Klimakiller Methan: Wie sich Emissionen senken lassen

Es ist farblos, geruchlos und speichert enorme Mengen Wärme in der Erdatmosphäre: Methan, chemisch CH4. Es kommt natürlich vor und bildet den Hauptbestandteil von Erdgas.
Zwar ist CO2, das beim Verbrennen von Kohle und Öl freigesetzt wird, der Hauptverursacher von des Klimawandels und als Treibhausgas viel bekannter. Aber Methan ist seit Beginn der Industrialisierung im Jahr 1850 für etwa ein Drittel des globalen Temperaturanstiegs verantwortlich.
Während Methan schon nach etwa 12 Jahren wieder aus der Atmosphäre verschwindet, kann das bei CO2 mehrere hundert Jahre dauern. Dennoch ist Methan über einen Betrachtungszeitraum von 100 Jahren immer noch 30-mal klimaschädlicher als CO2.
Wo entsteht Methan?Methan entsteht zum einen in der Natur, wenn sich beispielsweise Pflanzen in Feuchtgebieten wie Mooren zersetzen. Auch beim Auftauen von Pflanzenreste in früher dauerhaft gefroreren Böden, Permafrost durch die Klimaerwärmung wird Methan freigesetzt.
Rund 60 Prozent der globalen Methanemissionen werden durch menschliche Aktivitäten verursacht. Von diesen Emissionen ist die Landwirtschaft der größte Verursacher - mit einem Anteil von rund 40 Prozent. Methan entsteht hier vor allem in der Tierhaltung, zum einen besonders in Gülle.
Der Abbau und Transport von fossilen Brennstoffe, also Erdgas, Öl und Kohle, verursacht etwa 35 Prozent der von Menschen verursachten Methanemissionen. Etwa 20 Prozent entweichen beim Verrotten von Abfällen auf Mülldeponien und im Abwasser.
Wo entweicht Methan im Energiesektor?Methan wird beim Kohleabbau, vor allem aber bei der Förderung von Öl und Gas freigesetzt. Ein Teil davon entweicht direkt in die Atmosphäre. Bei der Ölförderung wird ein anderer Teil abgefackelt und so zu CO2 - was dann ebenfalls in die Atmosphäre entweicht.
Auch beim Transport von Erdgas durch Pipelines entweicht Methan - durch Leckagen, zudem bei der Umwandlung von Erdgas zu Flüssiggas (LNG) sowie bei der Verbrennung von Erdgas in Motorenund in Heizungen.
Gibt es Rost, Schäden oder lockere Schrauben bei den Anlagen, entweicht häufig mehr Methan, das kann durch bessere Wartung vermieden werden.
Wie können Energiekonzerne Freisetzung von Methan verhindern?Lösungen können manchmal erstaunlich einfach sein. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) könnten Öl- und Gaskonzerne ihre Methanemissionen um satte 75 Prozent senken,wenn sie Lecks aufspüren und reparieren würden. Im wahrsten Sinne des Wortes geht es dabei um Klempnerarbeit und die Modernisierung defekter Anlagen.
Aus diesem Grund hat die Europäische Union im vergangenen Jahr eine neue Verordnung beschlossen, die Unternehmen der fossilen Energiewirtschaft dazu verpflichtet, den Methanausstoß routinemäßig zu messen, zu melden und zu reduzieren. Wird ein Leck entdeckt, dann muss es innerhalb von 15 Arbeitstagen wieder verschlossen werden.
Die neue Verordnung verbietet nun auch das einfache Ablassen von Methan bei der Öl- und Gasförderung und in den meisten Fällen auch das Abfackeln. Das Ablassen, die sogenannte Entlüftung, ist nur bei einem Sicherheitsnotstand noch erlaubt. Das Abfackeln ist nur dann erlaubt, wenn das Methan nicht wieder in den Boden gebracht und aufbewahrt werden kann, und sich nicht abtransportieren lässt.
Im Jahr 2022 richtete das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) außerdem ein satellitengestütztes globales Methan-Erkennungssystem ein, um Unternehmen und Regierungen auf Lecks aufmerksam zu machen. Seitdem hat UNEP mehr 3.500 Methanwarnungen an 33 Länder verschickt.
Auf diese Warnungen gab es im vergangenen Jahr laut dem aktuellen UN Bericht zu Methan deutlich mehr Reaktionen von Regierungen und Industrie - 12 % gegenüber nur 1 % im Vorjahr.
Solche datengestützten Überwachungssysteme erhöhen zwar die Transparenz in der Öl- und Gasindustrie. Doch der UN Bericht mahnt, dass weitere Maßnahmen erforderlich seien, um das globale Ziel einer Reduzierung der Methanemissionen um 30 % bis 2030 umzusetzen.
"Um die Ziele des Pariser Abkommens erreichbar zu halten, müssen die wichtigen Fortschritte bei der Berichterstattung zu Emissionsreduktionen führen", so Inger Andersen, Exekutivdirektorin des UNEP.
Der Artikel wurde aus dem Englischen adaptiert und am 22.10.2025 aktualisiert.
Redaktion: Jennifer Collins
dw