Macht, Gewalt und schwarzer Humor

Obwohl der Titel der Sammlung Reservoir Dogs eine explizite Referenz auf Quentin Tarantinos ersten Spielfilm Reservoir Dogs (1992) ist, ähnelt die komplexe Struktur der Geschichten der mexikanischen Autorin Dahlia de la Cerda eher der von Pulp Fiction (1994), dem nächsten Film des amerikanischen Filmemachers.
Tatsächlich aber hat Dahlia, obwohl sie diesen Dialog mit dem Tarantino der 1990er Jahre führt, einen ganz eigenen Stil, der tief im Einklang mit der Gegenwart steht. Ihr Schreiben ist geprägt von Humor, Gewalt und der absurden Präsenz des Zeitgeists.
Die 13 Kurzgeschichten dieses kürzlich erschienenen Bandes handeln von weiblichen Protagonistinnen. Mit ihnen möchte die Autorin die Situation von Frauen in der heutigen Welt ergründen, die von Schönheitsidealen, sozialen Medien, Empowerment und Femizid geprägt ist.
Figuren, die in einer Geschichte Protagonisten sind, werden in anderen zu Nebenfiguren. Dies verleiht der Sammlung eine formale Einheit, die all diese Frauen mit den Problemen konfrontiert, die sie gemeinsam plagen. Mit scharfer und beißender Sprache konstruiert Dahlia Erzählungen, die verstören und zum Nachdenken anregen.
Die Figur Constanza beispielsweise wurde für eine Machtposition erzogen, erkennt aber, dass die aktuelle Politik Vorbilder braucht: „Weniger Angela Merkel, mehr Michelle Obama.“ Deshalb lernt sie, eine Art weibliche Soft Power an der Seite der Männer auszuüben, die immer noch an der Macht sind.
La China hingegen kam aus den unteren Schichten und wurde später die persönliche Leibwächterin – und beste Freundin, wie sie sich selbst beschreibt – der Tochter eines Drogenbarons. Aber einmal eine Profikillerin, immer eine Profikillerin.
Reservoirhunde. Dahlie de la Cerda. Übersetzt von Marina Waquil. DBA (176 Seiten, 72,90 R$)
Es sind Frauen wie diese, die die Seiten dieses Buches bevölkern, das im vergangenen März für den britischen International Booker Prize nominiert wurde.
Dahlia de la Cerda interessiert sich für die Leben, die sich kreuzen und berühren, für eine Art Schwesternschaft, die in einer Gesellschaft notwendig ist, die von Blutvergießen durch Menschenhand geprägt ist.
Eine zentrale Rolle in dieser Sammlung spielt die sogenannte Narkokultur: eine Welt, die von gewalttätigen Männern dominiert wird, in der Frauen als Mittäter oder Opfer betrachtet werden.
Der Autor, der sich für die Ich-Erzählung entscheidet, gibt ihnen eine Stimme und eine Hauptrolle und schafft gleichzeitig Literatur von hervorragender Qualität. •
Veröffentlicht in Ausgabe Nr. 1371 von CartaCapital , am 23. Juli 2025.
Dieser Text erscheint in der Printausgabe von CartaCapital unter dem Titel „Macht, Gewalt und beißender Humor“.
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