Glücksatlas 2025: Deutschland bleibt trotz Krisen zufrieden

Glück kann man messen. Davon sind jedenfalls die Forschenden überzeugt, die für den Glücksatlas der Staatlichen Klassenlotterien (SKL) alljährlich die Befindlichkeiten der Deutschen ausloten. Sie befragen dazu Menschen nach ihren Emotionen, ihrer allgemeinen Zufriedenheit und dem Empfinden von Sinn im Leben.
Heraus kommt eine Art Glücksbarometer, das Vergleiche über Zeit und Regionen ermöglicht. Die diesjährige Studie liefert fünf zentrale Erkenntnisse.
Pandemie, Krieg, Inflation und Konjunkturflaute – Krisen scheinen seit nunmehr fünf Jahren die neue Normalität zu sein. Doch den Deutschen setzt das offenbar immer weniger zu. Das Zufriedenheitslevel ist in diesem Jahr zwar nicht mehr nennenswert gewachsen, hat sich aber auf hohem Niveau stabilisiert.
Auf einer Skala von 0 („ganz und gar unzufrieden“) bis 10 („völlig zufrieden“) liegt der Zufriedenheitswert 2025 bei durchschnittlich 7,09 Punkten. Laut den Glücksforschern ist die Erholung seit dem Tiefpunkt in der Coronazeit damit abgeschlossen.
Hohe Unzufriedenheit gehört zu den Klischees, die Ostdeutschen häufig untergeschoben werden. Zumindest was das persönliche Lebensglück angeht, sieht der Glücksatlas allerdings eine positive Tendenz. Demnach ist die Zufriedenheit der Ostdeutschen zuletzt sogar stärker gestiegen als die der Westdeutschen. Die „Glückslücke“ zwischen West und Ost schrumpft. Damit setzt sich eine Entwicklung fort, die sich seit Mitte der 2000er Jahre beobachten lässt.
In der Corona-Pandemie hatte sich die „Glückslücke“ zeitweilig sogar fast vollständig geschlossen. Das führen die Zufriedenheitsforscher auf mehrere Sondereffekte zurück. So hätten die Lockdowns vor allem junge Menschen getroffen, die im Osten weniger vertreten sind. Zugleich hätten die wohlhabenderen Westdeutschen auf Reisen oder Restaurantbesuche verzichten müssen – eher kostspielige Vergnügen, die man sich im Osten generell weniger leisten könne.
Neben der allgemeinen Zufriedenheit misst der Glücksatlas auch die Befindlichkeiten in den vier Lebensbereichen Familie, Arbeit, Freizeit und Einkommen. Fast überall zeigt die Tendenz nach oben – nur beim Einkommen nicht.
Laut der Studie gilt dieser Befund fast ausschließlich für die unteren Einkommensgruppen. Die untersten 40 Prozent bewerten ihre finanzielle Lage schlechter als im Vorjahr, die obersten 20 Prozent hingegen besser. Bei den mittleren Einkommen sind die Werte etwa gleich geblieben. Für die Forschenden ein Hinweis, dass sich die subjektive Kluft zwischen Arm und Reich vergrößert.
Eigentlich gibt es über alle Bundesländer hinweg einen Trend zur Annäherung. Die regionalen Unterschiede bei der Lebenszufriedenheit sind kleiner geworden, nicht nur zwischen West und Ost, sondern im gesamten Ländervergleich. Die negative Ausnahme bildet indes Mecklenburg-Vorpommern. Mit einem deutlich unterdurchschnittlichen Zufriedenheitswert lag das Bundesland wie im Vorjahr erneut auf dem letzten Platz, dieses Mal sogar mit einer noch schlechteren Punktzahl (6,06 gegenüber 6,17).
Leicht abgestiegen ist auch Schleswig-Holstein, das 2025 nur noch den fünften Platz belegte. Über Jahre hinweg war das nördlichste Bundesland Spitzenreiter bei der Zufriedenheit gewesen. Dagegen legten Rheinland-Pfalz und Thüringen gegenüber dem Vorjahr deutlich zu.
Der Glücksatlas basiert nicht nur auf Umfragen und Selbsteinschätzungen. Dieser subjektive Aspekt fließt nur zum Teil in die Kennzahlen ein. Hinzu genommen werden auch objektive Faktoren wie Kaufkraft, Infrastruktur, Gesundheitssystem oder Sicherheit. Die Befragten können diese Faktoren dann in ihrer eigenen Einschätzung gewichten.
Nicht immer decken sich die subjektiven Bewertungen mit den objektiven Maßstäben. Wenn Einwohner zufriedener sind, als es die objektiven Kennzahlen erwarten ließen, nennen die Glücksforscher das „Overperformer“, umgekehrt sprechen sie von „Underperformern“. Beim Städtevergleich fällt auf, dass die glücklichsten Städte fast durchweg „Overperformer“ sind: Ihr Rang bei der subjektiven Zufriedenheit liegt in der Regel höher als ihr Rang nach objektiven Gegebenheiten der Lebensqualität.
So befindet sich etwa Kassel nach objektiven Gesichtspunkten auf Platz 15. Aber dank der subjektiven Bewertung seiner Einwohner schafft es die Stadt auf den ersten Platz im Zufriedenheitsranking. 56 Prozent der Bevölkerung zählen laut Glücksatlas zu den Hochzufriedenen, nur 3 Prozent sind ernsthaft unzufrieden.
Und das, obwohl Kassel bei Infrastruktur, Bildung oder Gesundheitswesen nur mittelprächtige Noten bekommt. Bei Einkommen oder Arbeitsmarkt rangiert Kassel sogar unter dem Durchschnitt. Offenbar liegen Glück und Zufriedenheit stark im Auge des Betrachters.
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