USA: Notenbanker sprechen sich für baldige Leitzinssenkung aus


Sorgt sich um die US-Wirtschaft: Mary Daly, die Chefin der regionalen Notenbank von San Francisco, rechnet in den kommenden Monaten mit Zinssenkungen
Foto: Bloomberg / Getty ImagesNach der jüngsten Abkühlung am US-Arbeitsmarkt denken mehrere Notenbanker laut über eine baldige Lockerung des geldpolitischen Kurses nach. Die Chefin der regionalen Notenbank von San Francisco, Mary Daly (62), sagte am Mittwoch, die Federal Reserve werde ihre Geldpolitik in den kommenden Monaten wahrscheinlich anpassen müssen.
Als Grund nannte Daly, dass sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt inzwischen abgeschwächt habe: „Ich halte eine weitere Verlangsamung für unwillkommen, zumal wir wissen, dass der Arbeitsmarkt, wenn er einmal ins Stocken gerät, in der Regel schnell und heftig einbricht“, erläuterte die Zentralbankerin in Anchorage.
Sie fügte mit Blick auf die von US-Präsident Donald Trump (79) betriebene Handelspolitik hinzu, dass Zölle zwar kurzfristig zu einer Inflationssteigerung führen würden, dies aber wahrscheinlich nicht dauerhaft der Fall sein werde.
Dalys Kollege Neel Kashkari (52), Chef der regionalen Fed von Minneapolis, erklärte, dass für ihn alles auf Zinssenkungen in den kommenden Monaten hinauslaufe. „Die Konjunktur verlangsamt sich, und das bedeutet, dass es in naher Zukunft angebracht sein könnte, mit Anpassungen zu beginnen“, sagte er dem Sender „CNBC“. Zwei Zinssenkungen um jeweils einen Viertelprozentpunkt bis zum Jahresende erscheinen aus seiner Sicht „angemessen“.
Die Fed hat den Leitzins zuletzt im Bereich von 4,25 bis 4,50 Prozent belassen, wobei allerdings zwei Direktoren gegen die Mehrheit im Offenmarktausschuss für eine Senkung votiert hatten. Die Zentralbank will laut Fed-Chef Jerome Powell (72) mehr Klarheit darüber gewinnen, wie sich die von Zollerhöhungen geprägte Handelspolitik Trumps auf die Inflation und den Arbeitsmarkt auswirken wird.
Der Jobmarkt kühlte zuletzt allerdings überraschend stark ab. Dies wirkte als Alarmsignal für die Notenbank, die Vollbeschäftigung fördern und stabile Preise sichern soll. Viele Experten erwarten die erste Zinssenkung im laufenden Jahr für Mitte September.
Im Direktorium der Federal Reserve gibt es derweil Bewegung: Da Direktorin Adriana Kugler (55) ihren Sitz frühzeitig räumt, wird kurzfristig ein Platz in dem siebenköpfigen Gremium frei. Regulär wäre ihre Amtszeit erst am 31. Januar 2026 abgelaufen, jetzt geht sie bereits zum 8. August. Den frei werdenden Posten will Trump zunächst nur vorübergehend besetzen und eine dauerhafte Lösung auf einen späteren Zeitpunkt verschieben.
Er werde wahrscheinlich in den nächsten zwei bis drei Tagen einen Kandidaten für die verbleibenden Monate der Amtszeit ernennen, sagte Trump am Mittwoch vor Reportern im Oval Office. „Wir werden wahrscheinlich erst eine Übergangslösung und dann eine dauerhafte Besetzung anstreben“, erklärte der Präsident. Die Auswahl sei nun auf drei Kandidaten eingegrenzt und der Interviewprozess habe bereits begonnen, so Trump weiter.
Als aussichtsreiche Kandidaten gelten der frühere Fed-Gouverneur Kevin Warsh (55) und der Direktor des Nationalen Wirtschaftsrats, Kevin Hassett (63). Beide haben sich in der Vergangenheit dafür ausgesprochen, dass die Fed dem Drängen Trumps nach niedrigeren Zinsen nachgeben sollte. Warsh wurde 2017 schon einmal als möglicher Fed-Vorsitzender gehandelt, statt an ihn ging der Posten damals allerdings an Powell.
Bisher ist noch unklar, wie schnell ein kommissarischer Nachfolger sein Amt antreten könnte. Alle Kandidaten für das Fed-Direktorium müssen vom Senat bestätigt werden. Das Verfahren sieht eine Anhörung und Abstimmung im Bankenausschuss sowie mehrere Abstimmungen im Plenum vor. Der Senat befindet sich jedoch in der Sommerpause und tritt erst am zweiten September wieder zusammen.
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