Die Moai-Statuen der Osterinsel könnten zu Fuß dorthin gelangt sein, wo sie heute stehen
Die Statuen der Osterinsel, traditionell als Moai bekannt und auf der abgelegenen Insel Rapa Nui im Südpazifik zu finden, gehören zu den beeindruckendsten Artefakten der antiken polynesischen Zivilisation. Wie die Statuen transportiert wurden, ist seit langem ein Rätsel, da sie mehrere Tonnen wiegen können und dennoch über die ganze Insel verstreut sind. Verschiedene Theorien wurden aufgestellt, darunter die, dass sie auf Holzschlitten gezogen oder über den Boden gerollt wurden. Belege dafür gibt es jedoch nicht.
Im Jahr 2012 gelang es einem US-amerikanischen Forscherteam, die 4,35 Tonnen schwere Nachbildung einer Moai-Statue aufzurichten und zum „Gehen“ zu bringen. Die Technik, bei der zwei Teams die Statue mit Seilen in entgegengesetzte Richtungen zogen, um sie vorwärts zu bewegen, während ein drittes Team dafür sorgte, dass sie nicht umkippte, widerlegte die gängige Theorie, dass Moai in horizontaler Position bewegt wurden.
Die Frage ist dann, wie viel Aufwand es gekostet hätte, viel größere Moai zu bewegen. „Sobald die Moai erst einmal in Bewegung sind, ist es überhaupt nicht schwierig“, erklärt Carl Lipo, Anthropologe an der Binghamton University.
Lipo und sein Team untersuchten systematisch 962 Moai-Statuen auf der Osterinsel und konzentrierten sich dabei vor allem auf 62 Statuen, die entlang alter Straßen gefunden wurden. Kürzlich veröffentlichten sie eine Arbeit, die überzeugende Beweise dafür liefert, dass Moai in aufrechter Position transportiert wurden.
Dem Team gelang es außerdem, eine exakte Nachbildung eines Straßenmoai mit nur 18 Personen in 40 Minuten 100 Meter weit zu bewegen, ein weitaus effizienteres Ergebnis als bei früheren Experimenten.
Forscher zeigen, wie das Volk der Rapa Nui Moai „laufen“ ließ.
Die Studie ergab, dass die Moai-Statuen entlang der Straßen Rapa Nuis gemeinsame Merkmale aufweisen. Der breite D-förmige Sockel und die nach vorne geneigte Form der Statuen machten die Moai zum „Gehen“ optimal, selbst als sie größer wurden. Tatsächlich wurde bei Moai, die am Straßenrand zurückgelassen wurden, ein unausgewogener Schwerpunkt festgestellt und sie wiesen Anzeichen auf, während des Transports umzukippen.
Diese Hypothese wird auch durch die antiken Straßen selbst gestützt, die etwa 4,5 Meter breit sind und einen leicht konkaven Querschnitt aufweisen. Forscher glauben, dass dies ideale Bedingungen waren, um die Moai beim Begehen zu stabilisieren.
Eine statistische Analyse der Verteilung der Moai ergab, dass 51,6 Prozent der Statuen im Umkreis von zwei Kilometern um den Steinbruch, aus dem sie stammen, konzentriert waren. Dies deutet auf ein exponentielles Verfallsmuster hin, das eher auf mechanisches Versagen als auf eine absichtliche zeremonielle Platzierung zurückzuführen ist. Wahrscheinlich wurden diese Statuen während des Transports beschädigt oder fielen um und blieben liegen.
Die Einwände gegen die Wanderhypothese konzentrierten sich vor allem auf topografische Einschränkungen, die Verfügbarkeit von Seilen und Wetterbedingungen. Diese Einwände, so die Forscher, seien jedoch nicht ausreichend durch umfassende archäologische Beweise untermauert. Die Forscher verweisen auch auf mündliche Überlieferungen von Rapa Nui, die für den Glauben sprechen, dass die Moai vom Steinbruch zu ihren heutigen Standorten liefen.
Die Studie sei eine Hommage an den Einfallsreichtum der Rapa Nui, betont Lipo. Im Vergleich zu den herkömmlichen Theorien des horizontalen Transports erfordere die Gehmethode den geringsten Arbeits- und Materialaufwand. Der moderne Mensch, so Lipo, könne von dieser alten, hocheffizienten Ingenieursleistung viel lernen.
Diese Geschichte erschien ursprünglich auf WIRED Japan und wurde aus dem Japanischen übersetzt.
wired