Der Poker um Florian Wirtz und die Frage: Ist ein Spiel so viel Geld wert?

Dass Florian Wirtz sich gegen den FC Bayern entschieden hat, ist bekannt. Was bemerkenswert ist, weil sich die Münchner, allen voran der immer noch allmächtige Uli Hoeneß, beim Werben um einen Fußballspieler mit deutschem Pass wohl noch nie eine Absage eingehandelt haben. Das sollte den Bayern, ach was, der ganzen Bundesliga zu denken geben. Aber das ist eine andere Geschichte.
Wirtz, so hat es den Anschein, möchte künftig lieber die Farben des FC Liverpool tragen. So wie sein Bayer-Leverkusen-Kumpel Jeremie Frimpong, bei dem die Reds von einer Ausstiegsklausel Gebrauch gemacht haben. Der Preis für den Niederländer: 40 Millionen Euro plus x, wobei x gleich von mehreren Faktoren abhängig ist.
Bei Wirtz ist die Sache nicht ganz so einfach und bei weitem nicht so preisgünstig. Der bis Sommer 2027 datierte Vertrag des 22-Jährigen mit den Leverkusenern, die auch dank seiner Klasse in der Saison 2023/24 erstmals die deutsche Meisterschaft erringen konnten und seither nicht mehr als Vizekusen verhöhnt werden können, hat nämlich keine Ausstiegsklausel. Es darf (Leverkusen) beziehungsweise muss (Liverpool) also frei verhandelt werden. Und deshalb wird’s jetzt astronomisch – wie man so schön sagt.
Vom 1. FC Köln entdeckt und ausgebildet118 Millionen plus Bonuszahlungen in Höhe von 12 Millionen Euro sollen die Engländer inzwischen in einem zweiten Anlauf geboten, Bayer wiederum auch dieses Paket dankend abgelehnt haben. In einer dritten Verhandlungsrunde soll der Premier-League-Klub noch mal eine Schippe drauflegen, damit der Ruf von Leverkusens Geschäftsführer Fernando Carro, der schon vor einem Jahr den Wert von Wirtz auf 150 Millionen Euro taxiert hatte, als unnachgiebiger Verhandlungspartner keinen Schaden nimmt.
Anstatt noch mehr Geld, so war zuletzt zu hören, könnte Liverpool auch noch zwei Profis in Zahlung geben. Von Harvey Elliott und/oder Jarell Quansah ist die Rede. Wobei noch unklar ist, ob die beiden überhaupt zu einem Wechsel von der Anfield Road an die Autobahn A1 bereit sind.
Stellt sich wie schon bei anderen Mega- oder Mega-Mega-Transfers letztlich die Frage, ob ein Spieler so viel wert ist. Wahrscheinlich schon, lautet die Antwort im Fall Wirtz. Denn der Mittelfeldspieler, der vom 1. FC Köln entdeckt und ausgebildet wurde, ist zwar vom Typ her nicht unbedingt ein Anführer, aber einer, der mit seinen herausragenden Fähigkeiten im Offensivspiel eine Mannschaft zum Erfolg führen kann. Und das mit einer Leichtigkeit, die nur wenigen gegeben ist.
Berliner-zeitung