Gesundes Altern: Eine Chance des 21. Jahrhunderts

Die Menschheit lebt länger als je zuvor. In den letzten Jahrzehnten ist die Lebenserwartung um 25 bis 30 Jahre gestiegen, sodass viele Menschen heute 85 oder 90 Jahre alt werden. Dieser wissenschaftliche und gesundheitspolitische Erfolg bringt eine neue Herausforderung mit sich: Es reicht nicht, länger zu leben; wir müssen besser leben.
Die Vereinten Nationen haben den Zeitraum 2021–2030 zum „Jahrzehnt des gesunden Alterns“ erklärt; wir befinden uns in der Mitte dieses Zeitraums. Der Aufruf ist klar: Regierungen, Institutionen und Familien müssen zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass Altern nicht gleichbedeutend mit Abhängigkeit oder Krankheit ist, sondern mit Erfüllung, Teilhabe und Wohlbefinden. Schätzungen zufolge werden bis 2050 mehr als 22 % der Weltbevölkerung über 65 Jahre alt sein, und die Zahl der über 80-Jährigen wird auf 426 Millionen steigen.
Wie können wir dieser Situation begegnen? Gesundes Altern hängt nicht nur von Medikamenten oder ärztlicher Beratung ab, sondern von einem umfassenden Ansatz. Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass regelmäßige körperliche Aktivität, ausreichend Schlaf und eine bewusste Ernährung dazu beitragen, chronischen Krankheiten, Sarkopenie und Gebrechlichkeit vorzubeugen. Darüber hinaus sind psychische Gesundheitsvorsorge und soziale Integration ebenso wichtig wie die Ernährung: Die Teilnahme an Gemeinschaftsgruppen, das Lernen von etwas Neuem oder das tägliche Praktizieren von Dankbarkeit schützt Gehirn und Herz.
In meiner Arztpraxis sehe ich immer mehr ältere Menschen, die nicht nur ihren Blutdruck oder Blutzuckerspiegel kontrollieren, sondern auch ihre Lebensqualität verbessern wollen. Und das beginnt mit kleinen Entscheidungen: 30 Minuten täglich spazieren gehen, den Impfpass überprüfen, mit Familie und Freunden in Kontakt bleiben. Die Wissenschaft ist sich einig, dass diese Maßnahmen die Wahrscheinlichkeit erhöhen, ein hohes Alter unabhängig und autonom zu erreichen.
Die Herausforderung ist kollektiv. Sind wir als Gesellschaft bereit, ältere Menschen als Vorbilder der Erfahrung, Weisheit und Stärke wertzuschätzen? Gesundes Altern erfordert öffentliche Investitionen, aber auch persönliches und familiäres Engagement. Jeder Schritt, den wir heute tun, wird die Grundlage für die Lebensqualität von morgen sein.
Dr. María Esther Pérez Bastidas
Rheumatologe
Instagram: @dra.maereumatologist
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