Der Kongress billigt die militärische Kontrolle der Nationalgarde; die Angst wächst

Nach einer Marathonsitzung mit hitzigen Diskussionen, die fast zehn Stunden dauerte, billigte die Abgeordnetenkammer die umstrittene Reform, mit der die operative und administrative Kontrolle der Nationalgarde (GN) an das Verteidigungsministerium (SEDENA) übertragen wird. Damit wird eine militärische Verschiebung im öffentlichen Sicherheitssystem des Landes gefestigt.
In einer der folgenreichsten Sicherheitsentscheidungen der letzten Jahre hat das Abgeordnetenhaus die Initiative des Präsidenten zur Reform des Nationalgardegesetzes angenommen. Mit 351 Ja- und 124 Nein-Stimmen beschloss die Mehrheit der Regierungspartei die Übertragung des Kommandos der Nationalgarde an die Armee. Die Opposition bezeichnet diese Maßnahme als verfassungswidrige „Militarisierung“ und eine ernsthafte Gefahr für die Menschenrechte.
Die Genehmigung, die im Kontext des Geburtstags von Präsidentin Claudia Sheinbaum erfolgte, löste eine hitzige Auseinandersetzung in der Kammer von San Lázaro aus und geht nun zur endgültigen Ratifizierung an den Senat, während der Oberste Gerichtshof auf eine Entscheidung über eine Verfassungsklage in dieser Angelegenheit wartet.
Der Reformfonds: Was ändert sich für die Nationalgarde?
Mit der Reform wird eine Reihe von Gesetzen dahingehend geändert, dass die Nationalgarde, die 2019 mit dem verfassungsmäßigen Mandat als zivile Institution gegründet wurde und dem Sekretariat für Sicherheit und Bürgerschutz (SSPC) unterstellt ist, nun der sektoralen, operativen und administrativen Kontrolle von SEDENA untersteht.
Über den Kommandowechsel hinaus verleiht das neue Gesetz der Nationalgarde Befugnisse, die bei Opposition und zivilgesellschaftlichen Organisationen für Besorgnis gesorgt haben. Dazu gehören die Möglichkeit, verdeckte Operationen durchzuführen, das Internet massenhaft zu überwachen, gefälschte Social-Media-Nutzer zu verwenden und private Kommunikation abzufangen. Diese Befugnisse bilden die Grundlage für den Vorwurf, ein „#Spionagegesetz“ zu schaffen, das die Privatsphäre der Bürger ohne angemessene gerichtliche Kontrolle verletzen könnte.
Zusammenstoß in San Lázaro: „Heuchelei“ vs. „Militarisierung“
Die Plenardebatte spiegelte die tiefe Polarisierung in diesem Thema wider. Die Opposition, bestehend aus PAN, PRI und Movimiento Ciudadano (Bürgerbewegung), argumentierte, die Reform verstoße eklatant gegen Artikel 21 der Verfassung, der den zivilen Charakter der Nationalgarde festschreibt. Sie warf der Mehrheit vor, den 2019 erzielten Konsens zu untergraben und die öffentliche Sicherheit den Streitkräften zu überlassen.
Die Regierungspartei verteidigte die Maßnahme ihrerseits als notwendig, um den Kampf gegen die organisierte Kriminalität zu verstärken. In einem der angespanntesten Momente forderte der PT-Abgeordnete Ricardo Mejía Berdeja die Opposition heraus.
„Sie kritisieren tagsüber die Nationalgarde und flehen sie nachts an, ihre Gemeinden und Bundesstaaten zu schützen. Reine Heuchelei.“ – Ricardo Mejía Berdeja, Abgeordneter der PT.
Die PT-Vertreterin Lilia Aguilar ging noch weiter und forderte die Gouverneure der Opposition auf, auf die Präsenz der Nationalgarde in ihren Gebieten zu verzichten, wenn sie mit deren Struktur nicht einverstanden seien.
Der Schatten der Menschenrechte: Was sagen die Zahlen?
Jenseits der politischen Debatte liegt der Kern der öffentlichen Besorgnis in der Bilanz der Streitkräfte bei ihren Aufgaben im Bereich der öffentlichen Sicherheit. Offizielle Daten und Daten autonomer Organisationen zeichnen ein beunruhigendes Bild, das die Opposition zur Begründung ihrer Befürchtungen nutzte.
Einer Analyse der bei der Nationalen Menschenrechtskommission (CNDH) eingegangenen Beschwerden zufolge gehören sowohl SEDENA als auch die Nationalgarde zu den zehn Behörden, denen Menschenrechtsverletzungen am häufigsten vorgeworfen werden.
Eine vergleichende Studie auf Grundlage der Nationalen Erhebung über die von Freiheit beraubte Bevölkerung (ENPOL) des INEGI offenbart eine alarmierende Diskrepanz:
* Isolationshaft: 59 % der vom Militär Inhaftierten gaben an, ohne Kontakt zur Außenwelt festgehalten zu werden. Bei den von der Zivilpolizei Inhaftierten waren es dagegen nur 47,5 %.
* Körperliche Gewalt: 54,8 % der von Militärangehörigen Festgenommenen gaben an, geschlagen oder getreten worden zu sein, verglichen mit 39,5 % der von der Zivilpolizei Festgenommenen.
Diese Daten legen nahe, dass das Risiko von Gewaltmissbrauch und Verfahrensverstößen statistisch gesehen höher ist, wenn Militärpersonal beteiligt ist, was ein zentraler Punkt im Argument gegen die Reform ist.
Nationalgarde – Macht- und Wahrnehmungswandel
| Metrik/Aspekt | Ziviles Modell (Verfassungsauftrag 2019) | Militärische Kontrolle (Realität nach der Reform 2025) |
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| Kommandostruktur | Dem Sekretariat für Sicherheit und Bürgerschutz (SSPC) unterstellt, ziviles Kommando. | Operative und administrative Kontrolle durch das Sekretariat für Nationale Verteidigung (SEDENA). |
| Rechtlicher Rahmen und Doktrin | Ziviler Charakter und Polizeidoktrin gemäß Artikel 21 der Verfassung. | Militärische Regulierung und Hierarchie, mit Personal hauptsächlich von SEDENA und SEMAR. |
| Menschenrechtsbeschwerden (CNDH 2024) | Ziel ist es, eine bürgernahe Polizei zu sein, die die Menschenrechte achtet. | SEDENA und die Nationalgarde gehören zu den zehn Behörden mit den meisten Beschwerden. |
| Öffentliches Vertrauen (INEGI) | Vertrauensbildung durch ein Modell der Bürgerpolizei. | Hohes Vertrauen (77,2 % für die Nationalgarde, 84,3 % für das Bildungsministerium), aber mit vielen Berichten über Missbräuche bei Festnahmen. |
| Politische Position | Mehrparteienkonsens für eine zivile Truppe. | Von der Mehrheit der Regierungspartei gebilligt; von der Opposition rundweg als „verfassungswidrig“ abgelehnt. |
Der Weg zum Senat und zum Gericht: Der Rechtsstreit hat gerade erst begonnen
Nach der Zustimmung der Abgeordnetenkammer wird die Reform nun im Senat diskutiert, wo eine ebenso intensive Debatte erwartet wird. Das letzte Wort über die Verfassungsmäßigkeit dieser Machtübertragung liegt jedoch nicht beim Parlament.
Derzeit ist vor dem Obersten Gerichtshof Mexikos eine Verfassungsklage (AI 137/2022) der Opposition gegen ein früheres Dekret mit gleichem Ziel anhängig. Die Argumente dieser Klage konzentrieren sich darauf, dass ein sekundäres Gesetz dem ausdrücklichen Mandat der Verfassung hinsichtlich des zivilen Charakters der Nationalgarde nicht widersprechen darf. Über die Zukunft der Sicherheit in Mexiko wird daher sowohl im Senat als auch vor Gericht entschieden.
La Verdad Yucatán