Literarische Auswahl: Mathieu Tulissi Gabard, hat nichts mit Fußball zu tun!

Dieser Mann in seinen Dreißigern war einst ein vielversprechendes Fußballtalent, das mit zwölf Jahren von AS Saint-Étienne entdeckt wurde. In der Jugend spielte er zusammen mit dem Starspieler Hatem Ben Arfa, bevor er mit 15 zu Montpellier Hérault wechselte. Dort erlebte er die Hölle eines fast gefängnisähnlichen Umfelds: gewalttätig, rücksichtslos und von Männern dominiert, wo ein gnadenloser Konkurrenzkampf unter den Jugendlichen herrschte, die die erlittene Gewalt reproduzierten. Er wurde zum Fußballspieler, zum Spielball, in den ein Verein investiert und dessen Investition er wieder hereinholen will – „Wir kaufen einen Jungen seinen Eltern ab“, schreibt er.
Das Trainingszentrum, das ihn als Fußballer und als Mensch fördern sollte, hat ihn eher deformiert als gefördert und gebrochen. Er und viele andere, die nicht das Glück hatten, einen Profivertrag zu bekommen (also fast alle), beendeten ihre Karriere mit 16.
Zwanzig Jahre später schildert er seine Erlebnisse in einer Erzählung, die sich mitunter in ein Gedicht verwandelt und zwischen den Stimmen des Erzählers, seiner Eltern, eines Trainers und anderer junger Leute wechselt.
Footboys ist ein Werk der Prosa und Komposition, das sich deutlich von den einfachen Zeugnissen von Sportlern unterscheidet, die wir bisher gelesen haben; es ist ein wahres literarisches Objekt, das es versteht, den Zorn seines Autors zu überwinden.
Mathieu Tulissi Gabard ist zwar kein Fußballer, aber neben seiner Tätigkeit als Schauspieler, Dramatiker und Tänzer ist er auch Schriftsteller.
Footboys – Mathieu Tulissi Gabard, Gallimard, 160 S., 18 €.
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