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Wie Autos Leben retten sollen

Wie Autos Leben retten sollen

Autos sind nicht unbedingt dafür bekannt, Leben zu retten. Wenn es nach Forschenden der Berliner Charité und dem Automobilhersteller BMW geht, könnte das aber in Zukunft der Fall sein. Für ein gemeinsames Forschungsprojekt haben sie ein Auto entwickelt, welches das Risiko für einen Herzinfarkt erkennen oder einen Schlaganfall frühzeitig voraussagen soll.

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Das Projekt wurde am Freitag inklusive Testauto – ein dunkelblauer 5er-BMW – an der Berliner Charité vorgestellt. Mit dem Forschungsmobil soll nun untersucht werden, wie moderne, KI-basierte Fahrzeugsensorik den Gesundheitszustand der Fahrenden erkennen kann. An der Studie, die in der vergangenen Woche gestartet ist, nehmen insgesamt 120 Probandinnen und Probanden teil. Einige von ihnen sind gesund, andere haben verschiedene Krankheiten wie Herzinsuffizienz, Bluthochdruck oder Vorhofflimmern. Alle Teilnehmenden sind mindestens 50 Jahre alt.

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Das Testauto wurde mit verschiedenen Sensoren ausgestattet: Während der Fahrt misst eine Kamera unter dem Rückspiegel Puls, Blutdruck und Atemrate. Ein Sensor am Gut nimmt die Herztöne auf, ein in das Lenkrad integriertes Elektrokardiogramm (EKG) misst die elektronischen Signale des Herzens. Auch kontextuelle Faktoren wie die Wetterlage, die Verkehrssituation oder das Stressniveau werden erfasst. Das Auto soll sowohl in einem akuten Notfall reagieren können als auch frühzeitig warnen. Das System wird sowohl auf der Straße als auch auf einem abgesperrten Areal getestet.

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„Automotive Health“, also die Verbindung von Automobilindustrie und Gesundheitswesen, ist ein stetig wachsendes Feld. Im vergangenen Jahr präsentierten etwa Forschende des Peter L. Reichertz Instituts für Medizinische Informatik (PLRI) auf der Medizintechnik-Messe Medica bereits ein ähnliches Testauto.

Alexander Meyer (l-r), Professor für Künstliche Intelligenz in der Medizin, Matthias Franz, BMW Forschung, Neue Technologien, Projektleiter Automotive Health, Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité, und Rudolf Becker, Senior Vize President Invention & Innovation bei der BMW Group, stehen vor einem sensorischen Studienfahrzeug.

Alexander Meyer (l-r), Professor für Künstliche Intelligenz in der Medizin, Matthias Franz, BMW Forschung, Neue Technologien, Projektleiter Automotive Health, Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité, und Rudolf Becker, Senior Vize President Invention & Innovation bei der BMW Group, stehen vor einem sensorischen Studienfahrzeug.

Quelle: Jörg Carstensen/dpa

Auch können Autos schon heute erkennen, ob ein Fahrer einschläft oder das Bewusstsein verliert. Kameras registrieren die Bewegung der Augenlider, das Lenkrad erkennt, wenn es keinen Kontakt mit den Händen gibt. Der Wagen gibt dann Warnsignale an den Fahrer ab.

In neuen Fahrzeugtypen ist eine Fahrerzustandsüberwachung sogar verpflichtend, sagte Kirstin Zeidler, Leiterin der Unfallforschung der Versicherer im GDV, der Deutschen Presse-Agentur. „Ab 2026 muss jedes neu verkaufte Fahrzeug damit ausgestattet sein.“ Das Auto im Projekt von Charité und BMW soll aber nicht nur deutlich mehr Messungen durchführen können, sondern auch viel früher ansetzen.

Ein Pulsmesser ist an einem Sichereheitsgurt in einem sensorischen Studienfahrzeug verbaut.

Ein Pulsmesser ist an einem Sichereheitsgurt in einem sensorischen Studienfahrzeug verbaut.

Quelle: Jörg Carstensen/dpa

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„Unser Ziel wäre, dass das Auto im Unfall nicht mehr reagieren muss, weil wir den kritischen Fall so weit im Vorfeld erkennen, dass es gar nicht dazu kommt“, sagte Matthias Franz, Projektleiter für Automotive Health bei BMW. Alexander Meyer, Professor für Künstliche Intelligenz in der Medizin an der Charité erklärte, dass bei einem Herzinfarkt bestimmte Symptome vorausgehen könnten. Zum Teil fielen die aber gar nicht oder nicht rechtzeitig auf. Hier setze das Auto an. „Die Sensoren haben das Potenzial eine fortschreitende Erkrankung zu verhindern.“ Denkbar sei zum Beispiel, dass im Falle von Auffälligkeiten ein Arzt informiert werde.

Allerlei Technik ist in einem sensorischen Studienfahrzeug verbaut.

Allerlei Technik ist in einem sensorischen Studienfahrzeug verbaut.

Quelle: Jörg Carstensen/dpa

„Ein zentrales Zukunftsthema der Medizin wird Prävention sein“, sagt Professor Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité. „Wenn wir das Gesundheitssystem auf dem Niveau halten wollen, wo es gerade ist, müssen wir verhindern, dass so viele Menschen krank werden.“ Und ein Auto sei eben der „ideale Ort“ für Prävention. „Sie sind unter definierten Bedingungen Umweltreizen ausgesetzt und befinden sich in einer Umgebung, die ohnehin hoch technisiert ist“, sagt Kroemer.

Die Studie befindet sich noch in einer sehr frühen Phase. Erste Ergebnisse werden Ende des Jahres erwartet. Langfristiges Ziel soll sein, eine Reaktionskette einzubauen, die in einem akuten Notfall nicht nur eine Notbremsung einlegt, sondern auch die Rettungskräfte alarmiert und die gemessenen Gesundheitsdaten gleich mitsendet. In der Testphase werden die Daten in einem Hochleistungsrechner innerhalb des Autos gesammelt und an die Charité geschickt. Zu den Kosten äußerten sich die Beteiligten nicht.

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mit dpa-Material

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