Temperaturschwankungen: Wenn Hitze und Kälte im Wechsel zum Gesundheitsrisiko werden

Weltweit fallen immer mehr Menschen der Hitze zum Opfer. So hat es in Europa allein im Sommer 2022 mehr als 60.000 hitzebedingte Sterbefälle gegeben - Deutschland hatte dabei mit 8173 Toten die drittmeisten Hitzeopfer zu beklagen. Eine Studie deutet allerdings darauf hin, dass auch schwankende Temperaturen gefährlich sein können.
Zwischen 2000 und 2019 waren etwa 3,4 Prozent aller Todesfälle weltweit Todesfälle aufgrund von Temperaturschwankungen. Damit, so die Forschenden, wirkten sich Temperaturschwankungen ähnlich auf die globale Sterblichkeit aus wie Luftverschmutzung.
Zwar bedeuten Hitze und insbesondere abrupte Temperaturveränderungen Stress für den Körper. Der Wechsel alleine mache aber nicht krank, sagt Andreas Matzarakis, Professor für Umweltmeteorologie an der Universität Freiburg. „Wie ein Mensch auf Wetterwechsel reagiert, hängt immer von den individuellen Voraussetzungen ab.“ Dem Forscher zufolge habe der Mensch normalerweise zwar eine große Anpassungsfähigkeit – zu große Schwankungen könnten den Körper aber unter Umständen belasten. Davon sind Matzarakis zufolge vor allem zwei Gruppen betroffen: wetterempfindliche und wetterfühlige Menschen.
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Quelle: RND
Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) leidet etwa die Hälfte der Menschen unter Wetterfühligkeit. In den meisten Fällen sind laut Matzarakis davon Menschen betroffen, die schon eine Vorbelastung haben – wie etwa zu hohen oder zu niedrigen Blutdruck. Wetterfühlige Menschen leiden demnach besonders unter Temperaturschwankungen und klagen bei massiven Wetterwechseln häufig über „Kopfschmerzen und Migräne, Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Gelenkschmerzen und Schlafstörungen“.
Darüber hinaus gelten etwa 15 bis 20 Prozent der Deutschen als wetterempfindlich. Diese Menschen haben noch stärker mit den Auswirkungen von extremen Temperaturschwankungen zu kämpfen. So könne bei diesen Menschen vorhandene Erkrankungen durch das Wetter noch verschlimmert werden. „Massive Wetterwechsel können bei vorerkrankten Menschen Venenthrombosen, Lungenembolien, Schlaganfälle und Herzinfarkte hervorrufen“, sagt Matzarakis.
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Quelle: RND
Wetterempfindliche Menschen können oft nicht viel mehr machen, als bei Beschwerden einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen. Wetterfühlige Menschen können ihren Körper Matzarakis zufolge aber auf die Schwankungen trainieren und abhärten. „Das klappt am besten mit Bewegung an der frischen Luft – da geht‘s dann auch nicht um Joggen oder Extremsport, sondern um einfaches Spazieren“, so Matzarakis. „Wechselduschen und Kneippbäder können auch gut beim Abhärten helfen.“
Aber auch Menschen, die üblicherweise keine Probleme mit Temperaturschwankungen haben, leiden manchmal daran - oft sogar, ohne es zu wissen. Das trifft vor allem dann zu, wenn die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sehr groß sind. Wenn tagsüber die Sonne scheint und das Thermometer die 30-Grad-Marke erreicht, die Temperaturen nachts und frühmorgens aber kaum den zweistelligen Bereich erreichen, hat das Auswirkungen auf unser Wohlbefinden, erklärt Matzarakis.
Denn der Mensch leidet vor allem unter den Schwankungen, die innerhalb weniger Stunden auftreten und merkt dies auch körperlich. „Dazu gehören Kopfschmerzen und Migräne aber auch rheumatische Probleme oder solche, die mit dem Herzkreislauf zusammenhängen“, sagt der Experte. Beschwerden dieser Art fallen dann übrigens vor allem nachmittags auf, wenn es richtig heißt wird, erklärt Matzarakis.
Tipp aus der Redaktion: Betroffene sollten unbedingt daran denken, ausreichend zu trinken und auf ihre Körpersignale zu achten.
Auf der Seite des Deutschen Wetterdienstes (DWD) können wetterfühlige Menschen und andere Interessierte sich über regionale allgemeine Befindensbeeinträchtigungen informieren, die durch das Wetter verursacht werden.
Wir haben diesen Text am 21. Juli 2024 aktualisiert.
rnd