade einmal 61 Litern pro Quadratmeter war der Juni erneut zu trocken. „Damit war es seit Februar der fünfte Monat in Folge, der weniger Niederschlag brachte als im klimatologischen Mittel“, heißt es in der DWD-Auswertung.
Das bleibt nicht ohne Folgen. Schon jetzt hinterlässt die Hitze deutliche Spuren bei den Menschen. Bei hohen Temperaturen ist der Aufenthalt im Freien nicht nur eine Qual, er kann auch gefährlich werden. In den Hitzejahren 2018, 2019 und 2020 etwa haben die hohen Temperaturen im Sommer zu mehr als 19.000 hitzebedingten Sterbefällen in Deutschland geführt. Zum ersten Mal seit Beginn des Untersuchungszeitraums im Jahr 1992 sei eine Übersterblichkeit aufgrund von Hitze in drei aufeinanderfolgenden Jahren aufgetreten, schrieben Forschende von Robert Koch-Institut (RKI), Umweltbundesamt (Uba) und DWD in einer 2022 im „Deutschen Ärzteblatt“ veröffentlichten Studie.
Hohe Temperaturen können unter anderem das Herz-Kreislauf-System stark belasten und bestehende Beschwerden, wie etwa Atemwegserkrankungen, verstärken. Da Hitze nur selten als direkte Todesursache erkannt wird, nutzten die Studienautoren und Studienautorinnen für ihre Analyse statistische Verfahren.
Zu den besonders gefährdeten Gruppen gehören Kleinkinder und chronisch Kranke, aber auch ältere Menschen. Patientenschützende dringen deshalb auf Schutzmaßnahmen für Pflegebedürftige und Kranke.
Auch die Natur leidet unter langanhaltender Hitze und Trockenheit. Wie sich die Trockenheit seit Februar auf die Bodenfeuchtigkeit ausgewirkt hat, zeigen Daten des DWD. Die Meteorologen und Meteorologinnen haben ein Modell entwickelt, das den für Pflanzen verfügbaren Wassergehalt des Bodens in allen Regionen ermittelt.
Für jeden Quadratkilometer Deutschlands, abgesehen von wenigen Ausnahmen wie den Mooren, berechnen die Klimaforschenden die sogenannte nutzbare Feldkapazität. Ein Wert unter 50 Prozent bedeutet für die Pflanzen leichten Trockenstress, unter 10 Prozent wird die Belastung extrem. Unsere animierte Karte zeigt im Zeitraffer, wie Deutschland in einer Bodentiefe von 30 bis 40 Zentimetern seit April kontinuierlich ausgetrocknet ist.
Vor allem in den tieferen Schichten kann es Wochen oder Monate dauern, bis sich der Boden von Dürre erholt hat. Das Frühjahr 2025 war im deutschlandweiten Vergleich laut Daten des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) im Boden bis 25 Zentimeter Tiefe stärker von Dürre betroffen als alle Jahre zurück bis 1950. Es gilt zudem als das niederschlagsärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.
Zu wenig Niederschlag führt darüber hinaus zu Niedrigwasser in Bächen, Flüssen und Seen. Der geringe Wasserstand im Rhein betrifft immer häufiger die Binnenschifffahrt. Auch wenn die Frachtschiffe weiterhin fahren können, müssen sie häufig auf einen Teil ihrer Fracht verzichten, um nicht auf Grund zu laufen.
Aktuell verzeichnen vor allem Elbe, Saale, Oder und Donau niedrige Pegelstände an ihren Messstationen.
Hitze und trockene Böden ziehen daneben auch die Wälder in Mitleidenschaft. Die Waldbrandgefahr ist derzeit vor allem im Osten Deutschlands, aber auch in Baden-Württemberg und Nordbayern wieder hoch, wie der DWD mit seinem täglich aktualisierten Waldbrandgefahrenindex zeigt.
Besonders betroffen von Waldbränden ist Brandenburg: Seit 2010 verzeichnet das Land die meisten Waldbrände von allen Bundesländern. Allein im Jahr 2022 gab es mehr als 500 Waldbrände.
Die Hitze trifft allerdings nicht nur Deutschland. In vielen Teilen Europas kämpfen Länder mit hohen Temperaturen. Im spanischen Andalusien gab es mit 46 Grad einen neuen Hitzerekord. Damit wurde der Rekord von 45,2 Grad in Sevilla im Jahre 1965 gebrochen. Auch im benachbarten Portugal war es extrem heiß, vor allem in der Urlauberregion Algarve im Süden des Landes, wo um die 40 Grad registriert wurden. Auf Mallorca als liebster Ferieninsel der Deutschen stiegen die Temperaturen auf fast 35 Grad. In ganz Europa sind laut dem European Forest Fire Information System (EFFIS) bereits mehr als 190.000 Hektar Wald verbrannt – deutlich mehr als der Durchschnitt von 72.000 Hektar in den Jahren 2006 bis 2024.
Immerhin: Das Schwitzen wird hierzulande nicht allzu lange dauern. Schon am Donnerstag rechnet der DWD mit einem Ende der großen Hitze.
Dieser Artikel erschien 2022 erstmalig und wurde seitdem umfassend aktualisiert.
Mit Agenturmaterial.
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