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Werder-Fans behandelten Ducksch unfair – und werden ihm nachtrauern

Werder-Fans behandelten Ducksch unfair – und werden ihm nachtrauern

Die Anhänger der Bremer unterschätzen Marvin Duckschs Abgang, glaubt unser Sportreporter Karsten Lübben. Für Werder wird es schwierig, den Stürmer zu ersetzen. Ein Kommentar.

Jetzt ist er also weg. Nach vier Jahren trennen sich Werder und Ducksch. Zukünftig stürmt der 31-Jährige für Birmingham City. "Werder war ein besonderer Abschnitt in meiner Karriere, auf den ich immer gerne zurückschauen werde", sagt Ducksch zum Abschied. Der Wechsel deutete sich an, doch die Werder-Fans nahmen die Gerüchte eher mit einem Achselzucken zur Kenntnis. Richtige Wertschätzung bekam Ducksch in Bremen eben nur selten.

Dabei sollten seine Verdienste um Werder unbestritten sein. Als Ducksch von Hannover 96 nach Bremen kam, taumelte Werder. Der Klub war kurz zuvor in die 2. Liga abgestiegen und hatte an den ersten vier Spieltagen nur fünf Punkte sammeln können. Schon bei Duckschs Debüt lief es deutlich besser. Werder gewann seinerzeit 3:0 gegen Hansa Rostock – und Ducksch erzielte dabei zwei Tore.

"Ducksch is on fire" war schnell wieder vorbei

Der Stürmer war ein Garant dafür, dass die Bremer den direkten Wiederaufstieg schafften. Und mit 20 Toren in der Saison war er – noch vor Niclas Füllkrug – der beste Torschütze. Auch in der Bundesliga war er maßgeblich daran beteiligt, dass Werder in den vergangenen drei Jahren nie in ernsthafte Abstiegsgefahr geriet.

Trotzdem verloren Teile der Werder-Fans rasch ihre Sympathien für Ducksch. Nach dem Sieg im Nordderby gegen den HSV im Februar 2022, feierten diese ihn vor dem Weser-Stadion noch mit "Ducksch is on fire"-Gesängen.

Ducksch war in drei von vier Jahren Werders Topscorer

Mit der Zeit standen sie ihm jedoch immer distanzierter gegenüber. Klar, seine Körpersprache war nicht immer optimal. Das häufige Lamentieren nervte viele. Aber die Kritik an ihm war oftmals überzogen, denn sportlich war Ducksch für Werder ein Unterschiedspieler. In drei seiner vier Jahre bei den Bremern war er der Topscorer des Teams. Nur in der Saison 2022/23 musste er mit 20 Scorer-Punkten (zwölf Tore, acht Vorlagen) knapp Füllkrug (21) den Vortritt lassen. Füllkrug wird in Bremen bis heute gefeiert. An Ducksch wiederum ließen die Anhänger häufig ihren Frust raus. Oftmals war ihre Kritik unfair.

"Natürlich beschäftigt mich das. Es hört einfach gar nicht mehr auf", sagte Ducksch im April 2024 im Podcast "Kicker meets Dazn" zur anhaltenden Kritik der Bremer Fans. "Damit muss man sich auch ein Stück weit befassen, man darf es allerdings nicht zu sehr an sich heranlassen." Das gelang ihm nicht immer. Ducksch spürte, dass viele Fans ihn auf dem Kieker haben. Ganz egal, wie gut er bei einem Mittelklasse-Team wie Werder auf dem Platz auch ablieferte.

Ducksch hätte auch Steffen zum Einstand helfen können

Dass er in diesem Sommer Werder verlassen möchte, war am Ende kein Geheimnis mehr. Schon nach dem 34. Spieltag der vergangenen Saison, einem 4:1 beim 1. FC Heidenheim, machte er im Interview klar, dass die Partie "wahrscheinlich" seine letzte im Bremer Trikot war.

So ist es nun auch gekommen. Aber ich glaube: Die Werder-Fans werden Ducksch noch nachtrauern. Durch seine Scorer-Punkte und sein Spielverständnis hätte er den Bremern auch in der kommenden Saison noch geholfen. Wie hart Werder sein Abgang trifft, wird meiner Auffassung nach eindeutig unterschätzt. Vor allem nach dem Trainerwechsel zu Horst Steffen hätte dem Klub in der Offensive ein erfahrener Spieler, der seit Jahren konstant seine Leistungen und Scorer-Punkte abliefert, geholfen.

So schlimm wie bei Kruse wird es wohl nicht

Die Vorbereitung gab nun schon einen kleinen Vorgeschmack. Ohne Ducksch, der aufgrund einer Muskelverletzung fehlte, erzielte Werder während des Trainingslagers in keinem der drei Testspiele einen Treffer. Oftmals ist zu hören, dass André Silva, mit dem Werder wieder in Verbindung gebracht wird, Ducksch doch ersetzen könnte. Dabei blieb Silva, im Gegensatz zu Ducksch, in den vergangenen drei Jahren den Leistungsnachweis schuldig. Auch in der abgelaufenen Rückrunde, in der die Bremer ihn von RB Leipzig ausgeliehen hatten, konnte er nicht überzeugen. An Ducksch kam er nicht vorbei.

Keke Topp wiederum ist ein spannendes Talent, das Werder aufbauen möchte. Der Weg ist richtig, doch von Duckschs Qualität ist Topp noch ein gutes Stück entfernt. Zumal Ducksch im Gegensatz zu Topp und Silva kein klassischer Mittelstürmer ist, sondern als spielstarker Stürmer der gesamten Offensive hilft.

Als Max Kruse Werder im Sommer 2019 verließ, krachte das Bremer Offensivspiel im Anschluss komplett zusammen. Ohne ihn agierten die Bremer planlos. Ganz so schlimm dürfte es dieses Mal nicht werden. Doch einen wie Ducksch muss Werder erstmal ersetzen. Das wird, befürchte ich, für Werder eine sehr schwierige Aufgabe sein.

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Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 7. August 2025, 18:06 Uhr

sportschau

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