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Topstars spielen lieber Premier League: Bundesliga auf der Suche nach Identität

Topstars spielen lieber Premier League: Bundesliga auf der Suche nach Identität

Wirtz, Ekitiké, Sesko, auch Xhaka: Die Bundesliga hat in diesem Transfersommer einige Topspieler verloren. Das liegt am Geld, natürlich. Doch es gibt auch andere Gründe.

Die englische Premier League hat in diesem Transfersommer mit Geld nur so um sich geworfen. Und sie tut es immer noch. Mehr als 2,3 Milliarden Euro haben die 20 Klubs laut "transfermarkt.de" bisher in neue Spieler investiert. Zum Vergleich: die deutsche Bundesliga, die spanische Primera Division und die italienische Serie A kommen bisher auf Transferausgaben in Höhe von 1,9 Milliarden - gemeinsam wohlgemerkt.

Premier League wildert in der Bundesliga

Auf der Suche nach neuen Spielern wurden die Teammanager von der Insel in diesem Sommer auch in der Bundesliga fündig. Vor allem der Weggang von Nationalspieler Florian Wirtz zum FC Liverpool schmerzt. Denn der hätte auch nach München wechseln können. Die "Reds" von der Anfield Road verpflichteten den Wirtz-Kollegen Jeremie Frimpong und später Hugo Ekitiké von Eintracht Frankfurt gleich mit.

Leipzigs Benjamin Sesko verlässt die Bundesliga in Richtung Manchester United, Dortmunds Jamie Gittens zog es zum FC Chelsea, Bayerns Mathys Tel spielt jetzt bei den Tottenham Hotspur.

Xhaka: Abstiegskampf statt Champions League

Leverkusens Granit Xhaka hätte mit Leverkusen in der kommenden Saison in der Champions League spielen können, kämpft aber lieber mit England-Aufsteiger AFC Sunderland gegen den Abstieg, und Hoffenheims Anton Stach läuft jetzt für Leeds United auf. Stach ist ein gutes Beispiel für die Unsummen, die die Bankkonten wechseln. Für den defensiven Mittelfeldmann, der hierzulande nicht gerade als Superstar gilt, bezahlte der Premier-League-Aufsteiger satte 20 Millionen Euro. Auch der FC Southampton zahlte für Kölns Damion Downs, der in der vergangenen Saison noch in der zweiten Liga kickte, mit acht Millionen Euro verhältnismäßig viel Geld.

Andere versuchen ihr Glück woanders. Zum Beispiel Nationalspieler Leroy Sane, der jetzt in Istanbul für Galatasaray aufläuft. Und mit Thomas Müller, der die Karriere in Vancouver ausklingen lässt, verliert die Liga eines ihrer prägenden Gesichter. Und der Transfersommer, der ist ja noch gar nicht vorbei. So soll Leipzigs Xavi Simons kurz vor einer Einigung mit dem FC Chelsea stehen.

Nur Luis Diaz sticht heraus

Unter den Neulingen, also Spielern, die von ausländischen Vereinen in die Bundesliga kommen, sucht man Superstars vergebens. Zu nennen ist da allenfalls der Kolumbianer Luis Diaz, der vom FC Liverpool zu den Bayern wechselt und damit den umgekehrten Weg nimmt. In die deutsche Eliteklasse kommen hauptsächlich aufstrebende und hoffnungsvolle Toptalente wie Jobe Bellingham (Dortmund), Jarell Quansah, Malik Tillman (beide Leverkusen) oder Johan Bakayoko (Leipzig).

Da fragt man sich, ob die Bundesliga nur noch als Sprungbrett attraktiv ist? Die Superstars werden jedenfalls weniger. Bei den Bayern spielen Harry Kane und Jamal Musiala - das war es.

Kahn: "International nicht die ganz große Rolle"

Oliver Kahn hat sich zu dieser Frage in einem Interview mit dem "Kicker" Gedanken gemacht. Die deutsche Eliteliga spiele "international weiterhin nicht die ganz große Rolle", urteilte der ehemalige Nationaltorwart und frühere Bayern-Vorstand: "Wenn ich mich irgendwo auf der Welt mit Leuten unterhalte, gibt es für die keinen großen Unterschied zwischen der Bundesliga, Serie A und Ligue 1. Die Premier League und La Liga heben sich deutlich ab." Deshalb könne er auch Jungstar Wirtz "gut verstehen".

Es müsse die Verantwortlichen aber "schon nachdenklich machen, wenn einer der besten deutschen Spieler lieber nach England wechselt statt zum FC Bayern", sagte Kahn. Er sehe im deutschen Fußball "eine trügerische Attraktivität". Volle Stadien, herausragende Stimmung oder perfekte Rahmenbedingungen reichen in der heutigen Zeit längst nicht mehr.

Leipzigs Sportgeschäftsführer Marcel Schäfer hat mit der Rolle der Bundesliga als Sprungbrett kein Problem. "Es macht uns ein Stück weit stolz, den nächsten Spieler für die Premier League und einen der größten Klubs weltweit entwickelt zu haben", sagte er. Vor zwei Jahren hatte Leipzig Josko Gvardiol für 90 Millionen Euro an Manchester City abgegeben.

Bundesliga kann finanziell nicht mithalten

Klar ist: Finanziell können die deutschen Vereine nicht mithalten."Wir können und werden nicht bedingungslos in dieses Rennen einsteigen, wenn Spieler bei den Top-Klubs Begehrlichkeiten wecken", sagte auch Eintracht Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann im "Kicker": "Die Verdienstmöglichkeiten auf dem internationalen Markt haben sich verändert."

Das gilt auch für Ligen, die sportlich eher unattraktiv sind. So mussten die Frankfurter neben Ekitiké zuletzt auch Tuta im besten Fußballeralter nach Katar ziehen lassen, der Stuttgarter Enzo Millot geht mit 23 Jahren nach Saudi-Arabien.

Sammer: Wofür steht der deutsche Fußball eigentlich?"

Um das zu ändern, müsse der deutsche Fußball wieder eine Identität entwickeln. "Bewusst provokativ stelle ich mir, wenn ich den deutschen Fußball gerade sehe, die Frage: Wofür steht der deutsche Fußball heute eigentlich?", sagte etwa Borussia Dortmunds Berater Matthias Sammer: "Ich kann es nicht erkennen." Viele Stars offenbar auch nicht.

sportschau

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