Niedriger Testosteronspiegel: Der Schatten der Männergesundheit

Mehr als Libido: Was ist Testosteron?
Testosteron ist das wichtigste Sexualhormon des Mannes. Es beeinflusst jedoch nicht nur die Sexualfunktionen, sondern auch Muskelkraft, Energie, Knochendichte, Stimmung und Stoffwechsel. Testosteron erreicht seinen höchsten Wert im Alter von 20 bis 30 Jahren und sinkt ab dem 30. Lebensjahr jährlich um durchschnittlich 1–2 %. Bei manchen Männern beschleunigt sich dieser Rückgang und führt zu einem sogenannten Hypogonadismus. (Quelle: Mayo Clinic – Testosterontherapie: Mögliche Vorteile und Risiken)
Wann wird eine Abnahme als Problem angesehen?Liegt der Gesamttestosteronspiegel bei einer morgendlichen Blutuntersuchung unter 300 ng/dl und treten Symptome wie Müdigkeit, Depression und mangelndes sexuelles Verlangen auf, spricht man von einem „niedrigen Testosteronspiegel“. Der Gesamtwert allein reicht jedoch nicht aus. Der freie Testosteronspiegel sollte zusammen mit Hormonen wie SHBG (Sexualhormon-bindendes Globulin), LH und FSH untersucht werden. (Quelle: Leitlinien der Endocrine Society, 2018)
Antibiotika, Schmerzmittel, AntidepressivaNicht nur Blutdruck- und Cholesterinsenker beeinflussen den Testosteronspiegel. Auch einige Antibiotika (wie Ketoconazol), opioide Schmerzmittel (Morphin, Tramadol), SSRI-artige Antidepressiva und kortisonhaltige Medikamente können die Testosteronproduktion hemmen. Der Hormonspiegel dieser Medikamente sollte bei langfristiger Anwendung überwacht werden. (Quelle: BMJ Open – Drugs and Endocrine Disruption, 2021)
Sollte ein niedriger Testosteronspiegel behandelt werden?Nicht jeder niedrige Testosteronspiegel muss unbedingt behandelt werden. Bei einer deutlichen Verschlechterung der Lebensqualität kann jedoch eine Testosteronersatztherapie (Injektion, Gel, Pflaster) unter ärztlicher Aufsicht in Betracht gezogen werden. Das Hauptziel der Behandlung ist die Verbesserung der Lebensqualität, nicht der Hormonspiegel. (Quelle: Leitlinien der Endocrine Society)
Ergebnis: Leiser Herbst, große Wirkung
Ein niedriger Testosteronspiegel wird bei Männern oft übersehen. Bei Männern mit Symptomen wie Müdigkeit, Muskelschwund und Stimmungsschwankungen sollte jedoch unbedingt der Hormonspiegel untersucht werden. Darüber hinaus sollten die Auswirkungen der eingesetzten Medikamente auf den Hormonhaushalt berücksichtigt und gegebenenfalls Dosierung und Medikamentenauswahl angepasst werden.
Libido und Testosteron sind nicht dasselbeEin Rückgang des sexuellen Verlangens lässt sich nicht immer auf einen Testosteronmangel zurückführen. Auch Stress, Depressionen, Schlafstörungen, Partnerprobleme und andere Erkrankungen beeinflussen die Libido. Bei der Diagnose eines niedrigen Testosteronspiegels sollten nicht nur sexuelle Symptome, sondern auch allgemeine körperliche und psychische Symptome berücksichtigt werden. (Quelle: Harvard Men's Health Watch, 2022)
Die am stärksten gefährdete Gruppe: Chronische Patienten über 50 JahreMänner mit chronischen Erkrankungen wie Bluthochdruck, Cholesterin und Diabetes können einen deutlichen Rückgang des Testosteronspiegels erleben, sowohl aufgrund der Erkrankungen selbst als auch aufgrund der eingenommenen Medikamente. Darüber hinaus nimmt mit zunehmendem Alter sowohl die Muskelmasse ab als auch die Testosteronproduktion ab. Dies löst die Symptome der Andropause, auch bekannt als „männliche Menopause“, aus. (Quelle: European Urology – Altersbedingter Hormonabfall bei Männern)
Medikamente der Statingruppe (Atorvastatin, Rosuvastatin, Simvastatin) können den Cholesterinspiegel senken und gleichzeitig den Testosteronspiegel senken. Denn der Ausgangsstoff von Testosteron ist Cholesterin. Dieser Effekt ist jedoch nicht bei jedem Patienten nachweisbar. Während in der Leber metabolisierte Statine wie Atorvastatin die Testosteronsynthese leicht reduzieren können, haben Cholesterinsenker, die die Darmaufnahme blockieren, wie Ezetimib, diesen Effekt möglicherweise nicht. Mit anderen Worten: Der Wirkstoff und der Wirkort des Medikaments sind die entscheidenden Faktoren. (Quelle: Journal of Sexual Medicine, 2021; Statinkonsum und Hormonspiegel)
Beeinflussen Blutdruckmedikamente die männlichen Hormone?Ja, einige Blutdruckmedikamente können den Testosteronspiegel (männliches Hormon) indirekt senken. Insbesondere Betablocker (z. B. Metoprolol) können sowohl zu vermindertem sexuellen Verlangen als auch zu Erektionsstörungen führen. Auch häufig verwendete ACE-Hemmer (z. B. Enalapril) und Kalziumkanalblocker (z. B. Amlodipin) können diese Wirkung haben. Einige Blutdruckmedikamente führen zu einer Zinkausscheidung. Zinkmangel reduziert auch die Testosteronproduktion. Anders ausgedrückt: Wenn Sie sagen: „Die Medikamente, die ich gegen meinen Blutdruck genommen habe, waren gut für mich, aber ich fühle mich seit einiger Zeit schwach und unmotiviert“, können diese Medikamente eine Wirkung haben. In diesem Fall wäre es sinnvoll, Ihren Arzt zu konsultieren und einen Hormontest durchführen zu lassen, anstatt die Medikamente eigenmächtig abzusetzen. (Quelle: American Journal of Hypertension, 2020)
Warum sind nicht alle gleichermaßen betroffen?Zwei Personen, die dasselbe Blutdruck- oder Cholesterinmedikament einnehmen, können unterschiedliche Nebenwirkungen haben. Dies liegt an der Art und Weise, wie der Körper das Medikament verarbeitet. In der Leber gibt es spezielle „Reinigungsenzyme“, die das Medikament zerlegen und ausscheiden. Diese Enzyme wirken jedoch bei jedem Menschen anders. Manche bauen das Medikament sehr schnell ab, andere langsam. Langsam abgebaute Medikamente verbleiben länger im Körper und können den Hormonhaushalt stärker beeinflussen. Darüber hinaus sinkt bei manchen Menschen der Spiegel an aktivem Testosteron, wenn ein Protein namens SHBG überproduziert wird. Mit anderen Worten: Nicht nur die Gesamtmenge des Hormons ist wichtig, sondern auch, wie der Körper es verwertet. (Quelle: Cleveland Clinic – Hormonbindung und Stoffwechselwege)
Morgen:- Wie unterdrückt Übergewicht den Testosteronspiegel? - Wie wirkt sich Abnehmen auf den Hormonhaushalt aus? - Fleisch- oder Sojakonsum? - Welche Lebensmittel unterstützen in welchem Alter?
SÖZCÜ